Ende Oktober hatte der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, zu dem Karstadt in Augsburg gehört, ein Schutzschirmverfahren beantragt. Es ist die zweite Insolvenz binnen zwei Jahren. Die 100 Karstadt-Mitarbeiter in Augsburg zittern um ihre Jobs. Die Kunden fürchten um die Attraktivität der Augsburger Innenstadt.
Doch plötzlich könnte die Rettung nahen. Markus Schön, Multi-Unternehmer aus Detmold, kündigte an, er wolle 47 der 131 noch verbliebenen Karstadt-Kaufhäuser in kleinen und mittleren deutschen Städten übernehmen. Darunter auch die Filiale in Augsburg. Wie seriös ist das Angebot? Wer ist dieser Markus Schön überhaupt? Wir beantworten wir wichtigsten Fragen.
Wer ist Markus Schön?
Der 48-Jährige kommt aus Detmold in Ost-Westfalen. Eigentlich ist der Manager Vermögensverwalter. Er studierte in London Wirtschaft, arbeitete für die Commerzbank und die Sparkasse in leitenden Positionen. Heute ist er Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Schön & Co. Zudem führt er die „Schön & Co. Kinderstiftung“. Sie ist gemeinnützig und engagiert sich mit hohen sechsstelligen Beträgen für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Nach dem Tod seines Vaters im Frühjahr 2021 übernahm er auch den Online-Schreibwarenhändler „buero.de“. Insgesamt beschäftigt Schön heute etwa 200 Mitarbeiter. Jetzt will er Kaufhauskönig werden – mit 5600 Angestellten zusätzlich.
Was macht buero.de?
Das Unternehmen hat drei Filialen in Frankfurt am Main. Sonst läuft das Geschäft mit mehr als 60 000 Artikeln aus dem Büro- und Schulartikelsortiment im Online-Vertrieb. „Das Thema Einzelhandel ist uns nicht neu“, sagt Schön. Die Ursprünge des Unternehmens gehen auf den Anfang des Internets in den 1990er Jahren zurück. Seit 2021 sei der Büro- und Schulbedarfshändler als Aktiengesellschaft organisiert und wachse dynamisch. Welche Umsätze das Unternehmen macht, verrät Schön nicht.
Was plant Markus Schön mit Karstadt in Augsburg?
Das Wichtigste: Alle Mitarbeiter sollen bleiben dürfen. In Augsburg sind es etwa 100 Angestellte. In den insgesamt 5600 Mitarbeitern sieht der Unternehmer, wie er in mehreren Interviews sagte, das „größte Kapital“ der Konzernkette. Mit dem Know-how der Mitarbeiter will er die Kaufhäuser wieder zu echten Publikumsmagneten und Anziehungspunkten in den Innenstädten mittelgroßer Städte entwickeln. Schön glaubt, „das Warenhaus ist nicht tot“. Er wolle ein Vollsortiment weiterführen – und so Einkaufserlebnisse schaffen. „Wenn Sie in ein Warenhaus gehen, so wie wir es uns vorstellen, sollen Sie zumindest theoretisch die Möglichkeit haben, alles zu kaufen, was Sie brauchen“, erklärt Schön – auch die Schreib- und Bürowaren, die buero.de anbietet.
Welche bayerischen Galeria-Häuser will Schön neben Augsburg noch übernehmen?
In Bayern sind das die Häuser in Bamberg, Kempten, Memmingen, Bayreuth, Coburg, Erlangen, Aschaffenburg, Landshut, Regensburg, Rosenheim und Schweinfurt. Schön setzt auf Filialen in Mittelstädten. An München hat er kein Interesse. Dort sei die Konkurrenz zu groß. Übrigens fürchtet Schön, dass die meisten der 47 Filialen defizitär arbeiten.
Bleibt der Name Karstadt?
Nein. Karstadt in Augsburg soll wie die anderen 46 Filialen, die Schön übernehmen will, einen neuen Namen erhalten. Welcher das sein wird, verrät Schön nicht, weil die damit verbundenen Markenrechte noch nicht gesichert seien. „Wir haben eine gute Idee für einen möglichen Namen“, verspricht der Kaufinteressent.
Was sagt die Gewerkschaft?
Hubert Thiermeyer, Fachbereichsleiter von Verdi Bayern, sagte dem Münchner Merkur: Nun sei der Insolvenzverwalter am Zug. Man werde sich erst damit beschäftigen, wenn der das Angebot als solide einstufe. Das lehrten die Erfahrungen aus der Vergangenheit. Denn so mancher vermeintliche „Retter“ hätte sich schließlich als Luftnummer entpuppt.
Wie seriös ist Markus Schön?
Es gibt zumindest keinerlei Hinweise auf eine Luftnummer. Nach eigenen Angaben hat Markus Schön bei Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz ein Angebot abgegeben. Über die Höhe mag Schön nicht sprechen.
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