Der Leiter des Brechtfestivals, Julian Warner, sorgte überregional für Schlagzeilen aufgrund von Antisemitismus-Vorwürfen – Kulturreferent Enninger steht jedoch hinter ihm und freut sich aufs Programm:
Seit vergangenem Jahr leitet der deutsch-britische Künstler Julian Warner das Augsburger Brechtfestival. Zuletzt hatte der 38-Jährige, der aus dem Rheinland kommt und in München lebt, allerdings selbst „ganz schön viel Programm“ – jenseits seines Festival-Jobs rund um Augsburgs berühmten Dichter-Sohn. Die im Internet erscheinende „DAZ“ stellte nämlich am 11. Januar unter dem Titel „Brechtfestival: Geschichte eines Untergangs“ in den Raum, dass „ein politischer Skandal in Sachen Antisemitismus“ drohe, weil Warner im Jahr 2020 seine Unterschrift unter einen zumindest zweifelhaften Offenen Brief gesetzt habe.
Hintergrund: 2019 hatte der Bundestag die Ziele und Methoden der palästinensischen Bewegung BDS („Boycott, Divestment, Sanctions“) in einem Beschluss als antisemitisch verurteilt. Warner habe eineinhalb Jahre später – mit rund 1500 weiteren Unterzeichnern – in einem Offenen Brief den Bundestag aufgefordert, den Beschluss zurückzunehmen, so die DAZ. Außerdem kritisierte das Online-Medium, dass Festival-Veranstalter Julian Warner mit der Schriftstellerin Şeyda Kurt auch eine bekennende Kommunistin im Programm habe.
Auch die SPD-Fraktion im Augsburger Stadtrat forderte „Aufklärung von Seiten der Stadt sowie eine Klarstellung von Julian Warner“, der sich auch von der BDS-Kampagne distanzieren sollte.
Die Stadt stellte sich vor Brechtfestival-Leiter Julian Warner
Auf Medien-Nachfrage wiesen Kulturreferat, Kulturamt und Brechtfestival-Leitung der Stadt den Antisemitismus-Vorwurf jedoch als haltlos zurück, sprachen von „Hetze und Meinungsmache, die wir für unseriös, unverantwortlich und brandgefährlich halten“. Kulturreferent Jürgen K. Enninger wird darin ebenfalls zitiert, der sich „voll und ganz vor unseren Brechtfestivalleiter Julian Warner“ stellt. Auch Warner ließ sich zitieren, dass er selbst eine Unterstützung der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit” im Dezember 2020 als angeblichen Beweis einer antisemitischen Gesinnung oder BDS-Nähe seiner Person entschieden zurückweise.
Am 15. Januar distanzierte sich Warner dann in einer persönlichen Mitteilung von seiner Unterschrift in dem Offenen Brief. Er betonte: „Mir ging es damals um den interkulturellen Dialog. Diesen Dialog sah ich durch den Beschluss des Bundestages bedroht. Im Rückblick muss ich, wie andere Unterzeichner*innen vor mir, eingestehen, dass der Offene Brief wie auch die Initiative Weltoffenheit, die er unterstützte, eher zu einer Normalisierung von israelbezogenem Antisemitismus beigetragen haben. Dies bedauere ich sehr.“
Doch da war das Thema auch schon in sämtlichen überregionalen Medien, von der Süddeutschen über Bayern 2 bis hin zur Frankfurter Rundschau.
Dem AUGSBURG JOURNAL sagte Enninger aktuell zur Causa Warner: „Julian Warner ist Lichtjahre vom BDS entfernt. Das war eine Unterschrift, die sehr unglücklich war. Er ist für mich da völlig sauber und jemand, der Brücken baut, der Menschen zusammenbringt.“
Das gesamte Programm des Brechtfestivals gibt’s unter https://brechtfestival.de/programm/
Und das sind die “Festival-Highlights” von Jürgen K. Enninger:
- Turnfest: Feierliche Eröffnung von Brechts Kraftklub, 24. Februar, 12 Uhr, Brechts Kraftklub
- Das Erbe der Menschheit – Science Fiction aus China: Ausstellung, Café Tür an Tür, 24. Februar, 18 Uhr
- Brecht Breaks! Big Band des Gymnasiums bei St. Stephan feat. Young Rappers of Augsburg, 26. Februar, 18 Uhr, martini-Park
- „Memoria“ Dokumentarisches Theaterstück, Regie: Anastasia Patlay, 27. Februar, 18.30 Uhr, Brechtbühne im Gaswerk
- Bixaria – Cuir Brazilian Club Night, 2. März, 22 Uhr, Brechts Kraftklub