Farbenfrohe Kostüme, wuchtige Live-Musik vom Orchester und ein Ballett, das mit viel Leidenschaft südamerikanisches Flair auf die Freilichtbühne am Roten Tor zaubert: Das war die Premiere des Musical-Hits „Evita“. „Wein‘ nicht um mich, Argentinien“, sang Katja Berg als Eva Perón. Mit Applaus vom Publikum schon zur Pause und zum Schluss.
Einblicke in die neue Musical-Produktion auf der Augsburger Freilichtbühne am Roten Tor gab es bereits im Vorfeld: Beim Empfang der Sponsoren und Partner im Höfle oberhalb der Bühne machten die Hauptdarsteller Katja Berg und Alexander Franzen stimmgewaltig Lust auf mehr.
Das Ballettensemble des Staatstheaters Augsburg tanzt und singt!
Und nicht nur die Stimmen der Sänger sind beeindruckend. Das Ballettensemble des Staatstheaters – wie bei „Herz aus Gold“ unter Leitung von Ricardo Fernando – ist dieses Jahr sehr präsent auf der Bühne. Etwa wenn es gemeinsam mit Chor und Musicaldarstellern das argentinische Volk verkörpert. Dabei wird nicht nur getanzt, sondern auch gesungen – wie beim eindringlichen Requiem zu Beginn der Vorstellung. Sieben gemischte Paare stehen auf der Bühne, tragen Kostüme aus den 1930er- bis 50er-Jahren, ganz im Stil von Eva Peróns Zeit. Für Fernando ist es wichtig, dass „der Look stimmt“.
In Augsburg wird erstmals in Deutschland die neue „Symphonic Version“ von Evita aufgeführt – ein sinfonischer Klangkörper mit zusätzlichen Orchesterstimmen, wie er bereits am Broadway zu hören war. Die Augsburger Philharmoniker unter Leitung des 2. Kapellmeisters Sebastiaan van Yperen musizieren live im Orchesterzelt neben der Bühne. Dass die Musik so satt klingt, freut auch Ricardo Fernando: „Es ist ein fantastischer Klang, bringt viel Kraft für die Choreografie. Es ist fast wie eine moderne Oper.“
Augsburgs Ballettdirektor Ricardo Fernando: „Evita ist eins meiner Lieblingsmusicals“
Für ihn ist „Evita“ ein Herzensprojekt. „Evita ist eins meiner Lieblingsmusicals. Ich habe es selbst schon oft inszeniert und choreografiert.“
Die Arbeit beginne mit dem Konzept von Regisseur Florian Mahlberg, der ihm in der Zusammenarbeit viele Freiheiten lasse.
Die Choreografie umfasst anders als bei einem klassischen Ballettabend viele Tanzstile: lateinamerikanische Rhythmen wie Tango, Salsa, Cha-Cha, Rumba – und Jota, ein traditioneller Tanz aus Spanien. „Es ist ein kompletter musikalischer Reigen“, so Fernando. „Für mich ist es besonders, eine Choreografie zu entwerfen, die mit Argentinien zu tun hat“, betont der gebürtige Brasilianer. „Ich war in Buenos Aires, habe gesehen, wie sie in den Straßen Tango tanzen. Das baue ich mit ein.“
Die tänzerische Umsetzung auf der Freilichtbühne ist jedoch eine Herausforderung. Denn der Boden besteht aus glatten Holzdielen, die durch Hitze uneben oder bei Regen gefährlich glatt werden können. „Ich muss über die Sprünge und Drehungen nachdenken, damit sich die Tänzer nicht verletzen“, erklärt Fernando. Spezielle Schuhe kommen zum Einsatz, die Choreografie wird den Bedingungen angepasst, die Tänzer versuchen, ihr Verletzungsrisiko zu minimieren. Und auf der Freilichtbühne müssen auch die Tänzer an zwei Dinge denken: Nicht in der prallen Hitze proben. Und sich immer schön mit Sonnenschutz eincremen.
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