Wie der Augsburger Unternehmer Ilir Seferi das deutsche duale Ausbildungssystem in den Kosovo brachte

Der in Augsburg und der Region weithin bekannte Gastronom Ilir Seferi hat in den letzten Jahren nicht nur in der bayerischen Gastronomie, sondern auch in seiner ursprünglichen Heimat, dem Kosovo, Spuren hinterlassen. Seine Beteiligung an der Einführung des dualen Ausbildungs- und Schulsystems nach deutschem Vorbild zeigt eindrucksvoll, wie ein Unternehmer mit die Bildungslandschaft seines Herkunftslandes prägen kann.

Seferi, der in den 90er-Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam, gründete im Jahr 2010 gemeinsam mit anderen Unternehmern die „Business Economics Society of Albanians“ – einen Verband, der mittlerweile über 200 kleine und mittelständische Unternehmen mit mehr als 4.000 Mitarbeitern vereint. Diese Vereinigung hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, sowohl Ausbildungs- als auch Arbeitsplätze zu schaffen.

„Ohne Soldaten kann man keinen Krieg gewinnen. Nur mit Kommandeuren geht es nicht weiter. Ohne Mitarbeiter kann niemand ein Unternehmen führen und ohne Nachwuchs und Auszubildende gibt es auch keine Fachkräfte, auf die man in Zukunft setzen kann“, erklärt der Geschäftsmann, wie sehr ihm das Projekt am Herzen liegt. Ilir Seferi und seine Mitstreiter sahen von vornherein große Chancen durch eine Übertragung des deutschen, dualen Ausbildungssystems auf den Kosovo, dem Fachkräftemangel in der Heimat entgegenzuwirken. „Wir haben uns gefragt, wie wir die Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt überwinden können. Schnell war uns klar, dass wir durch die Einführung eines dualen Ausbildungssystems nach deutschem Vorbild am besten eine Brücke zwischen unserer erfolgreichen Arbeit in der Bundesrepublik und den Bedürfnissen unserer Heimat schlagen können“, erklärt Seferi. Sein Ziel war es, nicht nur das Wissen, sondern auch die praktischen Erfahrungen aus Deutschland in den Kosovo zu übertragen. Dieser Ansatz wurde 2017 konkret, als Seferi zusammen mit Ausbildern aus verschiedenen Branchen – von der Gastronomie über Bau bis hin zur Autolackiererei – ein Art „Aktionsbündnis“ bildete und der kosovarischen Regierung anbot, das duale System einzuführen.

Durchbruch für Ilir Seferi mit dem Memorandum of Understanding

Lange Zeit schien das Projekt zu stagnieren. Erst im März 2022 kam es zu einem entscheidenden Durchbruch: Seferi und seine Mitstreiter unterzeichneten ein Memorandum of Understanding mit der Bildungsministerin des Kosovo. Daraufhin wurden die ersten 16 Auszubildenden in das neue System aufgenommen. „Die Azubis waren vorher zu über 90 Prozent in der Schule und nur zu 10 Prozent in der Praxis tätig – und das unbezahlt“, so Seferi. In dem von ihm initiierten Modell wird Wert darauf gelegt, dass die Auszubildenden nicht nur lernen, sondern auch ihren gerechten Lohn gekommen. Nach einer zweimonatigen Testphase wurden erste Erfolge sichtbar, die landesweit Beachtung fanden.

Ilir Seferi mit der Ministerin für Bildung der Republik Kosovo, Arbërie Nagavci, bei der Vertragsunterzeichung.

„Am Anfang gab es durchaus Widerstand von Eltern, die sagten: ‚Wir haben unsere Kinder in die Schule geschickt, nicht auf die Baustelle.‘“ Doch die anfängliche Skepsis sei schnell in Begeisterung umgeschlagen. Seferi und seine Mitstreiter schafften es, in nur zwei Jahren zwölf Berufe nach dem deutschen Schulsystem im Kosovo zu implementieren. „Dies führte zu zufriedenen Auszubildenden, Eltern und Unternehmen im Kosovo“, freut sich Seferi.

Wichtig für den Erfolg dieses Projekts war die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wie der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). „Die GIZ hat hervorragende Arbeit geleistet und uns vor Ort unterstützt. Oft wurden Curricula von Deutsch auf Englisch und dann auf Albanisch übersetzt – dabei ging viel verloren. Wir haben gemeinsam ein neues Curriculum geschaffen, das besser auf die Praxis ausgerichtet ist“, betont Seferi.

Diese Reformen haben nicht nur das Schulsystem im Kosovo verändert, sondern auch die Perspektiven der jungen Menschen vor Ort verbessert. Der Transfer von Wissen und Fachkräften zwischen Deutschland und Kosovo hat begonnen, Früchte zu tragen. „Das ist ein Win-Win für alle. Wir haben einen Transfer von Auszubildenden geschaffen, die hier in Deutschland eingesetzt werden können. Umgekehrt profitieren Unternehmen im Kosovo von gut ausgebildeten Fachkräften.“

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