Ältere Herrschaften auf Fahrrädern – aus Sicht der Polizeistatistik sind sie hierzulande Problemkind Nummer 1 im Straßenverkehr. Insgesamt 28 Verkehrstote in Augsburg und Nordschwaben im Jahr 2023 waren nicht weniger als zehn Radler – mehr als Motorrad-, Pkw- oder Lastwagenfahrer. Das bedeutet eine Verdoppelung der Vorjahreszahl (2022: 5; 2019: 4). Und neun der zehn ums Leben gekommenen Pedaleure waren 65 Jahre und älter. Was die Situation für die Polizei schwierig und für die Betroffenen zusätzlich tragisch macht: In sieben von zehn Fällen „haben Radfahrer (… die Unfallursache) durch ihr Verkehrsverhalten selbst gesetzt“, so die Polizei.

Angesichts der Schreckenszahl bei den Radfahrern mag es unpassend klingen, von positiven Entwicklungen in der Unfallstatistik zu sprechen, die es gleichwohl gegeben hat. Denn trotz des Anstieges der Unfallzahlen sank 2023 die Zahl der Schwerverletzten um rund 13 Prozent auf 469, kamen im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord „nur noch“ 28 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, sieben weniger als im Vorjahr. 61 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle ereigneten sich außerhalb geschlossener Ortschaften. Erfreulicherweise, so die Polizei, kam im Jahr 2023 kein Kind im Straßenverkehr ums Leben.

Verdoppelte Anzahl Verkehrstote in Augsburg – Die Polizei appelliert

Fahrrad- und Pedelecfahrer sind im Straßenverkehr besonders gefährdet, erklärt Polizeisprecher Markus Trieb. Trotz intensiver Bemühungen, wie beispielsweise durch die Kampagne „Kopfentscheidung“, Radfahrer zum Tragen eines Fahrradhelms zu bewegen, nutzten nach wie vor zu viele einen solchen nicht. Dabei würden Fahrradfahrer bei einem Verkehrsunfall noch häufiger verletzt als Fußgänger: bei 1.510 Unfällen wurden voriges Jahr 1.460 Radfahrer verletzt. „Allerdings haben Radfahrer bei etwa zwei Drittel der Verkehrsunfälle die Ursache durch ihr Verkehrsverhalten selbst gesetzt.“

Angesichts des deutlichen Anstiegs des Radverkehrs und der steigenden Zahl an Fahrradunfällen werde diese Zielgruppe auch 2024 verstärkt im Blick der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit stehen. Dabei gehe es einerseits um den Schutz der Radfahrer im Straßenverkehr, andererseits aber auch um die Überwachung der Regeleinhaltung durch diese selbst. Immer relevanter werden für die Verkehrssicherheitsarbeit die sogenannten Pedelecs, Fahrräder mit einer Tretunterstützung bis 25 km/h. Seit 2017 verfünffachten sich laut Polizeistatistik die Verkehrsunfälle mit Pedelecs.

Auch wenn in vielen Fällen kein anderer Verkehrsteilnehmer an dem tödlichen Unfall beteiligt war, appelliert die Polizei an die gegenseitige Rücksichtnahme im Verkehr und spricht dabei vor allem Autofahrer und Lkw-Fahrer an. Sie gehören zu den stärkeren Verkehrsteilnehmern und hätten damit eine besondere Verantwortung. Bei einem Zusammenstoß von stärkeren Verkehrsteilnehmern mit sogenannten schwächeren Verkehrsteilnehmern (Fußgänger, Radfahrer) komme es häufig zu Verletzungen seitens der schwächeren Verkehrsteilnehmer.
Aber auch an Fußgänger und Radfahrer appelliere die Polizei, sich an die Verkehrsregeln zu halten, helle Kleidung zu tragen (Sichtbarkeit!) und einen Helm zu Tragen (Radfahrer): so könnten sie zur Verkehrssicherheit beitragen und gefährliche Situationen noch besser verhindern.
Eine Prognose für das Jahr 2024 abzugeben ist für die Polizei schwierig. „Wir werden als Polizei alles dafür tun, dass die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle weiter sinkt.“ Bayernweit stehe über das gesamte Jahr die Radfahrsicherheit im Mittelpunkt, zum Beispiel im Rahmen der landesweiten Schwerpunktaktionen im Mai. Im Fokus steht dabei unfallträchtiges und rücksichtsloses Verhalten von Autofahrern, aber auch das Verhalten von Radfahrern.

Bayernweit ist die Zahl der getöteten Radfahrer 2023 mit 85 weiter angestiegen (2022: 84). Somit war im Freistaat rund jeder sechste getötete Verkehrsteilnehmer mit dem Fahrrad unterwegs. „Die Zahl der Radlunfälle vor allem mit schweren Folgen ist trotz vieler polizeilicher und straßenbaulicher Maßnahmen zu hoch“, stellte Innenminister Joachim Herrmann bei der Präsentation der landesweiten Statistik fest. „Wir werden daher unsere Anstrengungen für noch sichereres Radlfahren weiter verstärken.“

Herrmann erwartet sich Sicherheitsgewinne insbesondere durch bessere Radinfrastruktur: „Mit dem Bayerischen Radgesetz, das am 1. August 2023 in Kraft getreten ist, sollen gemeinsam mit den Kommunen 1.500 Kilometer neue Radwege bis 2030 entstehen.“

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