Alles hatte so schön begonnen. Das Reiseziel vom Business-Walker sollte dieses Mal Königsbrunn heißen. Im Jahr 1833 ließ König Ludwig I. von Bayern zwischen Augsburg und Klosterlechfeld drei Brunnen zur Versorgung der Fuhrleute und Wallfahrer graben. Diese Brunnen erhielten von Reisenden und Bewohnern des Umlandes alsbald die Bezeichnung „Königsbrunnen“. Schon 1836 bauten die ersten Siedler bei diesen Königsbrunnen ihre Häuser. Die Siedlung wuchs bald zum längsten Straßendorf Bayerns (ca. 7 km), da sich die Bebauung über längere Zeit fast ausschließlich entlang der Hauptstraße des Ortes vollzog. So entstand am Randbereich der Bobinger Flur die Kolonie Königsbrunn. Im Jahr 1842 wurde sie zur eigenen Gemeinde erhoben und dann 1967 zur Stadt.

Doch es sollte anders kommen …

Genau diese Königsbrunnen wollte ich finden, den Ort, an denen sie einst gestanden hatten. Im Vorfeld wurde mit Eifer recherchiert und auch die hiesige Geschäftswelt bekundete reges Interesse an einem Besuch des Business-Walker. Kurzum, es lief wie geschnitten Brot und ich freute mich auf meine Tour, die für Anfang September geplant war. Doch vor dem September kam leider auch der August. Und am 26. jenes Monats, einem sommerlichen Tag mit Temperaturen um die 30 Grad, waren alle Planungen meinerseits plötzlich nur noch Makulatur. Am späten Nachmittag traf ein schweres Unwetter Königsbrunn, Kissing und viele andere Orte im Augsburger Land. Starkregen, Wind und Hagel hinterließen eine breite Schneise der Verwüstung bei unseren südlichen Nachbarn. Es kam, wie es kommen musste und was auch nachvollziehbar ist: Die Königsbrunner Geschäftswelt hatte ab jenem Tage ganz andere Probleme und musste mir absagen. Da stand er nun, der arme Thor, und kam sich ganz verlassen vor. Nur zwei Termine, welch ein Graus, doch trotzdem fuhr er motiviert da raus.

Eine Fahrt ins Krisengebiet

Ich fahre auf der Haunstetter Straße in Richtung Königsbrunn. Besser gesagt: vom Spätsommer direkt in den Spätherbst. Schon kurz nach dem Ortsschild Königsbrunn wurde mir richtig bewusst, was die Schlagzeilen der letzten Wochen in realen Bildern bedeuten. Bäume, die ihr Laub verloren hatten, Felder, die nicht mehr zu ernten waren und „durchschossene“ Rollläden allerorts. Eingeschlagene Dächer, Baumstümpfe und stark mitgenommene Verkehrsschilder und Ampeln. Es erinnerte fast an einen der vielen Krisenherde auf unserem Planeten. Nur dass hierfür weder Geschütze noch Maschinengewehre verantwortlich waren, sondern in erster Linie ein – an die zwanzig Minuten lang andauernder – Hagelschlag. Ganz ehrlich, ich war wirklich erschüttert. Tief durchatmen und auf zur ersten Station meiner Reise, dem CINEPLEX an der derzeit entstehenden neuen Prachtmeile von Königsbrunn.

