Der FC Augsburg und Ermedin Demirovic gehen ab sofort getrennte Wege. Ein Wechsel des Rekord-Stürmers zeichnete sich bereits seit mehreren Monaten ab. Begegnen dürfte man sich in Zukunft aber noch öfter, denn weit weg verschlägt es den bosnischen Nationalspieler nicht. In der kommenden Saison wird er für den VfB Stuttgart auf Torejagd gehen. Die Vor- und Nachteile dieses Wechsels für den FCA und Demirovic im Überblick.

Für Demirovic selbst ergeben sich einige nicht zu vernachlässigende Vorteile. Der Stürmer zeigte sich in der vergangenen Saison hauptverantwortlich für das gute Abschneiden des FCA. 25 Scorerpunkte sprechen eine eindeutige Sprache. Die sportliche Perspektive in der anstehenden Saison ist äußerst vielversprechend. Das Team von Sebastian Hoeneß hat vergangene Spielzeit sogar den FC Bayern überflügelt und ist folgerichtig international in der höchsten Spielklasse, der Champions League, vertreten. Demirovic darf sich im neuen CL-Ligaformat also auf Vereinsebene mit den Besten der Welt messen, eine Aussicht, die im FCA-Dress so nicht besteht.

Herspielen statt hergespielt werden, lautet Demirovics Devise

Ein weiterer Benefit ist neben dem offensichtlich höheren Gehalt – dem Vernehmen nach verdient er beim VfB das Fünffache – auch das veränderte Spielsystem. Hoeneß steht für attraktiven, geradlinigen Ballbesitzfußball mit seinem Team. Ein Faktor, der Demirovic selbst schon ins Staunen versetzte. „Sie spielen extrem guten Fußball. In meiner Karriere wurde ich noch nie so hergespielt, auch nicht von den Bayern“, sagte der 26-Jährige nach der Begegnung in der Hinrunde der abgelaufenen Saison. Herspielen, statt hergespielt werden, lautet also Demirovics Devise. Ob sich das in der neuen Spielzeit genauso fortsetzt, bleibt allerdings abzuwarten, was zu den möglichen Nachteilen dieses Deals führt.

Beim FC Augsburg war Ermedin Demirovic der Kapitän, der soziale Klebstoff und das Herzstück der Mannschaft. Trotz des Abgangs von VfB-Kapitän Waldemar Anton dürfte Neuzugang Demirovic nicht der erste Kandidat für die Binde sein. Atakan Karazor oder auch
Angelo Stiller gelten als Kandidaten für das Kapitänsamt. Dazu kommt die Fragilität des Gebildes. Vor etwas mehr als einem Jahr beendete Stuttgart seine Saison auf dem Relegationsplatz, es folgte ein beinahe beispielloser Run auf Platz 2. Dies brachte neben vielen Vorteilen auch einige Nachteile mit sich, wie Abgänge von Spielern, die sich zu Höherem berufen sehen. Waldemar Anton und Hiroki Ito sind bereits weg, Serhou Guirassy und Chris Führich könnten folgen. Hoeneß muss ähnlich wie der FCA einen gewaltigen Kaderumbruch bewältigen.

Was der FCA von Demirovics Wechsel zum VfB Stuttgart hat

Die Vorteile des Demirovic-Wechsels für den FC Augsburg sind schnell erzählt. 21 Millionen Euro Transfererlös plus fünf weitere Millionen an möglichen Boni erhält man vom VfB und hat damit seine bisherigen Ausgaben der Transferperiode bereits mehr als wieder rein geholt. Zwar wäre bei einem Wechsel ins Ausland womöglich noch mehr drin gewesen für einen Spieler, dessen Marktwert von transfermarkt.de auf 28 Millionen taxiert ist. Der FCA ist seinem Versprechen, seinen Spielern beim nächsten Karriereschritt keine Steine in den Weg zu legen, aber nachgekommen. Da mit dem Abgang bereits weit im Vorfeld zu rechnen war, begegnet man der Situation im Verein keinesfalls unvorbereitet. Mit Samuel Essende und Steve Mounié standen die potenziellen Ersatzmänner bereits zu Trainingsbeginn auf dem Rasen.

Negativ ist der Demirovic-Abgang vor allem im sportlichen Sinne. Ein Stürmer, der zuverlässig 15 Tore und zehn Vorlagen pro Saison liefert und sich dazu noch komplett in den Dienst der Mannschaft stellt, ist nicht einfach zu finden. Phillip Tietz und auch die Neuzugänge müssen sich erst dahin entwickeln, die Kapitänsfrage stellt sich nun auch beim FCA. Ein ähnlich gutes Abschneiden wie letzte Saison ist nicht garantiert, dennoch liegt im Verlust des Rekord-Stürmers mehr Chance als Risiko – vorausgesetzt die übrigen Planstellen im Kader werden qualitativ adäquat besetzt.

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