Rainer Hartmann und Michael Schönmetzer treten im Sensemble Theater mit dem Stück “Räuberleiter” auf. Eigentlich kennt man sie von der Musikbühne: Seit 25 Jahren stehen sie mit ihren Bandkollegen von “Rainer von Vielen” auf selbigen. Ganz lang, ohne Auflösung: „Das liegt vielleicht daran, dass wir uns schon aus der Kindheit kennen“, sagt Hartmann im Vorab-Gespräch mit dem AJ REPORTER. „Wir machen Musik zusammen, seit wir 20 sind, kennen uns aber schon, seit wir sechs Jahre alt sind.“ Die Sandkastenfreunde legten im Corona-Lockdown eine Pause ein, kehrten aber wieder zurück, mit neuen Projekten.

Durch die Musik kamen die heute 46-Jährigen auf eine Theaterbühne. Das Theater in Kempten, wo sie herkommen, sei auf sie zugekommen, erzählt Hartmann. Im Stück „Die Jüdin und der Kardinal“ in Kempten stehen sie auch auf der Bühne, ab dem 23. März 2024 auch auf der Brechtbühne im Gaswerk in Augsburg.

Im Sensemble sind beide jetzt aber wirklich Schauspieler mit Hauptrollen. Ist das ein Unterschied zum Bühnenauftritt als Musiker? Hartmann betont: „Das ist ein extremer Unterschied! Wenn man Musik spielt, hat man die Songs, die man eingeübt hat, und kann das reproduzieren. Aber im Theater muss man die Geschichte nur mit seiner eigenen Stimme weiterführen. Das ist eine große Herausforderung, das abzurufen.“ Aber eine, die sie gern annehmen: „Wir bewegen uns immer gern in neue Räumen mit unserer Musik.“

Anne Schuester vom Sensemble und die Bandmitglieder von Rainer von Vielen kennen sich seit 30 Jahren

Im Sensemble sind Hartmann und Schönmetzer nun als Akustik-Duo in einem Theaterstück zu sehen, Text und Musik stammen von ihnen. Der Inhalt: im Prinzip ihr Leben – „total autobiografisch. Und hin und wieder auch durchaus fiktionale Elemente, um die Dramaturgie zu steigern“, erklärt Rainer Hartmann im Gespräch mit dem AJ REPORTER. Hartmann und sein Bandkollege Michael Schönmetzer erzählen von „Kindheit in Latzhosen, Jugend in Langhaarfrisuren und Großstadtleben in der Studentenzeit“, wie das Sensemble schreibt: „eine Lebens- und Überlebensgeschichte“. Denn auch ernste und traurige Themen sparen sie nicht aus.

Im Stück gibt es alte und neue Songs von ihnen zu hören. Sie sind der Kern des Stücks. Die Rahmenhandlung spielt sich im Backstage einer (grandios minimalistisch dargestellten) Bühne ab, wo die Band ihre Erfolge feiert, ihren Missmut aneinander auslässt, sich aber auch an frühere Zeiten erinnert. Das Publikum im Sensemble goutiert die Premiere mit Applaus.

Rainer Hartmann (links) und Michael Schönmetzer mit Anne Schuester nach der Premiere von “Räuberleiter”.

Zum Sensemble hat die Band, die komplett aus vier Musikern besteht, eine besondere Beziehung: „Anne Schuester ist eine alte Freundin von uns, die wir aus unserer Jugendzeit in Kempten kennen“, erklärt Hartmann. Beim After-Premieren-Plausch konkretisiert Schuester: Seit 30 Jahren kennen sie sich, Schuester wohnte damals nur sieben Kilometer entfernt. “Nur die Bushaltestelle und die Plantage habe ich nicht mitbekommen, schade!” Was es damit auf sich hat? Dafür muss man sich schon das Stück ansehen. Genauso, um den Brecht-Text zu hören, den Schönmetz und Hartmann spielen.

“Räuberleiter” noch bis 3. Februar 2024 im Sensemble-Theater Augsburg zu sehen

Später hätten sie und Schuester sich etwas aus den Augen verloren, beim Brechtfestival 2008 hätten sich die drei wiedergetroffen. Im Sensemble spielen Rainer von Vielen deshalb seit einigen Jahren: Weil die Bühne dort klein ist, auch ihre erste Akustik-Show überhaupt. Was aus der Not geboren wurde, ist heute im Repertoire. Weitere Konzerte im Sensemble folgten, für fünf Theaterstücke hat Rainer Hartmann auch die Musik vorproduziert. Der nächste Schritt war nun, ein Theaterstück gezielt mit Sensemble-Leiter Sebastian Seidel als Regisseur auf die Beine zu stellen. „Weil wir wussten, dass da die Chemie stimmt“, betont Hartmann.

Das Ergebnis: “Räuberleiter”, kann man noch an neun weiteren Terminen bis 3. Februar 2024 im Sensemble-Theater sehen. Ab Oktober 2024 auch in Kempten.

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