Die absolut unabhängige Gastrokritik
Umso mehr ist es da zu begrüßen, wenn junge Gastronomen– wie jetzt Katharina Ertl und Florin Qarri – in ihrem Restaurant „Santé“ mit ambitioniertem Konzept an den Start gehen, um die Maxstraße mit einem nicht alltäglichen Angebot an Speisen und Weinen aufzuwerten.
Ambiente
Rote Kordeln am Eingang signalisieren schon mal so etwas wie Cannes-Flair. Kleines Manko: die automatisch öffnende Eingangstür ist schon etwas zugig bei kaltem Wind.
Zur Einrichtung: Ihre Vorliebe für französisch-mediterranes Ambiente haben die Inhaber in dem kleinen Lokal mit Liebe zum Detail umgesetzt. Aus den Lautsprechern singen uns Charles Trenet, Dalida und Co nostalgisch in ein Frankreich vergangener Tage. Die Tische sind mit Stoffservietten und -Tischdecken penibel sauber eingedeckt; Farbgebung und Lichtführung schmeicheln dem Auge. Die Deko ist „très chouette“; auch wenn sich vielleicht ehemalige Gäste des vorher hier beheimateten Vegan-Restaurants „Mom´s Table“ an der Antilopen-Trophäe an der Wand im Eingangsbereich stören mögen. Ebenfalls außergewöhnlich: Eine Kühlvitrine lädt dazu ein, das Tagesangebot an frischem Fisch zu begutachten und auszuwählen… und damit kommen wir auch schon zum Essen.
Essen
Pizzen gibt es in der Maxstraße ja wahrlich schon genug. Nicht falsch verstehen: Da gibt´s ganz hervorragendes – aber dennoch ist es toll, im Santé mit vorwiegend französisch-mediterran inspiriertem Essensangebot mehr Abwechslung serviert zu bekommen! Zur Vorspeise wählten wir den gegrillten Tintenfisch auf Gemüsesalsa (€ 14,90) und die gebratenen Jakobsmuscheln auf Avocado Tatar (€ 13,90). Eine nach unserem Empfinden
wirklich ästhetische Inszenierung beim Anrichten zeichnete beides aus – und was Garpunkte, Geschmack und Frische angeht: top – noch selten hatten wir einen
so zarten, butterweich gegrillten Tintenfisch auf dem Teller! Beim Avacado Tatar mit eigentlich schöner Schärfe meinen wir den Einsatz von Tabasco herausgeschmeckt zu haben; persönlich wäre uns da Chili einfach lieber gewesen – aber das ist natürlich Ansichtssache.
Weiter ging´s mit einem auf den Punkt gegarten Filet vom Papageienfisch in Kräuterglasur (€ 19,90) an Gemüse Composé. Letzteres schön bissfest aber insgesamt eine eher cremige Komposition – wirklich hervorragend. Von der Standardkarte wählten wir die Tagliolini
Frutti di mare (€ 14,90) mit top-frischen und reichlichen Meeresfrüchten. Dieses Pastagericht ließen wir uns noch mit einem Kaisergranat aus der Vitrine als „Upgrade“
zubereiten – auch hier überzeugten Präsentation und Geschmack restlos. Worauf wir uns beim nächsten Besuch schon freuen: auch „französische Hausmannskost“ wie „Moules Frites“ (Muscheln in Weißweinsauce mit Pommes Frites“ findet sich auf der Karte. Und neugierig sind wir natürlich auch auf die Santé-Steaks. Bei der für uns auf Wunsch zusammengestellten Dessertauswahl für zwei Personen (€ 16,80) begeisterte uns vor allem das hausgemachte Pistazienparfait.
Trinken
Die kurz nach der Eröffnung noch überschaubare Weinauswahl kann sich schon jetzt sehen lassen – in den kommenden Wochen soll sie noch weiter ausgebaut werden. Mit dem fruchtig-spritzigen Riesling vom Mosel-Winzer Markus Molitor (0,75l € 28,90) hatten wir einen soliden Trinkkumpan an unserer Seite.
Service
Eine unverkrampft lockere, freundliche Servicekraft mit einem Ohr für jeden Wunsch passte zum Gesamtbild des durchaus gehobenen Essenserlebnisses ohne „Chichi“. Gefreut hätten wir uns darüberhinaus, wenn sich die Gastgeber des kleinen Lokals kurz Zeit für eine persönliche Begrüßung genommen hätten, vielleicht klappt´s ja beim nächsten Mal…