Es dämmert wieder früher, die Herbstsaison für Verkehrsunfälle mit wilden Tieren beginnt. Wildunfälle können grundsätzlich das ganze Jahr über passieren, doch insbesondere im Herbst und Frühjahr ist das Risiko deutlich erhöht. Darauf weist der Automobilclub ACV hin. Und nach Worten von Polizeisprecherin Marion Liebhardt müsse nahezu im gesamten Nordschwaben mit Tieren auf Straßen gerechnet werden. Zudem wichtig: „Ein Wildunfall ist immer zu melden, da ansonsten eine Ordnungswidrigkeit droht.“
Wildunfälle stellen laut ACV nicht nur eine Bedrohung für die Tiere dar, sondern seien auch für Autofahrerinnen und Autofahrer gefährlich. Laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) werden jährlich etwa 3.000 Menschen bei Wildunfällen verletzt. Im Jahr 2022 verzeichneten die deutschen Kfz-Versicherer rund 265.000 Wildunfälle, die zu Schäden in Höhe von mehr als 950 Millionen Euro führten.
Noch schlimmer: Bei Wildunfällen kann es sogar zu Todesfällen kommen, in der Region war dies zuletzt in den Jahren 2016 und 2019 der Fall. Mit kleinen Ausreißern schwankte die Zahl der polizeilich bekannt gewordenen Wildunfälle in der Region in den vergangenen Jahren zwischen 3000 und 4400 – täglich also rund deren zehn. Die Zahl der Verletzten bewegte sich zwischen 22 und 34 jährlich. Das Polizeipräsidium Schwaben Nord habe mit dem Stadtgebiet Augsburg einen städtischen Bereich, aber mit den Landkreisen auch genauso ländliche Regionen. Naturgemäß komme es tendenziell eher in Bereichen zu Wildunfällen, in denen die Tiere häufig unterwegs sind wie Landstraßen, Waldgebiete oder im Bereich von Feldern, so Marion Liebhardt. Was von den Autofahrern, die in der Region unterwegs sind, ständige Aufmerksamkeit verlangt: Zwar gebe es derzeit keine besonders unfallträchtige Verkehrsstrecke bezüglich Wildunfällen im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord. Aber: Die Wildunfälle sind breit über das ganze Präsidium verteilt, „weiße Flecken“ auf der Unfallkarte gibt es also auch nicht.
Wildunfälle müssen der Polizei gemeldet werden
Immerhin ein kleiner Trost für all diejenigen, die zur Dämmerungszeit auf dem Lande unterwegs sind: Unfälle mit den teils über 100 Kilogramm schweren Wildschweinen, die heftig ausfallen können, seien eher selten. Im Bereich des PP Schwaben Nord wurden am häufigsten Zusammenstöße mit Reh-, Rot- und Damwild statistisch erfasst.
Die Polizei appelliert an Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, die Geschwindigkeit und das Bremsverhalten an die Licht-, Straßen- und Witterungsbedingungen anzupassen. Gerade in der Dämmerung in den Morgen- und Abendstunden könne vermehrt Wildwechsel stattfinden.
Dass ein Unfall mit einem Wildtier („Mir ist ja nichts passiert“) nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist, stellt Liebhardt in diesem Zusammenhang klar: „Ein Wildunfall ist immer zu melden, da ansonsten eine Ordnungswidrigkeit droht. Die Polizei appelliert daher an alle Verkehrsteilnehmer, einen Wildunfall direkt bei der Polizei mitzuteilen.“ So könne über die Polizei auch der jeweilige Jagdpächter verständigt werden.
Die Polizei kann Unfallbeteiligten eines Wildunfalls eine sogenannte Wildunfallbescheinigung ausstellen, sofern dies von der Versicherung gewünscht werde. Das Ausstellen der Bescheinigung kostet 10 Euro – nur das Ausstellen der Bescheinigung, nicht jedoch das Melden des Wildunfalls bei der Polizei. Viele Versicherungen erstatteten im Nachgang die 10 Euro zurück.
Ergänzend zu den Ratschlägen der Polizei gibt der ACV folgende Empfehlungen, um Wildunfälle zu vermeiden: Entdecke man Tiere am Straßenrand, sollte die Geschwindigkeit deutlich verringert und das Fernlicht ausgeschaltet werden, um die Tiere nicht zu blenden. Betritt das Tier die Fahrbahn, hupen und weiter abbremsen. Wildtiere seien häufig in Gruppen unterwegs. Werde zunächst ein Tier gesichtet, sollte auch mit Nachfolgern gerechnet werden. Auf keinen Fall sollte man mit seinem Auto abrupt ausscheren oder die Spur wechseln, um einem Tier auszuweichen. Dies könne schwerwiegendere Unfälle verursachen, besonders bei Gegenverkehr.
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