Am 1. Mai treffen in der Augsburger Schwabenhalle zwei Generationen A cappella aufeinander – die Kultband „Die Prinzen“ und die Augsburger „Vocal Group XXL“ „Greg is Back“. Im Vorfeld des Konzerts hat das Augsburg Journal mit beiden Gruppen gesprochen – über musikalische Prägungen, große Bühnen und klare Haltung.
Zum Tag der Arbeit heißt es „Die Prinzen LIVE“ – und als Vorband steht mit „Greg is Back“ eine lokale Größe auf der Bühne, die längst nicht nur in Augsburg alle Hallen füllt. Mit ihrem 35-köpfigen Ensemble treten sie erstmals vor den Prinzen auf. ein emotionaler Moment, wie Vorstand Carl Köhne erzählt: „Das Jahr war eigentlich schon ganz schön voll mit Terminen in Augsburg und Umgebung. Aber als die Anfrage vom EHC Königsbrunn kam, waren alle super begeistert.“ Die Euphorie war riesig – auch, weil viele aus dem Chor mit der Musik der Prinzen aufgewachsen sind. „Das kennen wir aus unserer Kindheit, unserer Jugend.“ Eine gemeinsame Probe oder ein Song auf der Bühne war zwar im Gespräch – blieb aber aus Zeitgründen auf Seiten der Prinzen leider nur Idee.
Dabei hätte es gepasst: Die musikalischen Parallelen sind da. „Wir haben zwar kein Prinzen-Stück im Repertoire – aber wir haben angeboten, eines gemeinsam einzustudieren“, so Köhne. „Allerdings wäre es wohl taktisch unklug, im Vorprogramm die Songs der Hauptband zu singen“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Die Prinzen waren für Greg is Back-Chorleiter Martin Seiler ein Grund, mit A cappella anzufangen
Prinzen-Frontmann Sebastian Krumbiegel war beeindruckt zu hören, dass seine Band für den Greg is Back-Chorleiter Martin Seiler ein Grund war, überhaupt mit A cappella anzufangen. „Die Prinzen haben das Genre damals bekannt gemacht“, erklärt Köhne. „Martin hatte vor Greg is Back schon zwei A capella Gruppen, fing in seiner Jugend an – diese A capella Welle kam mit den Prinzen.“ Mitglieder beider Gruppen haben schon von Kindesbeinen an gesungen. Krumbiegel blickt auf seine Zeit im berühmten Thomanerchor Leipzig zurück: „Wenn du seit deiner Kindheit jeden Tag zwei Stunden Bach singst, ist das ein bisschen wie zweisprachig aufwachsen – ich hab das alles im Kopf, und im Herzen.“ Auch bei Greg is Back gibt es klassisch geschulte Stimmen: Ehemalige Domsingknaben und St. Stephan-Schüler sind dabei, der Chor ist aber dank öffentlichen Castings bunt gemischt.
Krumbiegel zeigt sich im Interview beeindruckt von der Stadt, in der er im März die Verleihung des Lutherpreises musikalisch untermalte: „Als ich in den [Kleinen Goldenen] Saal kam, dachte ich nur: Boah, schön. Ich merke, ich bin hier auf geschichtsträchtigem Boden. Das kriegt mich auch.“ Auch wenn er sonst lieber in den Norden reist, in seiner Kindheit viel auf Hiddensee war. Und wie steht er zur historischen Figur Martin Luther? Der Prinzen-Sänger wägt ab: „Luther war Reformator, ein Kind seiner Zeit. Ja, er war auch Antisemit – das muss man einordnen, nicht entschuldigen. Aber ich sehe ihn insgesamt positiv: ein Mensch, der das System Kirche aufgebrochen hat.“
Sebastian Krumbiegel: Ob vor 150 oder 300 Leuten – Hauptsache, nicht alleine spielen
Kleine Preisverleihungen bis zu großen Festivals, anonyme Massen bis zum „Heimspiel“ in Leipzig, wo auch Freunde und Familie vorbeischauen: Krumbiegel spielt auf beidem und erinnert sich gern an seine „Popstar“-Zeit in den 90ern. „Und das war schön und das ist schön, aber das andere genieße ich genauso. Ich mache gern Musik und ich spiele jeden Tag Klavier und ich mache es lieber vor 150 Leuten in Augsburg oder vor 300 Leuten in Leipzig, als alleine zu Hause in meinem stillen Kämmerlein.“
Der 58-Jährige nutzt die Bühne solo und mit den Prinzen zudem klar für Haltung für die Demokratie. Und Greg is Back? „Wir treten bei Demos für Menschlichkeit auf, etwa am Rathausplatz“, sagt Köhne. „Nicht parteipolitisch – aber gegen rechts sind wir schon.“ Der Auftritt vor den Prinzen wird für Greg is Back sicher nicht der einzige Höhepunkt des Jahres. Am 7. Juni 2025 steht ein Konzert in der Heilig-Kreuz-Kirche Augsburg an – 500 Jahre Heilig Kreuz werden gefeiert. Die Prinzen feiern 35. Bandjubiläum und singen unter anderem am 28. Mai 2026 im Circus-Krone-Bau München alle Hits mit großem Orchester. Bis dahin dürfen sich die Fans auf einen besonderen A cappella-Abend in der Schwabenhalle freuen.