Start Kultur Fehldiagnose: „Dachschaden“ beim Ludwigsbau

Fehldiagnose: „Dachschaden“ beim Ludwigsbau

Foto: SNP-Archiv

Im Umgang mit ihren Kulturstätten haben die Augsburger des öfteren wenig Fortune. Jüngstes Beispiel ist das Viele-Hundert-Millionen-Grab am Kennedyplatz. In die Schusslinie des Bürgerzorns geriet die Stadtregierung auch schon einmal vor genau 60 Jahren. Es ging um die Zukunft des nach dem Theater beliebtesten Vergnügungstempels der Augsburger.

Der Ludwigsbau, 1914 im idyllischen Stadtgarten gebaut und benannt nach dem Bayern-König Ludwig III.: 1400 Plätze, Schauplatz rauschender Faschingsbälle, hinreißender Konzerte mit weltberühmten Dirigenten und Solisten, sowie wichtig als Ersatz-Spielstätte für das Stadttheater. 1938/39 während des Umbaus und nach der Zerstörung beim Bombenangriff im Februar 1944.

In den Sechzigerjahren war es ein offen diskutiertes Thema in Architekten- und Politiker-Kreisen, dass der Ludwigsbau in die Jahre gekommen sei. Der damalige Stadtbaurat Walther Schmidt, ob seiner Durchsetzungsfähigkeit gefürchtet, war strikt gegen eine Renovierung und plädierte für einen modernen Vielzweck-Bau. Dass dann plötzlich, mitten im Fasching, ein Experten-Gutachten die Baufälligkeit der eisernen Dachkuppel-Konstruktion feststellte, führte zur sofortigen Absage aller Termine und zur totalen Sperrung. Es gab massive Proteste aus der Bevölkerung, die dann auch gespannt die Sprengung des Ludwigsbaus am 27. März 1965 verfolgte.

Der Augsburger Historiker Franz Häußler beschreibt die Szene in seinem Stadtgarten- Buch „Augsburgs grüne Insel“ so: „Als sich die Staubwolken verzogen hatten, deckte die als nicht mehr tragfähig bezeichnete Kuppel unversehrt den Trümmerhaufen. Zum Gespött über die Gutachter kam bei vielen erst recht die Wehmut auf über den Verlust ‚ihres‘ Ludwigsbaus, in dem sie manch schönes Fest gefeiert, Konzerte und Opern genossen und wunderbare Nächte durchtanzt hatten.“

Seit 1972 steht am gleichen Standort die Kongresshalle, nach ihrer Renovierung 2012 „Kongress am Park“ genannt und zum Baudenkmal erklärt.

Nach der Sprengung am 27. März 1965 nahezu unversehrt: Die von Experten als nicht mehr tragfähig eingestufte Konstruktion der Ludwigsbau-Kuppel, darunter gesprengtes Mauerwerk.

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