Eine betroffene Mutter spricht über den tatverdächtigen Ex-Mitarbeiter, der Augsburger Domsingknaben nackt in der Dusche filmte

“Wir waren entsetzt, das hat sich niemand vorstellen können.“  Sabine F. (Name geändert) hat es aus den Nachrichten erfahren, ebenso wie ihr Sohn. Der, mittlerweile 27 Jahre alt, war 15 Jahre Sänger bei den Augsburger Domsingknaben. Ein heute 25-Jahre altes, ehemaliges Mitglied des Knabenchores, soll mehrfach Sänger-Buben heimlich nackt in der Dusche gefilmt haben. Dass der Ruf des Chores jetzt durch einen Missbrauchs-Vorwurf belastet wird, macht Mutter und Sohn betroffen. Sabine F. sagt aber unmissverständlich: „Wenn ich noch einen Sohn im entsprechenden Alter hätte, würde ich ihn wieder zu den Augsburger Domsingknaben bringen.“

Sie wolle nichts beschönigen, herabreden, relativieren. Was passiert sei, sei schlimm, vor allem für die betroffenen Kinder. Was sich aber auch zeige: Bislang habe es wegen des Verdachts auf sexuelle Übergriffe keine einzige Abmeldung eines Kindes bei den Domsingknaben gegeben. Die betroffenen Eltern würden anerkennen, was im Chor für ihre Buben Gutes getan werde, und das scheine gegenüber der Besorgnis über vergleichbare (künftige?) Vorfälle zu überwiegen. An keiner Stelle, so Sabine F., hätten die Eltern Angst haben müssen, dass sich die Verantwortlichen im Chor im Falle des 25-Jährigen falsch verhalten hätten.

Vergleichbare Vorfälle wie das Filmen von Augsburger Domsingknaben nackt in der Dusche? Nichts, aber auch gar nichts hätten die Eltern vom Tun des Tatverdächtigen, der selbst vor Jahren Sänger im Chor gewesen ist, mitbekommen. Ebenso wenig wie die Kinder. Ganz offensichtlich handle es sich um einen Einzelfall, das Delikt eines Irrgeleiteten.

Nie wäre man auf den Gedanken gekommen, dass der junge Mann, der aus einer angesehenen Augsburger Familie stammt, so etwas machen würde. Wie die Leitung des Chores jetzt in einer Pressemitteilung bekannt gab, ermittle die zuständige Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Bamberg gegen einen heute 25-jährigen ehemaligen Mitarbeiter der Augsburger Domsingknaben. Der soll in den Jahren 2017 bis 2020 wiederholt in der Dusche oder Umkleidekabinen Sängerknaben heimlich gefilmt haben. Die Videos sind bei Gastspielen der Domsingknaben außerhalb von Augsburg entstanden, dort, wo die Buben untergebracht gewesen waren. Bei dem 25-Jährigen wurde laut Medienberichten auch weiteres kinderpornografisches Material sichergestellt, zudem werde wegen des Verdachts auf Missbrauch eines Kindes ermittelt.

Seit Beginn der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen im vergangenen November bemühte sich die Leitung der Augsburger Domsiungknaben, den Betroffenen Hilfestellung bei der Aufklärung zu leisten. Im Falle des Sohnes von Sabine F. sei dies nicht erforderlich, so die Mutter, ihr Sohn sei erwachsen, könne die Geschehnisse einordnen.

Nach Worten von Susanne Merk von den Domsingknaben hätten die Chor-Verantwortlichen den betroffenen Eltern und Kindern vielfältige Hilfs- und Gesprächsmöglichkeiten angeboten. Ob und wie diese angenommen worden sind, sei allein den Beteiligten überlassen.

Der Fall: Sexueller Missbrauch: Augsburger Domsingknaben heimlich nackt beim Duschen gefilmt

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