Seit seiner Kindheit wollte Finn Dahmen Stammtorhüter in der Ersten Bundesliga werden. Beim FC Augsburg hat er den Schritt zur Nummer Eins endlich geschafft. Im Interview mit dem Augsburg Journal spricht der 25-Jährige über die Ankunft in der Fuggerstadt, den Trainerwechsel und vieles mehr.

Augsburg Journal: Erzählen Sie mal, wie war Ihre bisherige Zeit beim FC Augsburg?

Finn Dahmen: Der Einstand war super, ich habe mich vom ersten Tag an im Verein und auch in der Mannschaft sehr wohl gefühlt. In der Vorbereitung hatte ich direkt Gelegenheiten, mich gut zu präsentieren. Der Start in die Saison war auch mit der Pokalniederlage natürlich nicht ganz so optimal. Da haben wir eine schwere Phase durchmachen müssen, aber in den letzten Wochen sieht man eine deutliche Steigerung. Diesen positiven Lauf wollen wir so lange wie möglich mitnehmen.

AJ: Wie ist das Umfeld in Vergleich zu Mainz?

Dahmen: Beide Vereine sind nicht die größten, aber etabliert in der Bundesliga und auch die Größe der Städte ist vergleichbar. Insgesamt gibt es viele Ähnlichkeiten. Das hat es mir auch relativ einfach gemacht, mich hier schnell einzufinden und wohlzufühlen. Deswegen bin ich sehr froh, dass ich im Sommer diese Entscheidung getroffen habe. Und es ist alles so gekommen, wie ich es mir gewünscht habe.

AJ: Wie ist es nun endlich, die Nummer 1 bei einem Club zu sein?

Dahmen: Es macht mir natürlich einen riesengroßen Spaß, Woche für Woche auf dem Platz stehen zu dürfen, weil es von klein auf mein Kindheitstraum war. Und auch das wofür ich jahrelang gearbeitet habe. Aber nur, weil ich das geschafft habe, hört die Arbeit nicht auf. Es geht nun darum, jede Woche hart zu arbeiten, hart zu trainieren, um so lange es geht diese Möglichkeit zu haben, Woche für Woche in der Bundesliga spielen zu dürfen.

AJ: Ihr persönlicher Ansprechpartner ist Torwarttrainer Marco Kostmann, wie ist der Austausch mit ihm, hat er Sie nach vorne gebracht?

Dahmen: Nicht nur er, das ganze Torwartteam ist super. Ich glaube, mit Marco haben wir alle drei sehr, sehr viel Glück gehabt. Marco geht intensiv auf jeden individuell ein, versucht spezifisch an seinen Stärken und Schwächen zu arbeiten. Marcel (Lubik Anm. d. red.) und Thomas (Koubek d. Red.) sind auch zwei super Typen, mit denen es einfach jede Menge Spaß macht. Das ist dann auch förderlich fürs Training.

AJ: In welchen Bereichen hat er Sie speziell vorangebracht?

Dahmen: Wir arbeiten eine Menge mit dem Ball am Fuß. Das heißt kurze Pässe, lange Pässe und Flugbälle. Da habe ich einen Schritt nach vorne gemacht. Dazu hilft er mir, noch selbstbewusster zu spielen, noch mehr an meine Stärken zu glauben. Das hat in den letzten Wochen auch ganz gut geklappt.

Finn Dahmen: Die Jungs haben mich super aufgenommen

AJ: Wie wurden Sie von der Mannschaft aufgenommen?

Dahmen: Die Jungs haben mich alle super aufgenommen. Wir haben viele Spieler in einem ähnlichen Alter. Das erleichtert es zusätzlich, weil die Interessen oft die gleichen sind, daher hatte ich keine Probleme mich hier zurechtzufinden.

AJ: Unter Jess Thorup erlebte die Mannschaft bislang einen Aufschwung, wo sehen Sie die Gründe dafür?

Dahmen: Manchmal ist es schwierig zu sagen, was ein Trainerwechsel auslösen kann. Aber momentan ist es einfach so, dass wir als Team sehr, sehr gut zusammenarbeiten. Das beginnt bei der Arbeit gegen den Ball. Die Stürmer laufen hoch an und alle anderen ziehen mit. Insgesamt haben wir derzeit einfach ein gutes Gefühl auf dem Platz. Auch wenn wir mal hinten liegen, ist immer der Glaube und das Selbstvertrauen da, das Spiel noch drehen zu können.

