Im Sommer verstärkte sich der FC Augsburg in der Innenverteidigung mit Chrislain Matsima, den man per Leihe von der AS Monaco loseisen konnte. Im Interview mit dem Augsburg Journal spricht der 22-Jährige über seine Zeit beim FCA.
Augsburg Journal REPORTER: Wie waren die ersten Monate beim FC Augsburg für Sie?
Chrislain Matsima: Sie waren sehr positiv. Ich bin hier in einem tollen Club mit einer großartigen Atmosphäre im Stadion, fantastischen Fans und konnte mich dadurch schnell einleben.
AJR: Konnten Sie vor Ihrem Wechsel einige der Spieler schon persönlich kennen?
Matsima: Nicht alle, aber gegen Steve Mounié und Alexis Claude-Maurice habe ich bereits in Frankreich gespielt, Samuel Essende kannte ich ebenfalls. Marius Wolf kannte ich zwar nicht persönlich, aber ich habe ihn letzte Saison bei Dortmund gesehen.
AJR: Im Team gibt es mehrere französischsprachige Spieler. Haben Sie bereits eine „French Connection“ etabliert?
Matsima: Ja, man kann durchaus von einer French Connection sprechen. Wenn man in ein neues Land kommt, ist es manchmal schwierig, sofort mit allen Spielern zu kommunizieren. Hier ist das jedoch kein Problem, da die meisten gut Englisch sprechen. Natürlich haben wir eine besondere Verbindung untereinander, aber wir sind gegenüber jedem Spieler offen.
AJR: Sie haben sich in kürzester Zeit zum Stammspieler in der Defensive entwickelt. Kam Ihnen die Systemumstellung auf die Dreierkette entgegen?
Matsima: Für mich persönlich war die Umstellung definitiv vorteilhaft, da es nun einen zusätzlichen Platz für einen Innenverteidiger gibt. Außerdem haben wir in Monaco auch mit einer Dreierkette gespielt, was mir den Übergang erleichtert hat. Ich glaube, dass wir als Team seit der Systemumstellung auch insgesamt besser geworden sind. Natürlich müssen wir die Abläufe von Spiel zu Spiel noch weiter optimieren, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen und als Mannschaft noch besser harmonieren werden.
AJR: Sie spielen meist auf der rechten Seite der Dreierkette, haben aber auch schon auf der linken Position agiert. Welche bevorzugen Sie?
Matsima: Ich kann auch links spielen, mein erstes Spiel war sogar auf dieser Seite, aber ich spiele schon lieber rechts. Als Rechtsfuß fühlt sich das für mich einfach etwas gewohnter an.
AJR: Im Pokalspiel gegen Karlsruhe haben Sie in der ersten Halbzeit einen Elfmeter verschuldet. Was können Sie als junger Spieler aus solchen Situationen lernen?
Matsima: Es war kein einfaches Spiel, auswärts im Pokal vor einer tollen Kulisse. Der Elfmeter war ein schwieriger Moment für mich, aber zum Glück hat Finn (Dahmen, Anm. d. Red.) ihn gehalten und wir haben das Spiel, wenn auch spät, für uns entschieden und sind weitergekommen. Ich habe auf jeden Fall gelernt, dass ich in solchen Situationen noch konzentrierter sein muss.
AJR: Haben Sie sich bei Dahmen schon für seine Rettung des Elfmeters bedankt?
Matsima: (lacht) Klar habe ich ihm meinen Dank ausgesprochen. Er hat nicht nur den Elfmeter in der ersten Halbzeit gehalten, sondern auch den letzten im Elfmeterschießen und uns damit den Sieg gesichert. Das ist eine besondere Leistung, vor allem, wenn man nicht jede Woche spielt und nicht im perfekten Rhythmus ist.
AJR: Wenn man Sie in der Bundesliga spielen sieht, fragt man sich fast, warum die AS Monaco Sie überhaupt verliehen hat. Wie lange haben Sie gebraucht, um sich an die neue Liga zu gewöhnen?
