Viele FCA-Fans wünschen sich den Club aktiv und mutig auf dem Spielfeld. Vermeintlich kleinere Gegner auch mal dominieren und mit attraktivem Ballbesitzfußball die Zuschauer begeistern. Dass der Verein gewillt ist, das umzusetzen, zeigte er nicht zuletzt am vergangenen Sonntag beim Heimspiel gegen Holstein Kiel. Allein der Erfolg blieb aus.

Jess Thorup wird seine zweite Saison als Trainer des FC Augsburg mit einer besseren Punkteausbeute abschließen als seine erste. So viel steht bereits fest. Dennoch scheint, trotz frühzeitig gesichtetem Klassenerhalt, nicht jeder in Augsburg vollends zufrieden mit dem sportlichen Wirken des abgeklärten Dänen. Gewinnt man mit starken Abwehrleistungen gegen Dortmund, Wolfsburg oder Gladbach, fehlt es an Spielkontrolle und einem Feuerwerk an Chancen. Spielt man mutig und etwas unbekümmert nach vorn, wie gegen Leverkusen oder Kiel hingegen, wird man gnadenlos ausgekontert und verliert, allem Aufwand zum Trotz. Die Frage, die sich also stellt ist einfach: Will man lieber weniger attraktiven, dafür aber erfolgversprechenden Fußball spielen, oder alles nach vorne werfen und dafür Konter um Konter in Kauf nehmen?

Jess Thorup will der FCA-Mannschaft keinen Vorwurf machen

Jess Thorup hat diese Frage nach einem wilden Saisonbeginn mit defensiver Stabilität beantwortet und den FCA damit zwischenzeitlich zur drittbesten Rückrundenmannschaft und zur besten Defensive in Europa geformt. Nach dem sicheren Klassenerhalt fand die konservative Herangehensweise ihr Ende. Er wählte einen aktiveren, mutigeren Ansatz, der mehr im Einklang mit der Vereinsphilosophie steht, kassierte gegen Leverkusen und Kiel dafür jedoch die Quittung. Was gegen die Elf von Xabi Alonso weniger tragisch ist, als gegen den Aufsteiger aus dem Norden, dem sich der FCA in dieser Saison nun zweimal geschlagen geben musste. Entsprechend niedergeschlagen fiel das Fazit des 55-Jährigen aus. „Ich mache der Mannschaft keinen Vorwurf, sie hat viel versucht, mit 35 Flanken, 26 Torschüssen und 12:0-Ecken. Deswegen sind wir enttäuscht und können nicht von einem guten Spiel sprechen, weil die Tore zählen.“

Frust über falschen Elfmeterpfiff

Der Knackpunkt am Sonntag, da war man sich schnell einig, war der Elfmeter und die daraus resultierende Führung für die Störche. Ein Elfmeter, den es nach Ansicht der Zeitlupe wohl nicht hätte geben dürfen. Chrislain Matsima hatte bei seinem riskanten Tackling nicht etwa Alexander Bernhardsson, sondern den Ball getroffen, dennoch blieb die Entscheidung bestehen. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw brachte es nach dem Spiel auf den Punkt: „Für mich spielt Chrislain ganz klar den Ball – das ist ein Thema, das uns über die ganze Saison verfolgt. Im Saisonfinale geht’s um alles, nicht nur für Kiel, sondern auch für uns. Dann muss sich der Schiedsrichter die Szene zumindest anschauen.“ Da aber genau das nicht passierte, geriet der FCA unglücklich in Rückstand und musste diesem hinterherlaufen. Es folgten zwei weitere eiskalt ausgespielte Konter der Gäste sowie ein später Anschlusstreffer durch Steve Mounié in der 90. Minute, der nur noch für Ergebniskosmetik gut war.

Durch diese Niederlage hat sich zwar das Thema Europa endgültig erledigt, dennoch bietet die restliche Saison noch zwei Spieltage, an denen Jess Thorup und der FCA beweisen können, dass ein offensiver Ansatz auch erfolgreich sein kann. Sowohl in Stuttgart als auch zu Hause gegen Union Berlin gilt man keinesfalls als Underdog.

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