Wenn Ministerpräsident Markus Söder und Bayerns Staatsregierung „großzügig“ 50 Prozent der Investitionskosten für das neue Römermuseum in Augsburg übernehmen, klingt das auf den ersten Blick nach einem echten Segen – vor allem für eine Stadt, die sich sonst kulturelle Großprojekte kaum noch leisten kann. Doch dieser Deal ist mehr Schein als Sein: Er ist ein vergiftetes Geschenk.
Denn die Zusage des Freistaats, die Hälfte der grob geschätzten 75 Millionen Euro Investitionskosten zu stemmen, ist beileibe kein Blankoscheck. Die Betriebskosten – die Jahr um Jahr anfallen – sollen vollständig von der Stadt Augsburg getragen werden. Und das ist das Kernproblem. Augsburg hat kaum finanziellen Spielraum: Die Stadtkasse ist gähnend leer, die dringend anstehenden Aufgaben wie Schulen, Infrastruktur, Sozialausgaben sind vielfältig und teuer. Aus diesem Grund warnte auch der frühere Kulturbürgermeister Peter Grab, dass die Stadt mit ihrer halben Beteiligung überfordert ist. Der Mann hat recht.
Die 50-Prozent-Beteiligung des Freistaats am Neubau ist kein großzügiges Geschenk, es ist eine klassische Mogelpackung. Augsburg wird mit dem aufwändigen Betrieb des Römermuseums und den Kosten für Personal, Energie, Instandhaltung, Versicherungen, pädagogische Angebote und andere Dienstleistungen alleine gelassen. Dabei gibt es gute Gründe, die für eine finanzielle Beteiligung des Freistaats auch an den laufenden Kosten sprechen.
Augsburg ist die zweitälteste Stadt Deutschlands, an Lech und Wertach befand sich das größte Römerlager im Süden der Bundesrepublik. Die Darstellung dieser spannenden Geschichte ist nicht die Aufgabe einer Kommune. Es ist die Aufgabe der Staatsregierung, dieses überregional bedeutsame Erbe allen Besuchern zu präsentieren.
Statt sich also von der angebotenen 50-Prozent-Beteiligung des Freistaats blenden zu lassen, müsste Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber den Mut haben, mit der Staatsregierung nachzuverhandeln: Warum nicht ein vollständig staatlich getragenes Museum? Wie andere Bundesländer zeigen, ist das machbar. Und auch Bayern betreibt bereits das staatliche Textil- und Industriemuseum (tim) in Augsburg. Warum sollte bei einem kulturellen Leuchtturm wie dem Römermuseum nicht gehen, was beim tim wunderbar funktioniert?
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