Matsima: Ich will nicht sagen, dass es einfach war, solche Anpassungen sind nie ganz problemlos. Aber mit einem guten Umfeld und einer tollen Atmosphäre im Team, wie hier bei uns, wird es natürlich leichter, sich in der Bundesliga zurechtzufinden. Diese Aspekte waren für mich auch entscheidend, als ich mit Marinko (Jurendic, Anm. d. Red.) und dem Trainer vor meinem Wechsel gesprochen habe.Weiter nächste Seite
AJR: Was sind die größten Unterschiede zur Ligue 1?
Matsima: Das Umschaltspiel ist ganz klar der größte Unterschied. Hier geht es viel schneller hin und her, das Spiel ist intensiver und es passiert mehr. Als Verteidiger muss man stets fokussiert sein, weil man nie genau weiß, was auf beiden Seiten des Feldes passieren wird.
AJR: Wer war der beste Stürmer, gegen den Sie bislang gespielt haben?
Matsima: Das ist schwierig zu sagen, da ich schon gegen viele starke Stürmer gespielt habe, aber ich würde sagen, Alexis Sánchez war bislang der schwierigste für mich. Er ist kleiner als ich, sehr aktiv und schnell. Man darf ihn nie aus den Augen verlieren.
AJR: In welchen Bereichen möchten Sie sich als Spieler noch verbessern?
Matsima: Obwohl ich noch jung bin, möchte ich vor allem mehr Führungsverantwortung im Team übernehmen. Als Innenverteidiger ist das besonders wichtig. Außerdem habe ich noch nie ein Kopfballtor nach einem Standard erzielt, was ich in Zukunft gerne ändern würde. Natürlich gibt es noch viele Bereiche, in denen ich mich weiterentwickeln kann, aber das sind die zwei Hauptziele.
AJR: Können Sie sich vorstellen, über die Saison hinaus beim FCA zu bleiben, besonders mit der Klausel in Ihrem Vertrag?
Matsima: Ja, auf jeden Fall. Wie ich schon gesagt habe, fühle ich mich hier in einem tollen Club sehr wohl. Das Stadion, die Fans, die Mitspieler und der Staff – ich mag einfach alles hier. Daher kann ich mir gut vorstellen, länger zu bleiben.
AJR: Mit Frankreich haben Sie im Sommer Silber bei den Olympischen Spielen gewonnen. Wie groß ist der Traum, für die A-Nationalmannschaft zu spielen?
Matsima: Natürlich ist das ein großer Traum von mir. Ich habe von der U17 an in jeder U-Nationalmannschaft gespielt, viele Turniere erlebt und würde diese Erfahrung gerne auch in der A-Nationalmannschaft fortsetzen.
AJR: Wie schwierig ist es, als Verteidiger in die A-Nationalmannschaft zu kommen?
Matsima: Es gibt viele gute Spieler auf meiner Position, das ist klar. Aber mit harter Arbeit und vielleicht auch etwas Glück – etwa wenn sich ein Spieler verletzt – könnte es klappen. Dafür trainiere ich hart und versuche, immer bereit zu sein. Aber das Wichtigste ist, hier im Club meine Leistung zu bringen, der Rest wird sich dann zeigen.
AJR: Was vermissen Sie am meisten aus Frankreich?
Matsima: Eigentlich nicht viel, aber wenn ich etwas nennen müsste, dann definitiv das Wetter. Ich habe vorher in Monaco gespielt, direkt am Meer, bei viel Sonnenschein. Ansonsten ist es hier aber auch sehr schön.
AJR: Was für ein Typ sind Sie außerhalb des Fußballplatzes?
Matsima: Es kommt ein wenig darauf an, ob ich bei meiner Familie oder bei meinen Freunden bin, aber generell bin ich ein entspannter Typ, der gerne Spaß hat.
AJR: Welche Hobbies haben Sie abseits des Platzes?
Matsima: Seit ein paar Monaten verfolge ich intensiver die NBA, vor allem Anthony Edwards finde ich großartig, er spielt echt stark. Ansonsten spiele ich gerne mal Playstation mit meinen Freunden.
AJR: Wie gefällt Ihnen die Stadt Augsburg?
Matsima: Die Stadt ist wirklich super, man findet hier alles, was man braucht. Ich bin keine Person, die viel rausgeht, aber ich genieße es, Zeit zu Hause zu verbringen und gehe auch gerne mal mit meiner Frau essen.
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