Die Enkelin behauptet am Telefon, einen schweren Unfall verursacht zu haben und sofort 18.000 Euro Kaution zu benötigen. Der Herr Wachtmeister in Uniform steht an der Haustüre und erklärt, er müsse sofort sämtliche Wertgegenstände in Sicherheit bringen, weil Einbrecher im Quartier unterwegs seien. Enkeltrick, Falscher-Polizisten-Trick – man kennt sie seit längerem. Aber Betrüger lassen sich mit schöner Regelmäßigkeit neue Maschen einfallen, um gutgläubige und hilfsbereite Menschen abzukassieren.
Erst dieser Tage wieder in Augsburg zu erleben: die „Stranded Traveller Scam“-Masche. Mutmaßliche Touristen, die kein oder nur schlechtes Deutsch sprechen, wenden sich an Passanten. Ihre Geldkarte sei vom Automaten einbehalten worden, jetzt kämen sie nicht mehr an ihr Geld heran. Ob man ihnen, den Gästen, nicht aushelfen könne? Indem man mit der eigenen Karte vom eigenen Konto abhebe und direkt das Geld aushändige? Und die Hilfebedürftigen veranlassten gleichzeitig eine Sofort-Überweisung mit der Handy-App auf das Konto des Helfers. Eine Überweisung, die – man ahnt es – freilich nicht funktioniert, weswegen früher oder später die Betrüger und das Geld weg sind.
„Stranded Traveller Scam“-Masche auch in Augsburg bekannt
Bei der Augsburger Polizei ist die „Traveller“-Masche nach Worten von Pressesprecher Markus Trieb seit einiger Zeit bekannt. Bereits im April hatte das Präsidium die Bevölkerung per Pressemitteilung gewarnt. Seit Dezember 2024 sei es im Bereich Augsburg zu mehreren derartigen Betrügereien gekommen. Bislang unbekannte Täter sprachen in der Augsburger Innenstadt überwiegend jüngere Erwachsene an und gaben sich als „gestrandete Reisende“ in Not aus. Sie behaupteten, dass ihre EC-Karte eingezogen wurde. Um das Hotelzimmer zu bezahlen, baten die Unbekannten ihre Opfer um Bargeld. Um Vertrauen zu erlangen, versprachen die Täter, das geliehene Geld per Sofort-Überweisung zurückzuzahlen und tätigten diese per Handy vor den Augen der Geschädigten. Die genutzte Banking-App war nach Erkenntnissen der Polizei jedoch manipuliert und die Überweisung nur fingiert.
Insgesamt entstand nach Kenntnisstand der Polizei mindestens ein Beuteschaden im hohen vierstelligen Bereich. Vom Auftreten dieser Masche jetzt im Hochsommer sei bei der Polizei noch nichts bekannt geworden, so Trieb.
Zurück nach London
Ob einer der Betrüger einfach nur gerade anderswo „arbeitet“? Die Polizei in Mainz meldete jetzt: „Bislang unbekannte Täter haben am Donnerstagnachmittag, 26. Juni, in Mainz einen 27-jährigen Mann um über 1000 Euro gebracht. Der Mann wurde kurz nach 16 Uhr in der Kaiserstraße aus einem Fahrzeug mit unbekanntem britischem Kennzeichen heraus angesprochen. Wie einer der beiden Unbekannten behauptete, seien seine persönlichen Gegenstände gestohlen worden. Und nun benötige er Bargeld, um zurück nach London reisen zu können. Im Gegenzug werde er den Betrag direkt überweisen.
Der Geschädigte habe dem Täter seine Bankdaten gegeben, woraufhin dieser vermeintlich eine Onlineüberweisung beauftragte. Daraufhin hob der 27-Jährige über 1000 Euro in einer Bankfiliale ab und übergab es dem Unbekannten. Erst später bemerkte der Mann, dass er keine Überweisung erhalten hatte und Betrügern aufgesessen war.
Es liegen folgende Personenbeschreibungen vor:
Täter 1: 1,80 Meter groß, Anfang 30 Jahre, dunkelblonde, kurze Haare, sehr weiße Zähne, viele Sommersprossen, Drei-Tage-Bart, schwarz-graues T-Shirt, kurze schwarze Hose, Piloten-Sonnenbrille.
Täter 2: 1,85 Meter groß, Anfang 30 Jahre, dunkle, kurze Haare, dunkler Vollbart, etwas kräftiger, graues T-Shirt“
Um sich vor derartigen Betrügereien zu schützen, rät die Polizei:
- Wenn Sie auf der Straße angesprochen werden, seien Sie wachsam und achten auf ausreichend Abstand.
- Übergeben Sie niemals Bargeld an Ihnen unbekannte Personen.
- Gehen Sie auf keine Geldtransferzahlungen ein, auch wenn Sie meinen, die Plattform zu kennen.
- Geben Sie keine persönlichen Daten an unbekannte Personen weiter.
- Verlassen Sie umgehend die Örtlichkeit, wenn Sie sich bedrängt fühlen oder bitten andere Passanten um Hilfe, indem Sie diese direkt ansprechen.
- Rufen Sie in Notfällen oder auch im Zweifel die Polizei.
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