Weithin sichtbar ist zur Zeit die eingerüstete Fassade der Augsburger Basilika St. Ulrich und Afra. Die ehemalige Benediktinerkirche aus dem Jahr 1554 prägt das Stadtbild als eines der letzten großen spätgotischen Sakral-Bauwerke im bayerischen Schwaben. Für die umfangreichen Sanierungsarbeiten sind 4,2 Millionen Euro veranschlagt.

Höchste Anforderungen werden dabei an die Gerüstbauer gestellt. An der Augsburger Ulrichsbasilika werden neben den geometrischen Besonderheiten gleich drei unterschiedliche Systeme zugrundegelegt. Dabei spielt der 93 Meter hohe Zwiebelturm eine außerordentliche Rolle. Hier ist die Heimat von Wanderfalken und einer Großfamilie von Fledermäusen. Experten zufolge kostete die Aufgabe, alle natur- und umweltschutzrechtlichen Belange zu berücksichtigen, „mehrere Jahre Planungszeit für die Vorbereitung der notwendigen Sanierungsarbeiten“.

Für die Profis der Firma Schäfer-Gerüstbau war die Turmeinrüstung zunächst nur bis unterhalb der Balustrade möglich. Erst nachdem jetzt die jungen Wanderfalken flügge wurden, konnte das Gerüst bis zur Turmspitze mit dem goldenen Kreuz und dem Wetterhahn hochgezogen werden.

Bauarbeiten bei Basilika St. Ulrich und Afra ruhten eine Zeit lang

Deshalb ruhte in den vergangenen Wochen ein größerer Teil der Bauarbeiten. Das Wanderfalken- Paar durfte in der rund einen Monat dauernden Brutzeit nicht gestört werden. Als bestgehütetes Geheimnis gilt die Summe, die für die Unterbrechung der Sanierungsarbeiten allein an zusätzlichen Mietkosten für die Gerüste anfällt. Ein Insider kommt auf den Betrag von rund 45.000 Euro. „Ja, der Falke kommt uns schon teuer, aber wir brauchen ihn auch“, lautet die Begründung. „Tauben sind nämlich seine Lieblingsbeute. Und wenn wir nichts gegen die Tauben tun würden, kommt die Beseitigung der Schäden noch weit teurer.“

Bei Kirchen und vielen anderen denkmalgeschützten Gebäuden werden die Fassaden durch den säurehaltigen Taubenkot verunreinigt und nachhaltig beschädigt. An ihren Nistplätzen hinterlassen sie oft Gefieder-Reste, die Regenrinnen verstopfen und Folgeschäden verursachen. Strittig ist, ob Tauben auch Krankheiten übertragen können. „Um alle daraus resultierenden natur- und umweltschutzrechtlichen Belange zeitlich und räumlich zu berücksichtigen, nahmen allein schon die Vorbereitungen für die notwendigen Sanierungsarbeiten gleich mehrere Jahre in Anspruch“, heißt es in einer Presseinformation der Engineering-Firma PERI.

Auf halber Turmhöhe befindet sich auch die mächtige Kirchturmuhr, deren Zifferblätter im Rahmen der aufwendigen Putz-, Steinmetz- und Spenglerarbeiten ebenfalls saniert werden können. Die Beendigung der Bauarbeiten am Turm ist zum Jahresende vorgesehen. Am sogenannten Langbau der Ulrichsbasilika wird die auf insgesamt 4,2 Millionen Euro veranschlagte Investition noch längere Zeit in Anspruch nehmen.

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