Je schöner das Wetter wird, desto mehr werden sie. Gemeint sind Radfahrer auf unseren Straßen und Wegen. Was eigentlich ein Grund zur Freude sein könnte – Stichwort Umweltschutz – birgt auch allerlei Schattenseiten. Beim kürzlich bilanzierten Aktionsmonat der bayerischen Polizei zur Radfahrsicherheit zeigte sich vor allem eine gefährliche Auffälligkeit: Rund 650 Mal in Augsburg und gar 4900 mal bayernweit wurden „Geisterradler“ angehalten, Radler also, die vorschriftswidrig auf der falschen Seite der Fahrbahn unterwegs waren. Wie der Blick in den Polizei-Pressespiegel zeigt, sind Radfahrerinnen und Radfahrer nahezu täglich am heimischen Unfallgeschehen beteiligt:
„Am Dienstag, 10. Juni, kam es zu einem Verkehrsunfall von zwei Radfahrern in der Riedingerstraße. Gegen 14.50 Uhr war der 41-Jährige in nordwestliche Fahrtrichtung unterwegs. Hierbei kam es zum Zusammenstoß mit einem 60-jährigen Radfahrer. Dieser stürzte und wurde dabei leicht verletzt. Die Polizeibeamten stellten bei der Unfallaufnahme fest, dass der 41-Jährige unter Drogeneinfluss stand (…).“
Fußgänger von Radfahrer verletzt
„Am Dienstag, 10. Juni, kam es zu einer Unfallflucht in der Bürgermeister-Ackermann-Straße. Gegen 18.15 Uhr war ein 39-jähriger Fußgänger auf Höhe einer Tankstelle unterwegs. Hierbei fuhr ein bisher unbekannter Radfahrer gegen den 39-jährigen. Der Fußgänger stürzte dadurch und wurde leicht verletzt. Der bislang unbekannte Radfahrer flüchtete nach dem Zusammenstoß, ohne sich um den Unfall zu kümmern. Die Polizei ermittelt wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort und fahrlässiger Körperverletzung. Zeugenhinweise nimmt die Polizeiinspektion Augsburg 6 unter der Telefonnummer 0821/323-2610 entgegen.“
„Bei einer Verkehrskontrolle am Sonntag, 8. Juni, stellten Polizeibeamte Rauschgift sicher. Gegen 2 Uhr kontrollierte eine Polizeistreife einen 33-jährigen Fahrradfahrer in der Schäfflerbachstraße, da er ohne Beleuchtung unterwegs war. Bei der Verkehrskontrolle bemerkten die Beamten drogentypisches Verhalten bei dem Mann. Im Rahmen der darauffolgenden polizeilichen Maßnahmen fanden die Einsatzkräfte Rauschgift bei dem 33-jährigen und stellten dieses sicher.“
Weil im vergangen Jahr bayernweit nicht weniger als 94 Radfahrerinnen und Radfahrer im Verkehr tödlich verunglückten, viele weitere in Unfälle verwickelt waren, schaute die Polizei in den vergangenen Wochen im Rahmen des landesweiten Aktionsmonats Radfahrsicherheit genauer hin. Insgesamt 12.999 Verstöße wurden dabei zwischen Hof und Füssen festgestellt. Darunter befanden sich laut Mitteilung genau 10.965 Verwarnungen. 1.597 mal wurden gar Anzeigen erstattet wegen schwerwiegender Ordnungswidrigkeiten wie beispielsweise Rotlichtverstöße.
Besonders auffällig waren 4.889 Fälle, in denen Radfahrer als Geisterradler entgegen der Fahrtrichtung oder verbotswidrig auf Gehwegen fuhren. Ein ähnliches Bild auch in Augsburg. Nach Worten von Polizeisprecherin Johanna Kruger gab es während der Aktionswoche im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord rund 1.300 Kontrollen von Radfahrern. Allein die Hälfte der Beanstandungen entfielen auch hier auf „Geisterradler“. Hierzulande ebenfalls keine Seltenheit, 75 mal angezeigt: Radler, die verbotswidrig unterwegs waren, weil sie dabei ihr Handy benutzten.
67 von 94 Getöteten über 65 Jahre alt
Auf bayerischer Ebene erhielten während der Aktionstage auch immerhin 1.541 Auto- und Lkw-Fahrer Sanktionen, vor allem für das Halten oder Parken auf Radwegen. In 437 Fällen gab es Strafanzeigen, etwa wegen Trunkenheit im Verkehr oder Fahrraddiebstahl.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bilanzierte: „Wir brauchen deutlich mehr gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr, egal ob auf zwei oder vier Rädern. Radfahren muss noch deutlich sicherer werden!“ Herrmann kündigte an, dass die Bayerische Polizei auch künftig verstärkt auf die Radverkehrssicherheit achten wird.
Trotz zahlreicher Maßnahmen bleibt die Zahl der tödlichen Radunfälle im Freistaat hoch. Im Jahr 2024 starben in Bayern 94 Radfahrerinnen und Radfahrer, was rund einem Fünftel aller getöteten Verkehrsteilnehmern entspricht. Dies ist der höchste Stand seit 2009. Knapp die Hälfte der Verstorbenen (42) war mit einem Pedelec unterwegs, einem elektrischen Fahrrad mit Motorunterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde. Besonders betroffen vom Unfallgeschehen sind ältere Menschen: 67 der 94 Getöteten waren 65 Jahre oder älter.
Neben Prävention und Kontrolle setzt der Minister langfristig auf eine Verbesserung der Radinfrastruktur. Bis 2030 sollen in Zusammenarbeit mit den Kommunen 1.500 Kilometer neue Radwege entstehen.
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