Mit dem Tod von Prof. Ignaz Walter verliert die Region einen streitbaren Konzern-Gründer, vielseitigen Kunstsammler und Familienmenschen.
von Walter Kurt Schilffarth
Er war ein Kämpfer, von Jugend an. Bis zum Tod. Auch die letzten Monate, als er an den Rollstuhl gefesselt war, konnten seinen Tatendrang nicht zügeln. Vor knapp zwei Wochen gab er dem AUGSBURG JOURNAL noch ein Interview. Als „leidenschaftlicher Augsburger“, wie er sich oft bezeichnete, wetterte er gegen die Pläne, den Rathausplatz und die Maximilianstraße mit Platanen zu bepflanzen. „Es darf nicht sein, dass die einzigartige Architektur des Renaissance-Rathauses und die historischen Fassaden hinter Bäumen versteckt werden sollen. Ich bin schon für mehr Grün in der Stadt, aber nur dort, wo es Sinn macht“. Es war das letzte Interview von Prof. Dr. h.c. Ignaz Walter. Er starb am vergangenen Sonntag im Alter von 87 Jahren auf seinem Gutshof in Siebenbrunn.
Die Geschichte seines Aufstiegs zu einem der größten Bauunternehmer Deutschlands mit zeitweise über 50.000 Mitarbeitern und das dramatische Ende des Weltkonzerns WALTER Bau AG am 1. Februar 2005 hat er in drei Büchern dokumentiert. Wie er als ältestes von sechs Kindern, geboren in Augsburg und in den Kriegsjahren aufgewachsen auf dem Land, über eine Maurerlehre, Abendkurse und Hochschulreife schließlich zu seiner ersten eigenen Firma kam, war das Ergebnis von unbändigem Fleiß, Ehrgeiz und kaufmännischem Talent. Diese Tugenden brachten ihm später nicht nur den Bayerischen Verdienstorden und das Bundesverdienstkreuz ein. Die deutsche Bauindustrie wählte ihn auch zum Präsidenten. Auf Augenhöhe mit Staatsoberhäuptern und Ministern wurde aus Ignaz Walter ein vielgeachteter internationaler Konzern-Herr.
Ignaz Walter verlor nie die regionale Bodenhaftung
Dabei verlor er nie die regionale Bodenhaftung. Sein Mittwoch-Stammtisch im „Drei Mohren“ war ihm ein ebenso wichtiger Termin wie eine Hauptversammlung in Seattle. In Haunstetten spielte er mit Freunden Fußball, der Ski-Winter begann für ihn schon im November mit Ausflügen nach St. Moritz und Schmitten. An seinem Feriensitz in der Nähe von Monaco verband er Aktenstudium mit viel Zeit für seine Familie, enge Freunde und die Pflege der mediterranen Botanik. Hier holte sich Ignaz Walter auch sein Knowhow für das Kakteen-Haus auf dem heimischen Grundstück in Siebenbrunn. Einzigartig ist das WALTER-Kunstmuseum im Glaspalast. Die Sammlung präsentiert Werke nahezu sämtlicher Künstler und Künstlerinnen, die im zeitgenössischen Kunstbetrieb Rang und Namen haben.
Ignaz Walter, seit 1960 mit Frau Sonja verheiratet, war immer stolz auf den Werdegang seiner Kinder. Tochter Nicole ist verantwortlich für die WALTER-Stiftung, die Söhne Dr. Ralf Walter (Aufsichtsratschef) und Dr. Roy Walter (Vorstandsvorsitzender) drehen mit der WALTER-Beteiligungen- und Immobilien AG ein großes Rad. Zurzeit entsteht zum Beispiel in Augsburg das 50-Millionen-Projekt „Innovationsbogen“, in mehreren Städten gehören insgesamt rund 400.000 Quadratmeter Grundstücksfläche zum Unternehmensbestand.
Als Senior-Chef nahm Ignaz Walter noch bis wenige Tage vor seinem unerwarteten Tod regen Anteil. AZ: „Seine Heimatstadt verliert mit ihm einen großen Unternehmer, Ideengeber und Kämpfer“.
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