Dass es mehr auf das Wesen des Tieres ankommt als darauf, dass die Rasse eines Hundes gerade in Mode ist, das wissen Leser dieser Zeitung seit Kurzem von Expertinnen des Augsburger Tierschutzvereins. Diese Woche dreht sich unser Bericht darum, wo und wie man richtig „auf den Hund kommt“, ohne an einen „Rosstäuscher“ zu geraten.

Auf Kosten von bis zu 20.000 Euro kann kommen, wer das Glück hat, 14 Jahre mit seinem geliebten Hund zusammenzuleben – so hat es der Tierschutzbund hochgerechnet. Aber lässt sich nicht der eine oder andere Euro sparen, wenn ich einen gaaaanz anspruchslosen Hund anschaffe und mir diesen beim Billighändler im Internet kaufe? Man ahnt es, die Expertinnen des Tierschutzvereins warnen vor solchen Überlegungen. „Generell“, so heißt es, „gibt es keine Hunderasse, die anspruchslos ist.“ Jeder Hund müsse versorgt werden, brauche Auslauf und Bewegung. Gerade Junghunde und Welpen seien eher anstrengend und brauchten viel Zuwendung und Aufmerksamkeit. „Man sollte sich nur für einen Hund entscheiden, wenn man sich um ihn sorgen kann und ausreichend Ressourcen hat, sei es finanziell, zeitlich oder auch, dass man Freunde, Bekannte, Nachbarn hat, die sich um den Hund kümmern, wenn man erkrankt oder in den Urlaub fahren möchte“, raten Tierschutzvereins-Geschäftsführerin Lara Hammer und Tierpflegerin Natalie Gauggel. Weniger anspruchsvoll seien beispielsweise ältere Hunde – aus dem Tierheim – sie sind meistens schon etwas ruhiger.

Modehunde und Welpen auch im Tierheim Augsburg

Und wie komme ich nun auf den Hund, vor allem, wenn es eine bestimmte Rasse oder ein Jungtier sein soll? „Als Erstes sollte man im ansässigen Tierheim nachfragen.“ Ein Rat, der aus dem Munde von Hammer und Gauggel nicht wundert. Denn: „Auch dort gibt es oftmals Modehunderassen und Welpen.“ Auf der Website des Tierheims kann man sich über die zur Adoption stehenden Tiere informieren. Und am Wochenende kann man auch zu den Besuchszeiten vorbeikommen und sich die Hunde im Tierheim anschauen. Tierheime stünden miteinander in Kontakt und wüssten, was anderenorts zu haben ist. „Sollte man dort nicht fündig werden, dann sollte man zuverlässige Züchter aufsuchen, die beim Züchterverband „Verband für das deutsche Hundewesen“ (VDH) eingetragen sind. Eingetragene Züchter müssen verschiedenen Erfordernissen gerecht werden, beispielsweise müssen die Elterntiere gesund sein. Auf keinen Fall sollte man laut der Tierschützerinnen „einfach so im Internet einen Hund kaufen oder bei einem Händler oder einer Privatperson.“ Generell müsse man bei einem Hundekauf Zeit und Geduld mitbringen. Bei einem zuverlässigen Züchter müsse man sich bis auf ein Jahr Wartezeit einstellen. Der Tierschutzverein spreche sich klar gegen den Online-Tierhandel sowie gegen illegalen Welpenhandel aus.

Nur überschlägig lasse sich die Frage beantworten, was ein Hund kostet – was bei weitem nicht nur daran liegt, dass ein kleineres Tier weniger Futter braucht als ein großes. Erstmal der Kauf: Ein Hund aus dem Tierheim kostet laut Lara Hammer zwischen 300 bis 500 Euro. Wie bei einem Züchter wird der Hund geimpft, gechippt und entwurmt vermittelt. Bei einem seriösen Züchter liege der Kaufpreis für einen Hund zwischen 900 bis 2000 Euro. Das sei ein fairer Kaufpreis, denn Züchter steckten viel Arbeit rein, etwa acht Wochen ihrer Zeit und übernehmen beispielsweise die Untersuchung der Elterntiere, den Impfausweis und anderes mehr.

Hund-Mensch-Sozialität

Ähnlich das Bild bei den laufenden Kosten: Auch hier könne man nicht pauschalisieren, da es auf die Hunderasse, die Hundegröße, den Gesundheitszustand des Hundes und anderes ankommt. Der Deutsche Tierschutzbund kalkuliert beispielsweise für einen 14-jährigen mittelgroßen, nicht gelisteten Hund mindestens 17.500 bis 20.000 Euro Gesamtkosten. Schließlich die Frage, welche Voraussetzungen man als Mensch mitbringen sollte, um „Herrchen“ oder „Frauchen“ zu werden: Laut Tierschutzvereins-Expertinnen gebe es keine allgemeinen Ansprüche, wie beispielsweise eine Altersbegrenzung des Menschen. Neue Hundebesitzer müssten auch nicht zwangsweise einen Garten haben. Das sei individuell vom Hund abhängig, ob er mehr oder weniger Ausweichmöglichkeiten brauche. Tendenziell könne jeder Mensch einen Hund adoptieren; das hängt allein von den Umständen ab, wie das Umfeld, also Familie und Nachbarschaft, Zeit und Verständnis für den Hund bzw. die Hunderasse ist. Entscheidend sei die Hund-Mensch-Sozialität. Jeder Mensch könne im Tierheim fündig werden. Wenn nicht beim ersten Mal, dann ja vielleicht auf den zweiten oder dritten Anlauf. Die Suche könne etwas dauern, bis Hund und Herrchen zusammenpassen; man brauche Zeit und Geduld.

Natalie Gauggel – hier mit Vierbeiner Cosmo – kümmert sich im Augsburger Tierheim besonders um Hunde. Fotos: Tierschutzverein

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