Wenn sich Jess Thorup mal auf ein bestimmtes System und einen gewissen Spieler festgelegt hat, ändert er seine Meinung in der Regel nicht so schnell. Dem zu Lasten fiel zuletzt Stürmer Phillip Tietz, der sogar auf Rang Drei der Rangordnung im Sturm herabgerückt war. Gegen Mainz 05 kam zuerst Steve Mounié, dann der Ex-Darmstädter ins Spiel, als Stammstürmer Samuel Essende mit Rot vom Feld gestellt worden war.
Bereits in der Vorwoche kam Tietz erst im Laufe der zweiten Halbzeit ins Spiel, wusste dabei aber durchaus zu gefallen. Er erzielte ein Tor und stellte hinterher klar: „Bankspieler will keiner sein, ich auch nicht.“ Ob sich das bereits am kommenden Wochenende gegen Leipzig wieder ändert? Tietz Chancen auf einen Startelfeinsatz sind zumindest gestiegen. Essende wird aufgrund seiner Tätlichkeit gegen Dominik Kohr mehrere Spiele fehlen; der Konkurrenzkampf auf den Startelfplatz im Sturm ist eröffnet. Oder werden es gar zwei? Als Jess Thorup im Herbst 2023 die Mannschaft übernahm, stabilisierte der Däne den FCA schnell, auch indem er ein 4-1-2-1-2-System einführte. Dieses legte mit der Mittelfeldraute einen klaren Fokus darauf, das Zentrum dichtzuhalten, benötigte aber zwei Stürmer, um vorne die Bälle festzumachen und die nötige Durchschlagskraft zu erzeugen. Mit diesem spielten die Augsburger eine Zeit lang überaus erfolgreich, lediglich zum Saisonende ging ihnen auch aufgrund von Verletzungen die Puste aus.
Nach der Essende-Sperre kann Phillip Tietz wieder punkten
Während der Vorbereitung schien Thorup noch daran festzuhalten, in der Liga vertraut er aber seit dem St. Pauli-Spiel auf ein neues System. Dies formiert sich zumeist im 3-4-2-1, mit höher stehenden Außenverteidigern, dafür aber drei Innenverteidigern, um die Defensivschwäche von vor allem Dimitrios Giannoulis aufzufangen. Ruben Vargas und Elvis Rexhbecaj spielen vor Kristijan Jakic und Frank Onyeka auf den beiden Zehnerpositionen, davor ist Platz für einen Stürmer. Samuel Essende, groß, robust, dennoch schnell und abschlussstark, vereint Qualitäten, die ihn zu einer idealen einzigen Option vorne machen. Sowohl Phillip Tietz als auch Steve Mounié sind eher andere Spielertypen. Beide fungieren eher als Wandspieler, können Bälle gut festmachen und vor allem auch ablegen – explosiv sind sie aber nicht. Während Essende bereits mit einem Topspeed jenseits der 35 km/h geblitzt wurde, können Mounié (29,9 km/h) sowie Tietz (30,8 km/h) da nicht mithalten.
Gegen Leipzig am kommenden Samstag erscheint ein Systemwechsel durchaus möglich. Bereits gegen St. Pauli und Mainz passte der 56-Jährige sein System im Laufe des Spiels auf zwei Stürmer an, die taktische Flexibilität ist dahingehend also da. Zudem betonte Thorup zuletzt, sein System immer an die verfügbaren Spieler anzupassen – die Tür für Tietz nächsten Startelfeinsatz ist auf jeden Fall ein Stück aufgegangen. jk
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