Der Business-Walker zu Besuch bei Barbie und dem Eberhofer

Ich muss zugeben, ich bin wahrlich kein großer Kinogänger. So alle paar Jahre halt mal. Und bei genauem Nachdenken wird es mir auch plötzlich bewusst, dass mich einer meiner wenigen Kinobesuche, vor 20 Jahren eben genau, in jenes Kino führte und zu einem Film, der auch noch von einer Katastrophe handelte. Ok und jetzt oute ich mich: Ja, es war Titanic. Ich habe quasi schon die Trillerpfeife im Ohr, mit der die auf dem Brett treibende Rose (warum ist Jack eigentlich nicht mit auf die Planke geklettert und ist stattdessen abgetaucht?), mit eisigem Atem auf sich aufmerksam macht. Auch mich fröstelt es jetzt fast ein wenig, doch da taucht auch schon Susanne Albrecht im schönen Foyer des Kinos auf und rettet mich charmant aus der gedanklichen See-Not. Wir nehmen Platz zu einem interessanten Gespräch, bevor mir Susanne Albrecht zwei der sechs schönen und modernen Kinosäle zeigt. Seit 26 Jahren ist das CINEPLEX mit seinen 566 Sitzplätzen erste Anlaufstelle für Cineasten jeden Alters. Erst im März wurde in einem dreiwöchigen Umbau das gesamte Foyer modernisiert. Wir stehen jetzt in einem der Säle, der im hinteren Bereich schmucke und gemütliche Leder-Liegestühle bietet. Ich lasse es mir nicht nehmen, kurz Probe zu sitzen und Susanne Albrecht um ein Foto zu bitten. Es fällt mir schwer, wieder aufzustehen und ich wünschte mir einen dieser Sessel ins heimische Wohnzimmer. Einen Saal weiter gibt es sogar Doppelsitzer-Sofas für Pärchen oder welche, die es als bald werden möchten. Aber eines ist sicher – wenn es hier nicht klappt, dann lasst es besser gleich ganz bleiben.

Um die 30 Mitarbeiter kümmern sich hier vor und hinter den Kulissen bzw. Leinwänden um das Wohl der Gäste. Diese sind stets bemüht, den Kinobesuch zu etwas ganz Besonderem zu machen. Für mich hat dieses Kino schon auf Grund der Größe einen ganz besonderen Flair. Es ist einfach gemütlicher als viele der großen Kinozentren. Kassenknüller in diesem Jahr waren natürlich „Barbie“ und der neue Eberhofer, so Susanne Albrecht. Ebenso erfolgreich war bei den kleinen Gästen „Super Mario“. „Es war einfach zuckersüß, die jüngsten Kinogäste, die teilweise sogar im Kostüm und mit aufgeklebtem Bart kamen, zu beobachten. Für viele war es der erste Kinobesuch überhaupt und man hat ihre Aufregung und Freude von den Gesichtern ablesen können“, so Albrecht weiter. Wenn demnächst „Wochenendrebellen“ ins Kino kommt, hat das CINEPLEX bereits eine tolle Aktion für die Kino-Kids in Planung. Es geht um Trikots, mehr wird noch nicht verraten. Abschließend noch eine tolle Information: Als eines der ersten Kinos überhaupt hat man hier komplett auf Mehrwegbecher umgestellt. Kino bedeutet also nicht nur Erlebnis, sondern in Königsbrunn auch Nachhaltigkeit. Es war ein wunderbarer Termin und spätestens beim nächsten Eberhofer werde ich hier gerne wieder zu Gast sein. Auch wenn der Hagel vor dem CINEPLEX, sprich dessen Fassade und Klimaanlage, nicht Halt gemacht hat – der Walker Hagl lässt sich davon nicht beeindrucken. Danke!

Business-Walker, gestatten, der Hag(e)l zu Gast

„Grüß Gott, ich bin’s der Hagl vom Augsburg Journal“, rufe ich dem Herren auf dem Vorplatz zu. „Hagl? – Dann bitte verlassen Sie augenblicklich mein Grundstück!“, schallt es zurück. Hätte Roland Strobl dabei nicht gelächelt, wäre ich sofort wieder ins Auto gesprungen. In Begleitung eines stattlichen Hundes hatte er wohl mein Eintreffen bereits erwartet. Nun bin ich also zu Gast bei Strobl Bürotechnik GmbH in der Hunnenstraße 24. Herr Strobl, seine Schwester Heike Flekna und Bürohund Nala heißen mich dann doch sehr freundlich willkommen. Ich verweise einmal mehr auf das fehlende „E“ in meinem Namen. War ich ja bereits von der Not-Akquise zu dieser Tour gewöhnt. Sobald ich beim Anruf an das Augsburg Journal meinen Namen anhängte, verfinsterte sich die Stimme meines Gegenübers entweder merklich, es wurde tief durchgeatmet oder einfach mal süffisant gelacht. Sosehr ich mich auch bemühte, sprich versuchte undeutlich zu sprechen oder den letzten Buchstaben meines Namen betont in die Länge zu ziehen, noch nie war mein Name so ein Synonym für das Böse, wie in den letzten beiden Wochen. Ich kam mir vor wie der personifizierte Todesstern über dem Planeten Endor. Apropos Endor, mit seinen zotteligen und fellnasigen Bewohnern, den sympathischen Ewoks. Genauso süß ist Bürohund „Nala“. Sie scheint mich – als erster Königsbrunner überhaupt – mal lieb zu haben. Die adrette Hundedame weicht nicht mehr von meiner Seite und ihr Kopf ruht während des gesamten Gesprächs beruhigend auf meinem Oberschenkel. Dabei fixiert sie mich durchdringend mit ihren freundlichen Augen. Oder irre ich mich und sie passt nur auf mich auf und ihre Blicke bedeuten: Wenn du nur ein Hagl-Korn verlierst und wieder das Auto meines Büro-Herrchens kaputt machst, ist Schluss mit lustig. Dann werde ich dich fressen! Ich beende das Kopfkino und konzentriere mich nun ganz auf Roland Strobl, der das von seinem Vater 1986 gegründete Unternehmen 2004 übernommen hat.

