Wahltag ist bekanntlich Zahltag. Bis zum 8. März 2026 fließt zwar noch eine Menge Wasser den Lech hinunter, doch das Thema, wer für die nächsten sechs Jahre im Rathaus regiert, bekam dieser Tage schon jetzt gehörige Brisanz. Grund: Oberbürgermeisterin Eva Weber, die vermeintlich unbestrittene Titelverteidigerin für eine zweite Amtszeit, bekam von ihrer Partei gewaltig eins auf den Deckel. Ohne Gegenkandidat/in votierten für Eva Weber bei 23 Nein-Stimmen und acht ungültigen Wahlzetteln 80 Mitglieder! Also nur 72 Prozent. Bei ihrer Erstnominierung 2019 waren es 97 Prozent!
Dass nicht nur in der Augsburger CSU, sondern auch in großen Teilen ihrer Wählerschaft seit langem gewisse Entscheidungen der schwarz-grünen Koalition auf massive Kritik stoßen, ist kein Geheimnis. Auch der Regierungsstil von Eva Weber, im Internet stets „Bella Figura“ zu machen, aber Missstände nur schönredend zu moderieren, statt wichtige Probleme als Chefsache anzupacken, macht den Unterschied zu ihrem beliebten Vorgänger Kurt Gribl deutlich.
Jetzt kann man ja Eva Weber große Ziele beileibe nicht absprechen. Das Profil Augsburgs als historisch prädestinierte Stadt des Friedens zu schärfen, an vorderster Front bei Massen-Demos für Demokratie und Menschenrechte das Wort zu ergreifen, die Vision, Augsburg zur radlerfreundlichsten Stadt Deutschlands zu machen – alles schön und gut. Andererseits lässt die Kommunikationsbereitschaft mit den Stadtnachbarn, vor allem mit Landkreis-Chef und Bezirkstagspräsident Martin Sailer sehr zu wünschen übrig. Und auch der Draht zur Staatsregierung in München glüht lange nicht mehr so wie in der Gribl-Ära.
Eines steht fest: Die Aufgaben der nächsten Wahlperiode werden nicht einfacher. Wenn es mit der Koalition mit den Grünen
keine Fortsetzung geben sollte – CSU-Vorsitzender Volker Ullrich schließt das jedenfalls nicht aus – mit wem paktiert die CSU dann? Dass die AfD bei der letzten Bundestagswahl in Augsburg zur zweitstärksten Partei wurde – vor den Grünen und der jämmerlich abgestürzten SPD – sorgt jedenfalls für unerwartete Spannung im Vor-Wahlkampf der nächsten Monate.
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