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Freitag, 26. Juli 2024

Dr. Ludwig Kotter zeigt sich zu seinem Jubiläum fit & temperamentvoll wie eh und je

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Bereits vor 25 Jahren hat er auf eine erneute Wiederwahl verzichtet, dennoch gilt er bis heute als „lebende Politiker-Legende“: Dr. Ludwig Kotter, 24 Jahre lang stellvertretender Oberbürgermeister und damit – laut Wikipedia – deutschlandweit Rekordhalter als berufsmäßiger Zweiter Bürgermeister. Was ihm niemand zutrauen würde, der ihn beim regelmäßigen Einkauf im Supermarkt trifft oder in fröhlicher Freundesrunde begegnet: Der „Luck“ feiert am 10. Januar seinen 95. Geburtstag!

Dem AJ Reporter verriet er u.a.: Was ist Ihr erfolgreiches Lebensrezept?
Dr. Ludwig Kotter: Als Gast war ich in frühen Jahren mal im Deutschen Krebszentrum in Heidelberg. Da zeigte man mir unter anderem das Abbild einer Raucherlunge. Ich war es zwar schon vorher, blieb dann für immer Nichtraucher. Fit hielt ich mich mit Sport, vor allem Tennis war für mich wichtig und ich achte bis heute auf eine einigermaßen gesunde Ernährung.

AJR: Als promovierter Biologe und junger Lehrer an der Pädagogischen Hochschule sowie am Holbein-Gymnasium wechselten Sie 1966 in die Kommunalpolitik. Wie kam es dazu?
Kotter: Das hat sich so ergeben. Mein Freund Dr. Walter Althammer, damals Vorsitzender der Jungen Union und später ein profilierter CSU-Parlamentarier, wollte mich in der JU dabeihaben und der Eintritt in die CSU folgte postwendend.

AJR: Bis heute ist in Augsburgs Kulturlandschaft Ihre Handschrift deutlich erkennbar. Von der Modernisierung der Technik des Stadttheaters bis zur Rettung des Kurhaustheaters, der Errichtung eines Naturmuseums, Unterstützung der Augsburger Puppenkiste, Highlights wie „La Piazza“ und die Förderung der Kulturzentren „Abraxas“ und „Kresslesmühle“, die Belebung der Museumslandschaft und die Finanzierung hochgelobter Ausstellungen – überall haben Sie maßgeblich mitgewirkt. Nicht zu vergessen die bundesweite Resonanz auf die von Ihnen im Stadtrat durchgesetzten Galaveranstaltungen „Friedenspreis“ und „Brecht-Preis“, wobei der privater Initiative zu verdankende „Mozart-Preis“ leider nicht mehr vergeben wird. Sind heute die Zeiten und Verhältnisse so völlig anders, dass kaum gestaltet und alles nur noch bürokratisch verwaltet wird?
Kotter: Ja, die Zeiten sind anders. Vieles ist schwieriger geworden. Leider ist der Stellenwert von kulturellen Anliegen bei den Verantwortlichen generell nicht mehr so groß wie zu meiner Zeit.

AJR: Jetzt gab es ja auch Momente in Ihrer Polit-Karriere, die für Sie nicht so erfolgreich waren. Bei zwei Oberbürgermeister-Wahlen unterlagen Sie ganz knapp mit über 49 Prozent der Stimmen Ihren SPD-Konkurrenten Wolfgang Pepper (1970) und Hans Breuer (1972). Haben Sie damals mal kurz an den Ausstieg aus der Politik gedacht?
Kotter: Ja, schon. Ich hatte schon eine Tätigkeit an der Augsburger Universität in der Lehrerausbildung angenommen. Da kam der damalige CSU-Fraktionsvorsitzende Dr. Hermann Berlin auf mich zu und bot mir an, die Fraktionsführung zu übernehmen. Dazu das Amt des Bürgermeisters. Meine Antwort: Ja, ich mache das. Aber nur, wenn ich auch noch das Kulturreferat bekomme. So ist es dann passiert.

AJR: Mit Ihrer Amtszeit von 24 Jahren als Oberbürgermeister-Stellvertreter sind Sie laut Wikipedia deutschlandweit Rekordhalter als berufsmäßiger Zweiter Bürgermeister. In der CSU war Ihr Temperament bei der Durchsetzung Ihrer Pläne geschätzt, beim politischen Gegner respektiert. Als kommunaler Experte erfreuten Sie sich überregionaler Nachfrage aus der „großen“ Politik. An welche Kontakte erinnern Sie sich heute noch gerne?
Kotter: Besonders gerne denke ich an die Begegnungen mit den bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel und später Franz Josef Strauß zurück, der mich ja auch in den Landesvorstand der CSU berief und für Augsburger Themen immer ein offenes Ohr hatte. Natürlich tauschte ich mich auch oft mit dem damaligen Wirtschaftsminister Anton Jaumann, gebürtig aus Nördlingen, und Theo Waigel aus Oberrohr, seinem damaligen persönlichen Referenten, aus. Der war oft in Augsburg, bevor er große Karriere als Finanzminister Helmut Kohls und „Vater des Euro“ machte. In der Stadt hatte und habe ich weit über Parteigrenzen hinaus gute Freunde. Allen voran mein langjähriger Wegbegleiter Bernd Kränzle. Mit und über ihn pflege ich regelmäßige Kontakte zu Mitgliedern der CSU-Fraktion und Stadträten.

AJR: Herr Dr. Kotter, vor 66 Jahren feierten Sie Hochzeit und sind bis heute mit Ihrer Frau Ute verheiratet. Zwei Söhne, drei Enkelinnen und ein Enkel; jetzt noch drei Urenkelinnen und ein Urenkel. Für welchen persönlichen Luxus bleibt Ihnen beiden da noch Zeit?

Kotter: Luxus, nein danke. Große Reisen waren früher, heute haben wir große Freude bei Familientreffen oder dem Freundeskreis, der leider immer kleiner wird. Und was wir nach wie vor genießen: traditionell gutbürgerlich Essengehen, ein gutes Buch und ab und zu ein Gläschen Bordeaux.

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