Augsburg ist nicht nur eine Stadt mit großer Geschichte, sondern auch ein Magnet für Künstler aus aller Welt. Eine davon ist Yi Ling Heather Tan (29), eine talentierte asiatische Künstlerin, die ihre internationale Erfahrung auf die Bühne des Staatstheaters Augsburg bringt. Demnächst feiert sie Premiere mit „Mathildes Liebestod“ (13. März, Kühlergebäude Gaswerk) und schlägt ein weiteres Kapitel in ihrer facettenreichen Laufbahn auf.
Ihr künstlerischer Werdegang begann in Singapur mit dem Klavierspiel im Alter von fünf Jahren, gefolgt vom Eintritt in den Chor mit 13. Danach nahm sie Gesangsunterricht, lernte Geige und dirigierte bis zu ihrem 19. Lebensjahr dort einen Chor. „Schon früh habe ich die Kraft der Musik erlebt, die Menschen vereint und Freude schenkt. Mit 19 entschied ich mich, diesen Weg beruflich zu gehen, und zog nach Wien, um meine Möglichkeiten zu erkunden. Dabei probierte ich unter anderem Gesangspädagogik und Musiktherapie aus, bevor ich mein Studium der Musiktheaterregie an der Musikuniversität Wien begann“, erzählt Tan.
Nach einer erfolgreichen Bewerbung als Assistentin am Staatstheater führte ihr Weg nun in die Fuggerstadt. „Ich bin hier allein, meine Familie lebt in Asien. Meine Mutter hat mich letztes Jahr erstmals besucht, seit ich nach Europa gezogen bin. Augsburg ist für mich ideal; friedlich, hübsch und mit allem, was man braucht“. Das gefalle ihr wesentlich besser als das Leben in hektischen Großstädten. „Ich wohne in einer schönen Wohnung am Lech und fühle mich hier sehr zu Hause“, so Tan.
Trotz ihres neuen Lebensmittelpunktes ist Tan auch weiterhin international unterwegs. 2024 brachte sie etwa VR-Brillen nach Asien, um Theaterproduktionen einem Publikum in Malaysia, Thailand, Singapur und Griechenland zugänglich zu machen. Aber auch in Augsburg realisierte sie bereits zahlreiche Projekte. Sie organisierte szenische Abende im Alten Rock Café und etliche interkulturellen Aktionen. Ein besonderes Highlight war dabei ein Fest zum Nationalfeiertag Singapurs, bei dem rund 150 Gäste aus ganz Bayern zusammenkamen.
„Das Staatstheater Augsburg unterstützt junge, kreative Künstler. Hier kann ich als Regisseurin wachsen und meine Visionen frei verfolgen. Die Interimssituation erfordert kreative Lösungen im Theaterbetrieb und das inspiriert mich besonders“, kann Tan selbst dem Theaterumbau etwas abgewinnen.
„In Zukunft möchte ich die Arbeitsweisen des deutschen Theatersystems verstehen lernen und meine internationale Expertise nutzen, um kulturelle Inspiration nach Augsburg und Deutschland zu bringen. Ich hoffe, weiterhin Impulse zu setzen und zur künstlerischen und kulturellen Entwicklung dieser Stadt beizutragen“, fügt Tan hinzu.
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