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Mittwoch, 08. Oktober 2025

Sportlich hoch hinaus in Down Under: Augsburger Ferdinand Schmid jagt in Australien den NFL-Traum

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Ein junger Augsburger will hoch hinaus: Ferdinand Schmid (19) hat seine Koffer gepackt und ist nach Australien geflogen – um dort als Importspieler American Football zu spielen. Wohnung, Betreuung, beste Trainingsbedingungen: Alles ist angerichtet für den nächsten Karriereschritt. Sein großes Ziel? Ein College-Stipendium in den USA – und irgendwann vielleicht die NFL. „Ich will die Zeit hier so intensiv wie möglich nutzen. Danach greife ich aggressiv auf ein Junior College Stipendium in den Staaten an“, sagt Schmid. Unterstützung bekommt er dabei immer noch von Stiefvater Dr. Jurek Göbel, (Sport-)mediziner in Augsburg und Schmids Mentor: „Er ist ein großer Teil von alldem und sorgt dafür, dass das alles professionell wurde.“

Wegen der Liebe nach Australien

Warum Australien – und nicht gleich die USA? Die Antwort ist überraschend einfach: Die Liebe hat’s entschieden. Ferdinands Schmids Freundin Giulia Christ verbringt ein Austauschjahr an einer australischen Schule. „Eigentlich wollte ich Au Pair machen und nebenbei Football spielen“, erzählt er. „Aber dann habe ich Teams gefunden, bei denen ich das Ganze hauptberuflich machen kann.“

So landete er bei den Wollongong Mustangs, die ihm „gute Rahmenbedingungen, wenn man sich auf den Sport fokussiert“, bieten. Der Defensivtrainer spielte selbst auf College-Niveau in den USA. Dafür flog Schmid 32 Stunden ans andere Ende der Welt. Ein Wochenende in Brisbane, dann Sydney. „Mein Coach hat sich zwei Tage freigenommen, um mich einzugewöhnen“, erzählt Schmid. Seitdem ist er mittendrin – als einziger Europäer im Team.

Mit Freundin Giulia Christ ging‘s zunächst nach Brisbane, bevor beide ihr australisches Jahr starteten.

Die Reaktionen der Mitspieler? Neugierig. „Viele Importspieler hier sind Kanadier, die wollten sofort wissen, was ein typisches deutsches Sonntagsessen ist.“ Aber auch er selbst macht schon erste interkulturelle Erfahrungen: „Wenn hier jemand sagt, das ist um die Ecke, sind das 30 Minuten zu Fuß, weil Australien so groß ist“, sagt Schmid mit einem Lachen. „Und die Leute sind extrem offen.“

Als Kind war Schmid lange Fußballer. Dann kam 2019 der Wendepunkt: „Mein Vater schaute Football im Fernsehen, und ich war fasziniert von einem Spieler. Da habe ich ihn gebeten, mir einen Ball zu kaufen.“ Aus Spaß wurde Leidenschaft – spätestens, als er 2020 bei den Augsburg Raptors anfing.

Heute sagt er: „Motivation reicht irgendwann nicht mehr. Jetzt geht’s um Disziplin. Ich habe große Ziele – das Feuer brennt immer noch.“ Bei den Mustangs wurde er gleich voll integriert. Zweimal pro Woche Teamtraining, ein Spiel, dazu vier private Trainings. „Ich fühle mich extrem willkommen und sehr wohl.“ Der Start war ein Statement: Am Wochenende gleich mal 38:0 gewonnen – gegen keinen leichten Gegner.

Schmid über den Football-Unterschied zu Deutschland: „Die Spieler hier können besser mit Kontakt umgehen. Es ist physischer, es gibt viele schnelle Spieler – und es gibt mehr Big Plays“, besondere Spielzüge. American Football sei in Australien erst im Aufwind, viele seiner Mitspieler kommen ursprünglich vom Rugby.

Als Augsburger in Australien: Leben bei der „Team-Mama“

Untergebracht ist der 19-Jährige aktuell bei einer Gastfamilie. „Jolene Brown ist wie die Mama des Vereins. Der Verein schaut schon, dass es einem gut geht.“ Auch Coach Morgan Whittall sei ein wichtiger Ansprechpartner. Um den Start zu finanzieren, hat Ferdinand Schmid eine GoFundMe-Seite eingerichtet. 575 Euro kamen bis Mitte September zusammen – von geplanten 2000. Das gefährde seinen Aufenthalt in Down Under aber nicht: „Gemacht hätte ich es sowieso. Es war nur als Hilfe für die ersten Wochen gedacht. Für Züge, um mich einzurichten, und Ähnliches.“

Ferdinand Schmid mit Duncan und Jolene.

Australien soll für ihn ein Sprungbrett sein. Bis Januar will Ferdinand Schmid seine Athletik-Werte wie Schnelligkeit und Sprungkraft verbessern. Damit es mit dem College in den USA klappt: „Allein das wäre für einen Europäer ein Riesenerfolg.“

Als Deutscher in die NFL? Nicht unmöglich, weiß Ferdinand Schmid

Vorbild ist Linus Osman, den er bei den Munich Cowboys kennengelernt hat. Der schaffte es bereits ins College-Team der Wingate University. „An ihm habe ich gesehen, dass es klappt.“ Und die NFL? „Natürlich eine Utopie“, gibt Ferdinand Schmid zu. „Aber wer weiß?“ Die Allgäu Comets, sein letztes Team, wusste von seinem Wechsel. „Wir hatten abgesprochen, dass ich die Saison zu Ende spiele.“ Und die Munich Cowboys, wo er zuvor lange war? „Sie sind stolz auf mich.“

In Australien spürt er schon den harten Konkurrenzkampf: „Wenn man Football auf einem hohen Niveau spielt, ist das Teamgefüge sehr stark, aber das Konkurrenzdenken ist schon heftig.“ Viele nähmen Schmerzmittel bei Verletzungen, weil einem schon der nächste Spieler im Nacken sitze, um seinen Platz einzunehmen. Schmid macht ernst. Mit Disziplin, Talent und der Unterstützung seines Umfelds könnte er seine Heimatstadt Augsburg wirklich eines Tages aus der NFL grüßen.

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