Start Augsburg Journal Reporter OB Eva Weber und Baureferent Steffen Kercher beziehen Stellung zum Theaterumbau

OB Eva Weber und Baureferent Steffen Kercher beziehen Stellung zum Theaterumbau

Oberbürgermeisterin Eva Weber und Baureferent Steffen Kercher nehmen Stellung zu Attacken der Opposition und sprechen über mehr Details der Entlassung.

Je weniger ich weiß, umso mehr kann ich spekulieren“. Mit dieser Parole konterten jetzt Augsburgs Baureferent Steffen Kercher (parteilos) und Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) Angriffe seitens der Rathaus-Opposition bezüglich des laufenden Theaterumbaus. Die Stadtchefs betonten, dass jeder Stadtrat das Recht habe und die Möglichkeit, sich ausführlich über das gesamte Bauvorhaben und dessen Zusammenhänge zu informieren. Weber nannte beispielhaft das Verhalten von FDP-Stadtrat Lars Vollmar, der sich kürzlich drei Stunden lang im Baureferat auf den aktuellen Stand habe bringen lassen. Mit dem Fazit: Alles nicht so schön, aber jetzt verstehe er, warum das getan wird, was getan werde.

Wie berichtet hatten unter anderem SPD-Rathausfraktionschef Florian Freund, Ex-OB-Kandidat Dirk Wurm (SPD) oder die Freie-Wähler Stadträte Regina Stuber-Schneider und Johann Wengenmeir die Stadtspitze attackiert. Die Räte fühlten sich nicht umfassend informiert über den Stand der Dinge vor allem nach der Kündigung des Hauptplaners. Von Kommunikationsdefizit war die Rede, sogar der Begriff „Lüge“ fiel.

Weber und Kercher warben jetzt auf einer Pressekonferenz für Verständnis, dass die Stadtverwaltung nicht jeden Schritt, jede neueste Entwicklung des Theaterumbaus sofort per Pressemitteilung oder dergleichen kundtun könne. Das habe nichts damit zu tun, „dass jemand in der Stadt Schmu“ mache. Aber es gebe nun mal Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, es gebe rechtliche Fristen, die eingehalten werden müssten. Jeder Stadtrat habe eine Verschwiegenheitserklärung für vertrauliche Informationen abgegeben „um Schaden von der Stadt abzuwenden“, so Weber. Baureferent Kercher ebenso und sie freilich auch. Und deswegen könne man sich jetzt mit etwas mehr Informationen an die Öffentlichkeit wenden, was vor drei Wochen so noch nicht machbar gewesen sei. Deswegen treffe der Vorwurf der Lüge auch nicht zu, so Weber. Zumal sich gerade jene Stadtratsmitglieder als angeblich unwissend präsentierten, die als Mitglieder im Bauausschuss seit Wochen über die Vorhänge hätten informiert sein dürfen.

Weber und Kercher: Die Stadt hat dem Planungsbüro Mitte August außerordentlich gekündigt

Zu Sache erklärten Kercher und Weber, dass die Stadt den Vertrag mit dem für Objektplanung und Objektüberwachung verantwortlichen Planungsbüro Achatz aus München Mitte August außerordentlich gekündigt habe. Die Stadt habe handeln müssen. Ohne allzu konkret auf Details einzugehen wurde gesagt, dass es sich beim streitgegenständlichen Punkt um einen zusätzlichen fünfstelligen Betrag für das Planungsbüro gehandelt habe, der gefordert worden sei. Kercher und Weber stellten klar: Gemäß geltenden Rechts müsse ein Planungsbüro Leistungen selbst im Streitfalle weiter erbringen, weil viele nachfolgende Gewerke auf der Baustelle davon abhingen. Dies sei infrage gestellt worden. Der korrekte Weg sei, nach Abschluss der Arbeiten (= Fertigstellung des Theaters) den Rechtsweg zu begehen und zu prüfen, wer wo welche Versäumnisse begangen habe. Was sodann – möglicherweise per Richterspruch – geklärt werde. „Die Stadt lässt sich nicht mit dem Nasenring durch die Manege führen“, skizzierten Kercher und Weber ihr Gefühl zuletzt beim Umgang mit dem Planungsbüro. Es sei eine rote Linie überschritten worden.

Nach Kerchers Worten habe die erste Honorarkalkulation zu Beginn der Baumaßnahmen für das Planungsbüro bei einem sechsstelligen Betrag gelegen. Aufgrund der über die Jahre hinzugekommenen Arbeiten und Aufträge liege man inzwischen bei einem Honorar im Bereich des Faktors 20. „Um Schaden von der Stadt abzuwenden“ sei das Büro zunächst abgemahnt worden, anschließend habe man den Vertrag für den Planungsabschnitt II gekündigt. Das heißt, dass das Büro Achatz beim Bauabschnitt I, dem Theatergebäude, nach wie vor Vertragspartner der Stadt sei. Es liefen Gespräche, wie man mit dem beeinträchtigten Vertrauensverhältnis in dieser Angelegenheit umgehe, so Kercher. Er ließ erkennen, dass sich die Stadt eine völlige Trennung vom Büro Achatz vorstellen könne.
Für den Bauabschnitt II, das Betriebsgebäude und das Kleine Haus direkt hinter dem Theaterbau, habe man den Weg einer Interimslösung beschritten. Baubeteiligte Fachunternehmen kümmerten sich direkt um den Fortgang der Bauarbeiten, der somit nahezu unverändert gewährleistet sei. Und, so Kercher, er gehe davon aus, dass er demnächst eine neue Lösung für die Objektplanung und Objektüberwachung für den Bauabschnitt II präsentieren könne.

Das Problem auf der Baustelle sei derzeit eh weniger der Fortgang seitens der beteiligten Bauunternehmen, als die Archäologie. Wie praktisch immer, wenn in der Augsburger Innenstadt gebaut wird, versucht die Stadtarchäologie, betroffene Funde zu sichern oder auszuwerten, bevor der Bagger kommt.
Nicht zuletzt wolle man das Vertrauen in die Handelnden bei der Stadtverwaltung gewahrt wissen. Baureferent Kercher verwies auf das Beispiel der Karolinenstraße, deren Umbau im Zeitrahmen und sogar etwas unterhalb der Kostenkalkulation geblieben sei. So wie die Stadt hier gezeigt habe, dass sie es könne, so werde sie das auch beim Theaterumbau zeigen. Kercher und Weber forderten dazu auf, auf die Sachebene zurückzukehren. Das Thema Theaterumbau passe nicht in den Wahlkampf.

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