Trophäenjagden – bei diesem Schlagwort kommt einem unwillkürlich der ehemalige spanische König Juan Carlos in den Sinn. Der flog vor mehreren Jahren eigens nach Afrika, um Elefanten zu schießen. Doch auch regional sind sie Thema: Denn Jagdreisen sind auch Grund für eine Diskussion rund um die kommende „Jagen und Fischen“-Messe, die vom 12. bis 14. Januar in der Messe Augsburg ihre Zelte aufschlägt.
Und das nicht erst seit diesem Jahr: Bereits im März 2023 hatten die meisten der Stadtratsmitglieder die Verwaltung in einem Antrag aufgefordert, etwas gegen die Jagdreiseangebote auf der „Jagen- und Fischen“-Messe zu unternehmen. Speziell ging es darum, ob Werbeverbote für Aussteller von Trophäenjagden möglich sind, etwa durch eine Nicht-Listung im Messekatalog, und ob die Messerichtlinien so verändert werden könnten, dass Praktiken wie „Canned hunting“ (Jagd auf in Gefangenschaft groß gezogenen Tiere) und der Abschuss von „artifical bred“ (künstlich gezüchtete Tiere) nicht mehr auf der Messe angeboten werden dürften. Unterstützt wurden sie dabei von 21 Tierschutzorganisationen. Damals hatte Wirtschaftsreferent Dr. Wolfgang Hübschle ein Rechtsgutachten von einer externen Kanzlei erstellen lassen.
„Nicht alles Legale ist ethisch ok“
Ödp-Stadratsmitglied Christian Pettinger hatte den Antrag mit initiiert. Er ist mit dem Ergebnis, „dass die Trophäenjagdanbieter juristisch nicht von der Messe ausgesperrt werden könnten, da ihre Angebote ja legal seien“, nicht einverstanden. Er reichte deshalb dieses Jahr einen neuen Antrag ein: diesmal an die Gesellschafterversammlung der Augsburger Messegesellschaft gerichtet. Sein Vorschlag: Die Messegesellschafter könnten eine Ethikkommission bilden und klären, was auf der Messe bleiben darf. Quasi ein „Mindest-Wertekatalog“ für die „Jagen und Fischen“.
Pettinger kann auch erklären, warum er nicht lockerlässt: „Nicht alles, was legal ist, erfüllt auch alle einschlägigen ethischen Ansprüche!“ Es müsse „kein deutscher Tourist irgendwo im Ausland zur Befriedigung seines Egos Tiere töten! Die Messe ‚Jagen und Fischen‘ wendet sich mit ihrem Angebot an all diejenigen, die sich hier in Deutschland um den Erhalt des Waldes, die Hege des Wildes und die Pflege der Gewässer und ihrer Bewohner kümmern. Spaßreisen zum Abknallen von Tieren im Ausland sind ethisch verwerflich und passen deshalb nicht in dieses Angebot“, betont Pettinger. Die Stadt Augsburg trage als eine der Gesellschafterinnen der Messegesellschaft und damit als Mitveranstalterin durchaus eine Verantwortung dafür, dass auf der Jagdmesse nur ethisch korrekte Angebote gemacht werden dürften. Laut Pettinger sei Hübschle zwar klar in dem gewesen, was juristisch nicht möglich sei – aber eine Lösung schuldig geblieben.
Auf Anfrage des AJ-Reporters sagt Wirtschaftsreferent Dr. Wolfgang Hübschle: „Der Stadtrat hat seinen Standpunkt zum Messeangebot mit seinem fraktionsübergreifenden Antrag klar gemacht. Die im Antrag der Parteien des Augsburger Stadtrats aus dem vergangenen Jahr dargestellten Jagdmethoden, wie ‚Canned hunting‘ […] und der Abschuss von ‚artifical bred‘ […] wurden auf der ‚Jagen und Fischen 2023‘ nicht angeboten und sind auch dieses Mal nicht im Portfolio. Abgesehen hiervon könnte auch eine Ethikkommission die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht verändern.“ Zu den kritisierten „Trophäenjagden“ äußert er sich hingegen nicht weitergehend. Ein Blick auf die Website verrät jedoch, dass 2024 Anbieter auf der Messe angekündigt sind, die offen mit „Trophäenjagden auf Vögel und Großwild“ werben.
Das Augsburg Journal hatte die vergangene „Jagen und Fischen“ zum Anlass genommen, ein Wortduell zwischen einer Jägerin und einem Veganer durchzuführen. Roland Wegner war damals einer der Gesprächspartner. Ihm geht ödp-Antrag nicht weit genug schreibt er auf AJ REPORTER-Anfrage. „Es packt das Thema nicht bei der Wurzel. Die V-Partei³ ist gegen die Jagd und das Fischen als Hobby oder Geschäftsmodell. Egal ob in Afrika oder in Augsburg.“ Die V-Partei³ wird zudem am kommenden Sonntag, ab 12 Uhr eine Demonstration gegen die gesamte Messe „Jagen und Fischen“ vor dem Augsburger Messegelände organisieren. Es bleibt wild in Augsburg.