Der Gersthofer Bürgermeister Michael Wörle hat gut lachen. Die Augsburger Nachbarstadt kassiert immer höhere Steuereinnahmen. Allein Gewerbe-und Einkommenssteuer sollen laut dem in dieser Woche vorgelegten Etat-Entwurf nächstes Jahr auf knapp 54 Millionen Euro steigen. Bis 2026 sollen es 63 Millionen Euro werden. Schulden sind kein Thema bei Augsburgs reichem Nachbarn. Über drei Millionen Euro fließen auch 2023 in den Vermögenshaushalt der 20.000-Einwohner-Stadt.
Und der verarmte Nachbar? Augsburg will die Schuldenlast bis 2024 auf knapp 500 Millionen Euro erhöhen. Der Grund: Hohe Sanierungskosten für das Theater und die Schulen sowie wenig Einkommenssteuereinnahmen aufgrund der Bevölkerungsstruktur. Im Gegensatz zum bayerischen Durchschnitt von 24.026 Euro haben die 300.000 Augsburger durchschnittlich jährlich lediglich 19.203 Euro zur Verfügung.
Ein bisschen unfair ist das Ungleichgewicht schon: Als “Speckgürtelstadt” profitiert Gersthofen von der Infrastruktur der Großstadt Augsburg. Das kulturelle und sportliche Angebot Augsburgs kostet die Gersthofer keinen Pfennig. Zudem hatte die Stadt klug Gewerbeflächen am Augsburger Stadtrand ausgewiesen
Vielleicht sollte Oberbürgermeisterin Eva Weber mal beim Kollegen Michael Wörle um Finanzhilfe bitten. Gersthofen ist ja als großzügig bekannt. 1999 entschied der damalige Bürgermeister Siegfried Deffner, dass sich jeder Gersthofer 100 Mark im Rathaus abholen darf. Weil die Stadt so viel Geld auf dem Konto hatte. Und damals war es weit weniger als heute.