Seit über 30 Jahren sind Büro- und Lagereinrichtungen, Sonnenschutz- und Registratursysteme (z.B. Zippel) seine Welt. Kunden aus Gewerbe, Verwaltung und Behörden vertrauen seit Langem seiner Erfahrung. Der humorige Inhaber und seine Schwester sorgen für einen kurzweiligen und interessanten Termin. „Ein Büro kann auch ein Zuhause sein“, erklärt Strobl, dies ist nicht nur mein Slogan, sondern einfach Tatsache. Eigentlich müsste es heißen ‚muss ein Zuhause sein‘, denn man verbringt dort mehr Zeit des Tages als im eigentlichen Zuhause“, so Strobl weiter. Der leidenschaftliche Angler und Papa einer süßen Tochter lebt diesen Beruf. Zudem ist er „Königsbrunner“ durch und durch. „Ich fühle mich hier einfach wohl, bin Zuhause und mag diese Stadt und ihre Menschen“, sagt Strobl. Dazu gehört für ihn auch Standorttreue. „Denn beim Umzug des Unternehmens war ein anderer Ort niemals eine Option für mich“. Nebst Schwester Heike Flekna sorgt natürlich ein eingespieltes Montage-Team für den perfekten Kundenservice. Strobl bietet einfach Büroeinrichtungen von A bis Z. „Hätte das Alphabet noch mehr Buchstaben, wäre dies auch kein Problem“, so ein lachender Roland Strobl. Im Übrigen bietet das Büro auch sehr leckeren Espresso. Davon konnte ich mich wahrlich überzeugen. Auch hier hat dieser Samstag im August seine Spuren hinterlassen. „Bei uns hat es ein Auto erwischt und einen hier abgestellten Wohnwagen“, so Heike Flekna. Ich habe mich sehr wohl gefühlt bei diesem Kunden und bedauere es, nicht noch mehr Königsbrunner Unternehmer kennengelernt zu haben. Somit bin auch ich jetzt mächtig sauer auf diesen Hagel. Ich verabschiede mich von den Dreien und bedanke mich für diesen angenehmen Besuch.

Eine Bitte zum Abschluss

Was ich in Königsbrunn, aber auch in Kissing sehen musste, ist wirklich schlimm. Darum – liebe Augsburger und nicht betroffene Landkreisbewohner – denken Sie bei ihrem nächsten Einkauf oder Konsum anderer Art an diese Unternehmen. Auch die Autohäuser in und um Königsbrunn waren schwer betroffen. Als Beispiel sei BayernCar GmbH genannt. Alleine hier wurden 128 Autos schwer beschädigt und die Überdachung zerstört. Die Liste der Geschädigten ist lang. Wir sind Nachbarn und sollten zusammenhalten. Auf nach Königsbrunn!! Und wenn es Petrus mit mir/uns beim nächsten Mal besser meint, wird der Walk auch wieder länger und fröhlicher. Erwartet mein Kommen, beim ersten Licht des elften Monats. Bei Sonnenaufgang, schaut nach Westen, schaut nach Gersthofen. Euer Alexander Hagl alias „Der Business-Walker“

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