Der Kapitän geht als Letztes von Bord. Was als maritime Regel gilt, hat auch im Fußball seine Bedeutung. Jeffrey Gouweleeuw weiß ganz genau, was es bedeutet, Kapitän zu sein. Er war es schließlich über viele Jahre beim FC Augsburg.
Als der Verein ihm im Sommer mitteilte, seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen, ließ das im Kopf des Niederländers nur einen logischen Schluss zu. „Ich habe erst mal ein paar Tage Zeit gebraucht, um alles ein bisschen sacken zu lassen, und dann selbst die Entscheidung getroffen, dass ich unter dem damaligen Trainer kein Kapitän mehr sein wollte. Diese Entscheidung hat nicht der Verein getroffen, das habe ich selbst getan, weil ich eine Person bin, die sich nicht alles gefallen lässt. Für mich war das auch mehr oder weniger ein Statement.“ Das sagte der 32-Jährige unlängst im Rahmen einer Medienrunde. Seitdem ist viel passiert. Neuer Sportdirektor, neuer Trainer, neue Chance sich zu beweisen. Für alle Spieler, ganz besonders aber für Gouweleeuw. Bereits noch unter Enrico Maaßen spielte der Innenverteidiger nach seiner Verletzung wieder eine größere Rolle, unter Jess Thorup aber kamen auch die Verantwortlichen zur Erkenntnis. Ohne den „Abwehrjeff“ geht es nicht beim FC Augsburg, egal ob er die Kapitänsbinde trägt oder nicht.
Warum der Ex-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw auf einem guten Weg ist
Die ziert mittlerweile den Oberarm von Ermedin Demirovic. Der Stürmer geht in dieser Saison mit starken Leistungen voran, 10 Tore und 6 Vorlagen stehen für ihn bislang zu Buche. Mergim Berisha, im Sommer zur TSG Hoffenheim gewechselt, trauern nur die wenigsten hinterher. Der neue Kapitän hat erfolgreich das Ruder übernommen, Gouweleeuw stört das nicht. „Ich glaube, ich habe mich damals nicht geändert, als ich Kapitän geworden bin, und jetzt habe ich mich auch nicht geändert. Ich will der Mannschaft mit meiner Erfahrung helfen und so bleiben, wie ich bin. Als Fußballer und Mensch.“ Das gelingt dem dienstältesten Augsburger Spieler in dieser Saison bravourös. Das liegt nicht zuletzt am Trainer, der ihm bei seiner Ankunft versprach: „‚Alles, was passiert ist, ist mir egal. Ich war nicht dabei, und wir fangen wieder von null an.‘ Eine neue Situation, und so habe ich sie auch angenommen.“
Unter Thorup kommen Gouweleeuws Qualitäten in der Spielgestaltung wieder vermehrt zum Vorschein. Was herausgespielte Chancen, lange Bälle und erfolgreiche Dribblings angeht, gehört der ehemalige Kapitän zu den besten Spielern der Liga, auch im Angriffsdrittel gelingen ihm oft wertvolle Balleroberungen, die oft zu hochkarätigen Chancen führen. Die logische Folge seiner Leistungssteigerung sowie der seiner Teamkollegen: Der FCA steht in dieser Spielzeit im Abstiegsrennen gut da. „Die letzte Saison war sehr anstrengend, so eine Saison müssen wir nicht noch mal mitmachen. Ich glaube, wir sind jetzt auf einem guten Weg, die Entwicklung geht nach oben, vor allem unter dem neuen Trainer. So wollen wir gerne weitermachen“, fasst es Gouweleeuw passend zusammen.
Daran, dass er seinen Vertrag bis 2025 mit der Option auf ein weiteres Jahr erfüllen wird, gibt es derzeit keine Zweifel. Kapitän oder nicht, Gouweleeuw und der FC Augsburg – das gemeinsame Schiff hat noch viel Fahrt vor sich. jok