Als der Kabarettist Helmut Schleich mit „seiner“ Franz Josef Strauß-Marionette erste tapsige Schritte im Augsburger Puppentheatermuseum „die Kiste“ vollführt, scherzt er noch: FJS sei „ausgesprochen gut getroffen“ – aber „da ist nur die Frage, an welchen Fäden ich da hänge“. So gut die Stimmung auch war: Am seidenen Faden scheint die Puppenkiste selbst zu hängen.
Der Hintergrund: Vor kurzem hatte die Puppenkiste einen Rechtsstreit mit dem Freistaat verloren. Der habe, so sieht es Puppenkisten-Chef Klaus Marschall, dem Augsburger Wahrzeichen in den Jahren 2022 und 2023 deutlich zu wenig Fördergelder ausgezahlt. Insgesamt hoffte er auf 363.000 Euro weitere Einnahmen. Da diese nun ausbleiben, schloss Marschall im Gerichtssaal künftige Preiserhöhungen für die Besucher nicht aus.
Auf AJ REPORTER-Anfrage sagte er: „Natürlich bin ich im ersten Moment niedergeschlagen, weil ich nicht das bekommen habe, was ich erwartet habe.“ 45 Jahre lang hätten sie Zuschüsse erhalten, dann plötzlich keine mehr: Das sei nicht normal. Ob er und seine Anwälte in Revision gehen? Dafür müsse er noch die schriftliche Begründung des Richters abwarten.
Klaus Marschall: Ungleichbehandlung der Theater
Die Stadt Augsburg hatte derweil angekündigt, ihre Zuschüsse weiterhin voll zu zahlen und das Urteil des Verwaltungsgerichts noch einmal genauer anzuschauen.
Puppen-Papa Klaus Marschall stört vor allem die Ungleichbehandlung der Theater vonseiten des Staats: „Ich will nicht die gleichen 180 Euro wie das Staatstheater. Aber ich finde, die Schere ist sehr groß“, sagte er dem AJ REPORTER. „Und es stellt sich die Frage: Warum bekommen Figurentheater so viel weniger als staatliche Theater?“ Er verweist dabei auch auf die neueste Statistik des deutschen Bühnenvereins. „Ich habe das mit Anton Bachleitner vom Düsseldorfer Marionettentheater besprochen: Das bekommt circa 17 Euro pro Zuschauer. Die Deutsche Oper am Rhein, ganz in der Nähe, ungefähr 80. Ich frage mich, ob das noch verhältnismäßig ist.“
Es brauche ja ebenfalls Schauspieler für seine Figuren. 75 Prozent der Kosten gingen fürs Personal drauf, dessen Lohn die Gewerkschaft letztes Jahr erhöht habe. Dazu kämen teureres Wasser und Strom.
Aber Marschall gibt Entwarnung: „Nein. Wir stehen nicht vor dem Aus.“ Der 63-Jährige prüfe aber verschiedene Möglichkeiten, wie seine Kinder die Puppenkiste weiterführen können – ganz ohne privates Risiko.
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