AJ: Wie wichtig sind Spiele ohne Gegentor für Sie persönlich? Rafal Gikiewicz hatte immer ein Zettel am Kühlschrank kleben, wie viele Spiele er zu Null machen möchte in der Saison, haben Sie so etwas auch?

Dahmen: Nein, so etwas habe ich nicht gemacht, da muss jeder für sich einen Weg finden. Natürlich ist es eine schöne Bestätigung für die Leistung, wenn man zu Null spielt. Trotzdem ist nicht automatisch jedes Spiel, in dem man Gegentore bekommt, ein schlechtes Spiel, oder umgekehrt, wenn man zu Null spielt, gleich ein gutes Spiel. Da schaue ich mir schon die einzelnen Szenen an und will keine große Sache daraus machen. Aber natürlich wäre es schön, wenn in Zukunft das ein oder andere Zu-Null-Spiel kommen würde.

AJ: Wie sind Sie mit Ihrer persönlichen Entwicklung zufrieden, wo sehen Sie noch Steigerungspotenzial?

Dahmen: Ich bin ja noch ein relativ junger Torwart, der noch nicht so lange die Chance hat, Woche für Woche auf dem Platz zu stehen. Deshalb gibt es sicher noch einige Dinge, in denen ich mich verbessern kann. Insgesamt bin ich aber zufrieden mit mir. Ich habe mir hier meinen Stammplatz erarbeitet, was vor der Vorbereitung nicht ganz klar war, und habe deshalb mein erstes Ziel erreicht.

AJ: Um den Stammplatz mussten Sie ja gleich zweimal kämpfen, zuerst unter Enrico Maaßen, jetzt unter Jess Thorup. Wie ist Ihr Austausch mit ihm?

Dahmen: Es war ja klar, dass wenn ein neuer Trainer kommt, er nicht vom ersten Tag Stammplatzgarantien gibt, aber ich glaube, in den letzten Wochen habe ich mit meinen Leistungen meinen Platz als Nummer Eins gefestigt. Das Verhältnis mit ihm ist gut, er redet viel mit den Spielern. Vor allem nach den Spielen sind wir immer im Austausch darüber, was er sich wünscht und woran wir noch arbeiten können.

AJ: Sie sind mittlerweile ein etablierter Bundesligatorhüter, welche Träume und Ziele haben Sie noch?

Dahmen: Ich muss sagen, wenn man mir als kleiner Junge gesagt hätte, mit 25 bist du Stammtorhüter in der Bundesliga, hätte ich das auf jeden Fall unterschrieben. Die Bundesliga war schon immer die Liga, die ich am meisten und am intensivsten verfolgt habe. Deswegen habe ich keine andere Liga besonders im Blick. Natürlich ist es der Traum von jedem Jungen, wenn er anfängt, Fußball zu spielen, mal zur Nationalmannschaft eingeladen zu werden. Aber das ist noch ein ganzes Stück weit weg. Und deswegen möchte ich erst mal meinen Platz in Augsburg etablieren, über Jahre hinweg hier Bundesliga spielen und dann mal schauen, was die Zukunft bringt.

AJ: Welchen Hobbies gehen Sie nach, gibt es auch andere Sportarten, die Ihnen gefallen?

Dahmen: Alles, was mit einem Ball zu tun, hat, macht mir persönlich eigentlich großen Spaß. Egal ob Tennis, Tischtennis oder Volleyball. Neben dem Fußball interessiere ich mich aber am meisten für Tennis. Ich bin Fan von Novak Djokovic und habe mich gefreut, dass er die ATP Finals gewinnen konnte.

AJ: Wie haben Sie sich in Augsburg eingelebt? Was gefällt Ihnen an der Region besonders gut?

Dahmen: Ich hatte das große Glück, dass mein Transfer schon vor der Vorbereitung feststand. Deshalb konnte ich mich schon um meine Wohnung kümmern, bevor ich in den Urlaub gefahren bin. Das hat den Einstieg erleichtert. In Augsburg gefällt mir die Altstadt richtig gut, und in der Maximilianstraße ist auch immer was los, da habe ich schon das eine oder andere Plätzchen entdeckt, wo ich mich ab und zu aufhalte.

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