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Dienstag, 14. Mai 2024

Der Silberschatz

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Römerfund Viele Münzen, viele Fragen

Nein, den Umbau des Theaters wird die Stadt Augsburg damit ebenso wenig bezahlen können wie die Mobilitätsdrehscheibe. Aber die fast 5600 Silbermünzen, die auf einer Baustelle in Oberhausen gefunden wurden, können für die Stadt einen weit größeren Schatz bergen als es ihr Materialwert von rund 10.000 Euro verspricht.
Deswegen, weil der größte Münzenfund dieser Art in Bayern vielerlei Hinweise auf die junge Geschichte der Stadt birgt und sich möglicherweise Schritt für Schritt entlocken lässt. War es wirklich ein Händler, der das Geld unweit der via Claudia vergraben hat? Die Fundsituation lässt unschwer vermuten, dass der ursprüngliche Besitzer sein Geld nie wieder gesehen hat. Wie es dorthin kam, wo es jetzt gefunden wurde, scheint erklärbar. Vermutlich wurde das Versteck von einem Hochwasser von Lech oder Wertach erfasst und mitgerissen. So landeten die Silberstücke im Flusskies. Und gerieten im Laufe der Zeit immer tiefer unter die Erde. Nach heutigen Kriterien wurde der Schatz vier Meter unter der Straßenoberfläche gefunden – auf einem ehemaligen Firmengelände, wo der Boden wegen möglicher Kontamination ausgetauscht werden musste, bevor dort Wohngebäude errichtet werden sollen.
Diese Grabungsarbeiten machten sich die Stadtarchäologen zunutze, indem sie die Arbeiten beobachteten, ebenso den Aushub. Schließlich waren hier, wo die Römerstraße verlief, schon vor 100 Jahren Gegenstände aus der Römerzeit gefunden worden. „So war eine Fachfirma unter Regie der Stadtarchäologie hier“, erklärt Stadtarchäologe Sebastian Gairhos.
Und dann der entscheidende Treffer. Knapp 5600 Münzen sind es bis jetzt geworden, insgesamt rund 15 Kilogramm Silber – ein Fund, der den Zuständigen jede Menge Aufgaben stellt. Nicht nur jene der historisch-archäologischen Deutung des Fundes.
Zunächst geht es darum, die Fundstücke ordnungsgemäß zu behandeln und aufzubereiten, soweit möglich. Schließlich ist eine jahrhundertelange Aufbewahrung zwischen lauter Steinen nicht eben besonders schonend. Die allermeisten der Münzen wurden mittlerweile der Uni Tübingen übergeben, wo sich die dortigen Experten um die Geldstücke kümmern.
Gairhos erklärt: „Alle Münzen werden lesbar gemacht, um eine historische Auswertung zu ermöglichen.“ Es sei aber nicht vorgesehen, sie alle auf Hochglanz zu polieren, „da dadurch schon Substanzverlust entsteht.“
Immerhin, aus welcher Zeit die Münzen stammen, konnte bereits ermittelt werden. Die älteren haben noch Kaiser Nero genutzt, die jüngeren sollen über 100 Jahre später im Umlauf gewesen sein.
Am Fundort werden indes die Erdarbeiten fortgesetzt. Auch sie müssen nach Denkmalschutzgesetz archäologisch begleitet werden, so Gairhos. Wer weiß, wie viel Geld der historische Sparfuchs tatsächlich vergraben hat vor fast 2000 Jahren ..?

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