Entsetzen am Augsburger Rathausplatz: Nachdem er über eine halbe Stunde auf dem Dach des rund 40 Meter hohen historischen Gebäudes gestanden hatte, ist gestern zur Mittagszeit ein 41-jähriger Augsburger in den Tod gesprungen. Mehr als tausend Besucher des Christkindlesmarktes, der direkt vor dem Rathaus aufgebaut ist, wurden Zeuge.

Gegen 12.15 Uhr hatte ein Großeinsatz in der City begonnen. Zahlreiche Helfer von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten eilten an den Rathausplatz. Die Straße vor dem Rathaus wurde abgesperrt, die Straßenbahn angehalten, der Betrieb auf dem Markt lief aber wie gewohnt weiter.

Tödlicher Sprung schockt Augsburg

Kurz zuvor hatte die Polizei laut Sprecher Markus Trieb die Mitteilung erhalten, dass eine Person von der hinteren Seite des Rathauses außen entlang der Fassade auf das Gebäude geklettert war. Kurze Zeit später tauchte der Mann ganz oben am Dachfirst bei der großen Zirbelnuss auf. Mehrmals waren Rufe zu vernehmen, was der Mann sagen wollte, blieb auf dem Platz unverständlich. Zahlreiche Besucher auf dem Platz darunter spekulierten: eine weitere ungewöhnliche Aktion von Klimaschützern, nur noch ein entsprechendes Banner hätte gefehlt. Dann das für viele Unfassbare:

Noch bevor sich Höhenretter der Feuerwehr oder Psychologen der Polizei dem Mann nähern konnten, sprang der direkt vor das Hauptportal des Rathauses in die Tiefe. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät, er war auf der Stelle tot. Nachdem die Polizei keinerlei Hinweise auf eine andersgelagerte Absicht des Mannes hatte, sei von einem Selbstmord auszugehen, so Sprecher Trieb auf Anfrage.

Psychologe erklärt den Werther-Effekt

In einer ersten Stellungnahme zu diesem tragischen Vorfall wandte sich Oberbürgermeisterin Eva Weber, die vor Ort war, an alle Bürgerinnen und Bürger in Augsburg: „Die adventliche Stimmung in Augsburg ist heute durch ein schreckliches Ereignis jäh unterbrochen worden. Ein Mensch hat sich entschieden, mitten im Herzen unserer Stadt seinem Leben ein Ende zu bereiten. Wir sind alle sehr erschüttert über diese Tragödie und trauern um den Unbekannten, der für sich keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat, als seinem Leben mit einem Sprung vom Rathaus ein Ende zu setzen.“

Weber dankte allen Einsatzkräften, vor allem auch für die Betreuung derjenigen Besucher des Christkindlesmarktes, die dieses schreckliche Ereignis unmittelbar miterleben mussten. Aus Gründen des Respekts vor dem zu Tode gekommenen Menschen sei entschieden worden, das Engelesspiel am Samstag ausfallen zu lassen. Vor Ort standen Betreuerinnen und Betreuer allen Personen, die im Zusammenhang mit dem tragischen Vorfall Rat und Unterstützung brauchen, zur Verfügung.

Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de

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