Vermutlich jeder freut sich, wenn einmal ein kleiner Igel durch den Garten streunt, nach Nahrung sucht oder sogar in der kalten Jahreszeit in einen Laubhaufen einzieht, um zu überwintern. Aber genau diese süßen, stacheligen Tierchen sind in Gefahr. Klimawandel und Insektensterben machen ihnen das Leben schwer. Der AJ REPORTER war zu Besuch in der Igel-Auffangstation im Augsburger Tierheim und hat nachgefragt: Wie steht es um die Igel? Und wie kann man helfen?

„Wir hatten dieses Jahr zum ersten Mal Aufnahmestopp für Igel“, erzählt Natalie Gauggel (24). Sie arbeitet leidenschaftlich gerne bereits seit vier Jahren im Augsburger Tierheim und ist dort vor allem für die Pflege der stacheligen Bewohner zuständig. Ungefähr 60 Igel haben derzeit eine Übergangsbleibe bei ihr. Pro Jahr finden circa 300 ihren Weg ins Tierheim. Gründe hierfür gibt es einige. Wenn ein Igel verletzt, augenscheinlich unterernährt oder tagaktiv ist, unter starkem Parasitenbefall leidet oder apathisch wirkt, sollte man das Augsburger Tierheim um Hilfe bitten. Dieses erklärt dann, was zu tun ist.

In Bayern stehen Igel seit 2017 auf der Vorwarnstufe der Roten Liste. Zwar gelten sie daher noch nicht als gefährdet, schon in naher Zukunft könnten sie aber vom Aussterben bedroht sein. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen das Wetter. „Es bleibt mittlerweile einfach sehr lange ziemlich warm und dann fallen die Temperaturen schlagartig. Vor allem für junge Igel ist das ein Genickbruch. Sie bereiten sich zu spät auf den Winterschlaf vor“, erklärt Gauggel. Auch die Nahrungssuche der Tiere stellt sich mittlerweile als schwer heraus. Unter anderem durch die Verwendung von Kunstdünger in der Agrarindustrie sterben viele Insekten, die für Igel als Hauptnahrungsmittel gelten.
Ein weiteres Hindernis sei die moderne Gartengestaltung. „Viele Menschen haben heutzutage Steingärten. Das sieht vielleicht schön aus, den Igeln nimmt es aber den Lebensraum weg“, so Glauggel.

Auch Rasenmähroboter seien eine tödliche Gefahr für die Tiere. „Igel rennen nicht weg, wenn sie Angst bekommen, sie rollen sich ein. In der Theorie sollte der Roboter anhalten, wenn ein Hindernis vor ihm auftaucht. In der Praxis werden vor allem kleine Jungtiere überfahren und dabei schwer verletzt oder getötet“, fügt sie noch hinzu.

Aber wie kann der Normalbürger den süßen Tierchen helfen? „Wenn man die Möglichkeit, also einen schönen Garten, hat, kann man wirklich ganzjährig mit Futter- und Wasserstellen helfen“, so Gauggel. Katzenfutter ohne Soße und Getreide oder Rührei, ohne Gewürze oder Öl angebraten, sei besonders gut geeignet. Von handelsüblichem Igelfutter rät Gauggel aber ab. Dieses enthalte meist Getreide oder Nüsse, welches für die Verdauung der Tiere ein Riesen-Problem darstelle. Zusätzlich dazu könne man auch spezielle Igelhäuser aufstellen, welche als Winterbehausung dienen, oder eben einfach mal den Laubhaufen liegen lassen.

Das Tierheim Augsburg ist immer auf der Suche nach freiwilligen Helfern, welche bei der Versorgung der Igel unterstützen. Auch Gartenbesitzer, die sich als Auswilderungsstelle für aufgepäppelte Tiere anbieten möchten, sind gefragt. Interessenten können sich unter der Adresse info@tierschutz-augsburg.de melden oder unter der Nummer 0821/455290-0 anrufen.

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