Mobile Endgeräte und die Sozialen Medien – viele Menschen nutzen sie täglich mehrere Stunden. Es wird fotografiert, gefilmt, geteilt, kommentiert und gelikt. Und während auf den meisten privaten Accounts eines Normalbürgers meist vor allem Urlaubsfotos oder Bilder eines hübsch angerichteten Abendessens zu finden sind, stößt man beim Scrollen dann doch immer wieder auf Besonderheiten. Ein ganz besonderes Phänomen: Fotos und Videos von Straftaten filmen und verbreiten tun die Täter selbst.


Ein Blick auf die eigene Startseite bei Instagram reicht oftmals. Da ist der entfernte Freund, der sich selbst filmt, während er mit seinem aufgetunten Auto über schneebedeckte Straßen in Schwaben driftet. Oder die Nachbarin, die beim Spaziergang am Lech Marihuana konsumiert und dabei lachend in die Kamera grinst. Meist bleiben derart ungeschickte Veröffentlichungen ohne Konsequenzen, andere Male führen sie zu Anzeigen oder gar Hausdurchsuchungen.

Dümmer als die Polizei erlaubt…

Erst kürzlich ging ein Video aus der Fuggerstadt durch die Medien und sorgte weltweit für viel Aufruhr: Ein junger Mann kletterte einen Fahnenmast auf dem Augsburger Rathausplatz hoch, riss die israelische Flagge herunter und wollte sie gar anzünden. Gefilmt und gepostet wurde das Ganze von seinem Komplizen. Keine sonderlich clevere Vorgehensweise, so führte das Video zu einer Verhaftung der Täter.
Wenn Straftäter unzensiert ihre Gesetzesbrüche dokumentieren und dies dann auch noch veröffentlichen, sind das willkommene Beweise für unsere Polizei, quasi Geständnisse frei Haus. Normalbürger, denen solche Videos oder Fotos unterkommen, sind daher dringend dazu aufgerufen, die zuständige Polizeistelle zu alarmieren. „Wenn ein Nutzer eine Straftat im Internet entdeckt, sollte er das unbedingt der Polizei melden. Am besten den Link des Beweismittels speichern oder ein Bildschirmfoto machen und an die zuständige Dienststelle weitergeben“, sagt Markus Trieb, Pressesprecher der Polizei Schwaben Nord. Hierfür könne man entweder telefonisch oder gleich persönlich in einer Dienststelle mit den Beamten in Kontakt treten. Einzelheiten sind solche Fälle nämlich keinesfalls.

Videos im Netz helfen Täter zu überführen

Ein klassisches Beispiel hierfür sind die Aktivisten des Augsburger Klimacamps. Sie sind bekannt für waghalsige und illegale Aktionen, die Straftaten filmen sie eigentlich ausnahmslos auch und veröffentlicht werden. Da gab es die Abseilaktion vom Vordach der City Galerie. Drei Männer verschafften sich mithilfe eines Gerüstes Zugang auf das Dach vor dem Cinemaxx Kino und ließen dort ein Banner und eben sich selbst herab. Oder das eine Mal, als die Aktivisten weggeworfene Lebensmittel aus Mülltonnen stahlen, um sie dann vor ihrem Camp zu verschenken. Immer mit dabei: eine Handykamera, die das Ganze filmt, um Reichweite und somit Aufmerksamkeit zu erlangen. Ob den Tätern bewusst ist, dass sie dabei gleichzeitig quasi ein Geständnis abliefern, bleibt offen.


In Rekordgeschwindigkeit vor das Augsburger Amtsgericht schaffte es ein Motorradfahrer. Er filmte sich dabei, wie er mit 300 Kilometern pro Stunde auf der Landstraße unterwegs war, oder mit Tempo 130 Dinkelscherben durchquerte. Nachdem er die Videos auch noch auf YouTube stellte, stand eines Tages die Polizei vor seiner Tür, eine Verurteilung folgte. 4000 Euro kosteten ihn die paar Minuten „Internet-Fame“, Maschine und Führerschein waren natürlich auch weg.


Am besten, man bleibt doch einfach dabei, Urlaubsfotos anstatt Straftaten zu veröffentlichen. Auch wenn sich Markus Trieb und seine Kollegen natürlich freuen, wenn sich ihre Täter gleich selbst ausliefern.

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