24.1 C
Augsburg
Donnerstag, 03. Juli 2025

Vor der Friedberger Zeit 2025: Frank Büschel im Interview

Must read

Von zahlreichen Menschen in der Region wird die „Friedberger Zeit“ richtiggehend herbeigesehnt. Auf der Homepage der Stadt läuft der Countdown, die Tage und Stunden werden heruntergezählt. Von Freitag, 4. Juli bis Sonntag, 13. Juli begibt sich die Stadt erneut auf eine Zeitreise ins 17. und 18. Jahrhundert – in die Epoche des Barock, in der Friedberg eine wahre Blütezeit erlebte. Das Uhrmacherhandwerk wurde großgeschrieben: Die Meister und Uhrenmacher waren bis ins ferne Ausland für ihre Werke bekannt. Die Zeit spielt also eine große Rolle. Wir unterhielten uns mit Frank Büschel, dem verantwortlichen Leiter der größten Veranstaltung der Stadt Friedberg, über das bevorstehende Ereignis, das zu den beliebtesten historischen Festen in Süddeutschland zählt.

Augsburg Journal: Herr Büschel, die Uhrmacherkunst und die Zeit spielen eine zentrale Rolle beim Friedberger Historienspektakel. Wie viel Zeit haben denn eigentlich Sie und Ihr Team der Stadtverwaltung in die Vorbereitungen investiert?

Frank Büschel: So richtig los geht es etwa ein Jahr vor der Veranstaltung. Ab da nimmt die Zusatzbelastung mit jedem Monat und mit jeder Woche zu. Letztendlich ist fast die gesamte Stadtverwaltung und der Bauhof tangiert und involviert. Trotz routinierter und eingespielter Abläufe gibt es dutzende Änderungen, Verbesserungen, Neuerungen – sei es im Programm, bei den handelnden Personen oder bei den Sicherheitsvorkehrungen.

Mit voller Mannschaft und Engagement bei der Sache: Die Zunft der Zimmerer. Foto: M. Reichenbach

AJ: Wie schafft es die Stadt, ein so großes Historienspektakel über zehn Tage auf die Beine zu stellen?

Büschel: Wichtig sind ein Stadtrat und eine Stadtspitze, die hinter dem Projekt stehen und grünes Licht für die Ressourcen geben. Ausschlaggebend sind auch eine gute Organisationsleitung und das Zusammenspiel der Sicherheitskräfte mit erfahrenen und engagierten Kräften. Und das Wichtigste sind die Friedberger Bürgerinnen und Bürger sowie die Vereine, Schulen und Handwerker, die mit enormem Einsatz das Fest erst zu dem machen, wie wir es kennen und lieben.

AJ: In einer Fest-Präambel sind viele Aspekte geregelt: vom passenden Gruß „Habe die Ehre“ über die Kleiderordnung bis hin zum Trinkspruch „Auf die Gesundheit“. Wer sich nicht daran hält, kommt aber nicht an Pranger oder gar in den Kerker?

Büschel (lachend): Da kann sich keiner so sicher sein, auch nicht die Bürgermeister und andere Honoratioren. Aufgrund schon kleinster Verfehlungen wurde dem einen oder der anderen schon die gerechte Strafe vor johlender Besuchermenge zugeführt. Aber im Ernst: Unser Fest zeichnet es eben aus, dass wir nicht ein x-beliebiges, austauschbares Mittelalter-Fest sind, sondern zeitlich später liegen und auf die Historientreue großen Wert legen.

Frank Büschel: Neue Kinderaktionen, auch veganes Essen auf der Friedberger Zeit – und neuer Eintrittspreis

AJ: Die sehenswerte Friedberger Altstadtkulisse ist – neben den zahlreichen Ständen – auch Schauplatz für Theater- und Musikdarbietungen. Worauf wird bei der Auswahl dieser Highlights geachtet?

Büschel: Wichtig ist uns, dass die zeitliche Komponente passt. Die Theaterstücke sollen in die Epoche passen, gleiches gilt für die Musikdarbietungen. So müssen alle Künstler sogenannte Musikpatente vorweisen. Es wird in diesen Tagen sicher keinen Jazz, Pop oder Rock zu hören geben.

AJ: Eine tragende Säule des Festes ist die Beteiligung der Handwerkszünfte. Auf was dürfen sich die in diesem Jahr diesbezüglich die Besucher freuen?

Büschel: In der Tat wird wieder an allen Ecken und Enden traditionell geklopft, gehämmert, geschlagen, gemauert, gedrechselt, gebunden und gehobelt. Neu ist diesmal die Vorführung besonderer Baumkunst mit Sägern und Schreinern. Freilich werden auch wieder Handwerks-Gemeinschaftswerke entstehen und künftig das Stadtbild verschönern.

Auf der Friedberger Zeit ist der Uhrmacherstand – unter anderem mit Uhrmacher Dieter Sanders (ganz links) – mit seinen vielen großen und kleinen Attraktionen ein Highlight. Das Organisationsteam um Caro Straßinger, Frank Büschel und Christine Greinbold freut sich auf zahlreiche Besucher. Foto: O. Selder

AJ: Was ist in diesem Jahr sonst noch neu auf der Friedberger Zeit?

Büschel: Die Aufzählung würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, daher gebe ich nur eine Kostprobe: Neue Kinderaktionen, wie Instrumentenbauen, Käselochziehen, Imkern, Steinmeißeln und Schornsteinklettern. Aber auch Erwachsene sind zum Mitmachen eingeladen, zum Beispiel beim Sternenknopffertigen. Neue Gaukler und Schultheaterspieler haben sich außerdem angesagt. Und, ganz wichtig: Es wird neue Essensstände geben, auch mit veganem und vegetarischem Angebot.

AJ: Zum Abschluss: Bleiben die Eintrittspreise auf einem historischen Tiefpunkt?

Büschel: Da muss ich jetzt einen Wermutstropfen ankündigen. Der Tageseintritt kostet künftig zehn Euro, das Festsiegel für mehrere Tage kostet 20 Euro. Das ist aber immer noch absolut fair angesichts des überwältigenden Angebots und im Vergleich zu anderen Festen.

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!

- Advertisement -spot_img

More articles

- Advertisement -spot_img

Latest article