In Augsburg startet Bischof Bertram eine queere Anlaufstelle

Missbrauchsfälle, Diskriminierung und unzählige Skandale, die Katholische Kirche hat ein Image-Problem und die Rekordaustritte beweisen das. Doch wo anderenorts angestaubte Kirchenfürsten regieren und vertuschen, ist das Bistum Augsburg in der glücklichen Lage, mit dem Augsburger Bischof Bertram Meier einen geradezu revolutionären Bischof an der Spitze zu wissen. Jetzt melden die Sprecher unseres Oberhirten eine weitere Entwicklung, die konservativen Seelen den Angstschweiß auf die Stirn treiben dürfte: Auf Meiers Geheiß wird eine Anlaufstelle für queere Menschen eingerichtet, also genau jene, deren sexuelle Orientierung so gar nicht in erzkatholische Weltvorstellungen passt.

Berufen in die „queersensible Pastoral“ wurde Andreas Ihm, eigentlich ja Polizeiseelsorger, nebenher noch als Social-Media-Manager für die Diözese zuständig. Jetzt übernimmt er zusätzlich noch diese außergewöhnliche Aufgabe. Erstmalig wird im Bistum Augsburg eine solche Beratungsstelle ins Leben gerufen. Ein großer Schritt, um homosexuellen Kirchengängern echte Hilfe zu bieten.

Bereits in der Vergangenheit war Bischof Bertram mit Aussagen wie dieser aufgefallen: „Ich lehne niemals einen Segen ab für Menschen, die zu mir kommen, um sich segnen zu lassen“, sagte er in einem Interview mit Bezug auf das Thema gleichgeschlechtliche Ehe. „Wenn Menschen sagen, sie wollen Werte wie Treue und Verbindlichkeit leben, dann gebe ich denen den Segen.“

Er unterscheidet sich eben von anderen Bischöfen. Gerade im Vergleich zum ehemaligen Augsburger Bischof Walter Mixa, der als konservativer Hardliner galt, wird das deutlich. So hat sich Meier zum Beispiel an die Spitze der Aufklärungsarbeit von Missbrauchsfällen in der Kirche gesetzt. Zusätzlich hat er einen Betroffenenbeirat ins Leben gerufen. Die schon vorhandenen Bemühungen um die Prävention, Aufklärung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Mitarbeiter der Kirche sollte dieser Beirat konstruktiv und kritisch begleiten.


Handlungen, die ihn in den eigenen Kreisen nicht immer beliebt machen. Als sich Bischof Bertram für die Ziele der Gay-Initiative
„OutInChurch“ aussprach und bekannt gab, dass er eine „Kirche ohne Angst“ fördern wolle, wurde ihm gar „Anbiederung an den Zeitgeist“ vorgeworfen. Die Initiative setzt sich dafür ein, dass die sexuelle Orientierung im Arbeitsrecht der katholischen Kirche keine Rolle mehr spielen soll.

Aber über jeden Schatten kann er dann doch nicht springen, so verneinte er bei einer Nachfrage, ob er neben der Segnung auch die gleichgeschlechtliche Ehe schließen würde, mit der Begründung, dass „eine Sakramentalität noch mal auf einem anderen Blatt stehen“ würde.

Ob Bischof Bertram nun wirklich den Stein für eine modernere, katholische Kirche in Rollen bringt, wird die Zukunft zeigen, wir freuen uns jedenfalls über einen derart modernen Bischof.

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