„Ich bin psychisch am Ende“, offenbart verängstigt eine junge Frau, die anonym bleiben möchte. Per SMS nahm sie einen Nebenjob an: 90 Minuten täglich für Klicks und Likes auf YouTube-Videos mit angeblichem Tageslohn von bis zu 450 Euro. Reichweite und Follower werden bekanntlich oft gekauft, daher machte die Frau mit.

Für die ersten Aufgaben erhielt sie kleine Beträge auf ihr PayPal-Konto und wurde in eine Telegram-Gruppe eingeladen, wo die Administratoren höhere Gewinne versprachen, falls sie Kryptowährungs-„Aufträge“ erledigt. Nach einer Einzahlung von 80 Euro erhielt sie 120 Euro zurück.

Dann sollte sie unter Zeitdruck immer größere „Einkäufe“ von 200 Euro bis zu 3000 Euro tätigen. Als manche Transaktionen angeblich „fehlschlugen“, wurden ihr „Reparaturaufträge“ gegen zusätzliche Zahlungen angeboten. Die Frau investierte erneut, da sie glaubte, sich vertippt zu haben. „Ich wollte mein bereits eingezahltes Geld unbedingt retten. Ich überwies auf deutsche IBAN-Konten und war überzeugt, dass alles legal und echt ist“, erzählt sie.

Betrug: Eine Auszahlung des Gewinns erfolgte nie

Manipulierte Kontoübersichten zeigten ihr vermeintliche Gewinne, doch eine Auszahlung erfolgte nie. Insgesamt verlor sie 6000 Euro, die sie für eine Weiterbildung zurückgelegt hatte. Schließlich wandte sie sich an die Polizei. Dort laufen die Ermittlungen noch. Gleichzeitig wird die Frau beschuldigt, in Geldwäsche verstrickt zu sein. Von ihrer Sparkasse bekommt sie kein Geld zurückerstattet, da sie die Überweisungen selbst ausgeführt hat.

So sieht eine vorgetäuschte
Zahlungsgarantie aus…

… so eine Tabelle mit manipulierten Auszahlungsübersichten.

„Ein Konto aus Bulgarien versucht mehrfach Geldbeträge von Ihrem Konto abzubuchen“, erklärte eine männliche, kompetent klingende Stimme am Telefon. Diese Person kannte die Namen der Kontoinhaber. „Es war kurz nach Feierabend an einem Montag. Auf dem Handydisplay erschien die Nummer unserer Bank“, erzählt ein Ehepaar, das ebenfalls anonym bleiben möchte. Der Betrüger drängte, seinen Anweisungen sofort zu folgen, um das Konto und das Geld zu schützen. „Er sprach mit meiner Frau, während ich parallel versuchte, unsere Bank zu erreichen. Leider ohne Erfolg. In diesem Moment waren wir überzeugt, dass der Anruf echt sei, und führten selbst eine Überweisung per Handy auf ein deutsches Konto aus. Durch den Druck und die Dringlichkeit konnten wir nicht mehr klar denken. Der Betrag war zwar verdächtig hoch, doch wir kamen nicht auf die Idee, eine Nacht abzuwarten, um persönlich zur Bank zu gehen“, so die Betroffenen.

Polizei rät: Schützen Sie ihre Daten

Nach dem Telefonat verfiel das Ehepaar in Panik, ließ sofort alle Karten sperren und ging direkt zur Polizei, um Anzeige zu erstatten. Bei ihrer Bank beauftragten sie die Nachverfolgung der Überweisung. Ob sie ihr Geld jemals zurückbekommen, ist unklar. „Unsere finanzielle Lage ist stabil, aber wir fühlen uns enttäuscht und frustriert. Wir würden jedem empfehlen, das Geld so gut wie möglich zu verteilen, die Dispo niedrig zu halten und nur geringe Tageslimits festzulegen“, so die Eheleute.

Die Polizei warnt vor betrügerischen Nebenjobangeboten im Netz und rät, im Zweifelsfall keine persönlichen Daten preiszugeben und keine Zahlungen zu leisten.

Eine Einladung in die Aufgabengruppe…

… und eine Zahlungsaufforderung.

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