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Donnerstag, 18. April 2024

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Rückkehr nach 76 Jahren

Was haben Amerikas Hauptstadt Washington und der beschauliche Markt Kühbach im Kreis Aichach-Friedberg gemeinsam? Sie verbindet eine unglaubliche Geschichte, wie es beim Augsburger Hauptzollamt heißt. Dort ist man stolz auf diese Story, die ihren Ursprung vor 76 Jahren, zum Kriegsende hin, nahm – und die jetzt mit Hilfe des Washingtoner Zollverbindungsbeamten Jens Müller zum „Happy Ende“ führte.
Es geht um eine verschollen geglaubte Vereinsfahne, die jetzt nach Deutschland zurückgeführt wird. Nach langer Recherche hatte die Deutsche Botschaft in Washington herausgefunden, wem die vor 76 Jahren als Kriegsbeute nach Amerika geschaffte Fahne gehört – der Krieger- und Soldatenkameradschaft 1874 aus Kühbach. Die Tochter des hiesigen Bürgermeisters, Lisa Kerscher, brachte die Fahne aus den USA zurück in die Marktgemeinde.
Wie die Fahne im April 1945 aus dem Schrank des Vereinslokals „Reisnerbräu“ verschwand, wird wohl nicht mehr zu klären sein. Jedenfalls fand der Soldat Richard Fleming der 45. US-Division / 157. Infanterie Regiment das wertvolle Stück in München bei der Kontrolle eines total zerstörten Hauses im Schutt und beschloss, sie mitzunehmen. Was ihn dazu bewog, kann sich sein Sohn, der ebenfalls Richard Fleming heißt, so erklären: „Mein Vater war ein religiöser Mann, vermutlich hat ihn das aufgestickte Bild des heiligen Georg als Drachentöter fasziniert.“ Die Fahne ging mit in die USA und wurde in der Familie Fleming in Ehren gehalten, wie Lisa Kerscher bei ihrem Besuch dort erfuhr. Durch Zufall hatte sich die Tochter des Kühbacher Bürgermeisters als Physiotherapeutin in Washington aufgehalten und konnte so das historische Stück persönlich entgegennehmen.
Ihr Vater Karl-Heinz Kerscher ist von dem historischen Fund völlig begeistert. „Eine unglaubliche und sehr bewegende Story ist das“, findet er. Man sei dem 74-jährigen Richard Fleming sehr dankbar, dass er das Stück nach so langer Zeit zurückgegeben hat. Auch der Vorsitzende der Krieger- und Soldatenkameradschaft, Wolfgang Gärtner, ist angetan. „Gerade für unsere älteren Mitglieder, die den Krieg noch mitgemacht haben, hat die Fahne eine besondere Bedeutung“, weiß er. Ob die Fahne wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt oder doch an ein Museum gespendet wird, werde man in Ruhe entscheiden.
Jedenfalls will man die Übergabe der Fahne an die Soldatenkameradschaft zum Anlass für ein großes Fest nehmen, sobald es die Pandemie zulässt, verspricht Bürgermeister Kerscher.

 

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