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Interview: Was macht eigentlich Edi Oswald?

Eduard Oswald im Bundestag mit Helmut Kohl

Er war Bundestags-Vizepräsident, Verkehrsminister unter Kanzler Helmut Kohl, Vorsitzender bedeutender Ausschüsse im Bundestag, MdB der Region Augsburg; er saß im Landtag und war 26 Jahre Vorsitzender der Landkreis-CSU – also über ein Viertel Jahrhundert in der Politik ganz oben: Eduard Oswald. Im September feierte er seinen 75. Geburtstag. Was er sich wünscht und wie er wurde, was er ist, verriet er dem AJ im Sommergespräch.

Vorneweg sagt Edi Oswald: „Ich wünsche mir etwas Unerreichbares: Frieden und Freiheit für die Menschen in dieser Welt. Und persönlich: Für meine Frau Gisela und mich die Gesundheit, um noch lange ein harmonisches Leben führen zu können.

AJ: Auf dem Weg zur Wiedervereinigung waren Sie an vorderer Stelle im Bundestag. War das ein Höhepunkt Ihrer Polit-Karriere?

Oswald: An all den Entscheidungen zur Wiedervereinigung mitwirken zu können, war eine große Herausforderung und ist in der Tat eine Erfolgsgeschichte. Dass ich zudem Umzugsbeauftragter des Parlaments von Bonn in die neue Hauptstadt Berlin sowie Bundesbauminister sein durfte, erfüllt mich mit Dankbarkeit, wenn gleich es ein knallharter Job war.

Eduard Oswald wurde am 6. September 75 Jahre alt.

AJ: Das Umzugsprojekt nach Berlin zu schultern – da brauchte es doch namhafte Unterstützung…

Oswald: Oh, es ist nicht leicht, unter so vielen einige Namen hervorzuheben. Zunächst war es Theo Waigel, den ich schon aus den Zeiten der Jungen Union in Schwaben kenne, dann natürlich Helmut Kohl, Kanzler der Einheit, und Jürgen Rüttgers, der mit mir als Parlamentarischer Geschäftsführer begann und später Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen war. Ich müsste noch viele nennen.

AJ: Kohl nannte Sie „den Strippenzieher“. Und Sie standen als Politiker in dem Ruf, stets über die Parteigrenzen hinweg gute Kontakte zu pflegen …

Oswald: Kanzler Kohl durfte ich viele Reisen in Europa begleiten. Da macht man wichtige Erfahrungen für viele Funktionen in der Partei. Aber grundsätzlich: In einer Demokratie müssen die politisch Handelnden gut miteinander zusammenarbeiten können, sonst funktioniert die parlamentarische Demokratie nicht. Trotzdem muss man seine eigene Position deutlich vertreten.

Edi Oswald mit Ex-Bundespräsident Joachim Gauck.

AJ: Klingt nach „Quadratur des Kreises“. Aber nennen Sie uns bitte ein Beispiel…

Oswald: Als ich Finanzausschuss-Vorsitzender des Bundestages war, hatte ich eine sehr enge Zusammenarbeit mit Peer Steinbrück (SPD) und als Bundestagsvizepräsident mit Petra Pau von den Linken. Das hat besser geklappt als viele für möglich hielten.

AJ: Sie sind jetzt nicht mehr politisch aktiv. Machen Sie sich Sorgen um unser Land?

Oswald: Ja, wir müssen täglich für unsere Demokratie eintreten und für sie werben. Die Politik ist ja nur so gut, wie die Menschen bereit sind, selbst mitzumachen. Ich wünsche mir mehr Respekt für die, die sich in der Politik engagieren. Ich bin auch in Sorge, dass die Werte, die Jahrzehnte galten, nicht mehr akzeptiert werden. Wir müssen den Kampf gegen den Klimawandel ebenso führen wie für den sozialen Frieden und gegen jegliche Gewalt.

AJ: Was sagen Sie denen, die an der aktuellen Politik der Ampel-Regierung kein gutes Haar lassen?

Oswald: In unserer freiheitlichen Demokratie kann sich jeder beteiligen, sich selbst engagieren. Wir brauchen mehr Mitspieler. Die Parteien müssen sich ändern und neue Angebote zum Mitmachen schaffen.

AJ: Hier waren Sie der Antreiber zum A8 Ausbau.

Oswald: Die Verkehrsinfrastruktur entscheidet über die wirtschaftliche Entwicklung einer Region. Ich habe in den Jahrzehnten meiner Arbeit am Ausbau des gesamten Straßenverkehrs-Netzes mitgewirkt. Die Infrastruktur wird ja jeden Tag älter und wir müssen unentwegt investieren. Der Bahnausbau Ulm-Augsburg muss kommen und der Augsburger Hauptbahnhof darf nicht die Engstelle sein.

AJ: Eine Ihrer bekanntesten Aktivitäten in der Region war die Bewältigung der vom Freistaat verordneten Gebietsreform vor genau 50 Jahren. Was waren die größten Hürden?

Oswald: Es ging bekanntlich um die Eingemeindung der damals selbständigen Kommunen Haunstetten, Göggingen, Bergheim und Inningen. Da gab es viele Widerstände. Aber aus heutiger Sicht waren die Entscheidungen richtig.
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