Start News Erfolgsautor Peter Grandl: Durchbruch nach zehn Jahren

Erfolgsautor Peter Grandl: Durchbruch nach zehn Jahren

Gemütlich sieht es aus, im Zuhause von Peter Grandl. Eine gelungene Mischung aus bayerischem Bauern- und englischem Landhaus. „Das hat alles meine Frau gemacht“, lacht der Autor, der mit 60 Jahren nochmal so richtig durchgestartet ist: „Niemals aufzugeben lohnt sich, das ist meine Botschaft!“

Hier das Interview als Podcast

Seit zwei Jahren wohnt er mit seiner Frau Susi im schönen Voralpenland. Wo genau möchte er nicht an die große Glocke hängen. „Ich habe meiner Frau versprochen, dass wir unseren neuen Wohnort möglichst geheim halten“, sagt er. Grund für die Heimlichtuerei ist sein Erfolg als Autor, der seit dem Erscheinen seines Erstlingswerks „Turmschatten“ vor zwei Jahren so richtig Fahrt aufgenommen hat. Zeitungen, Magazine und Blogger feiern ihn; als Interviewgast ist er bei Radio und TV gefragt. Kein Wunder: Der Roman wurde inzwischen sogar verfilmt, mit Heiner Lauterbach in der Hauptrolle eines ehemaligen Mossad-Agenten, der aus Rache Neonazis in seine Gewalt bringt – und ihr Schicksal in den Sozialen Medien öffentlich macht. Voraussichtlich im Herbst bringt ihn Paramount+ als Serie ins TV-Programm.

Spätestens dann fürchtet der sympathische Musik-Freak und ehemalige Werbeagentur-Chef um die Sicherheit von sich und seinen Lieben: „Seit der CDU-Politiker Walter Lübcke 2019 von einem Nazi erschossen worden ist, in seinem eigenen Garten, habe ich ein ungutes Gefühl. In meinem Buch lege ich mich ja doch ganz stark mit extremistischen Größen an. Und egal, ob das jetzt Neonazis oder Islamisten sind – gefühlt ist es besser, wenn meine Adresse nicht so bekannt ist.“


Bis zum Umzug vor zwei Jahren lebten Susi und Peter Grandl, deren drei Söhne erwachsen und „ausgeflogen“ sind, in München. Seit sie das Reihenhaus in der Metropole mit dem geräumigen Landhaus auf dem Dorf getauscht haben, hat der Autor auch genügend Platz für seine andere große Leidenschaft: die Musik. „Ich bin ein großer Fan und Sammler alter Analogsynthesizer, speziell aus den 70-er und 80-er Jahren. Darauf mache ich auch selbst Musik“, so der Gründer und Chefredakteur des größten Online-Magazins für Musiker namens „Amazona.de“. Durch dieses Medium lernte er auch einen weiteren Promi gut kennen: Filmkomponist und Hollywood-Star Hans Zimmer. Grandl: „Eines Tages läutete mein Telefon und er war dran, ich konnte es erst gar nicht glauben!“ Grund war ein spezieller, in Italien gebauter Modular-Synthesizer, über den der Star-Musiker aus Los Angeles von ihm mehr Details erfahren wollte. „Ein Jahr später war ich dann bei Hans im Studio in Los Angeles und wir probierten das seltene Teil gemeinsam aus.“ So kam’s – und seitdem sind die beiden befreundet. Auch Zimmer ist längst Fan des bayerischen Autoren, der ein Händchen dafür hat, problematische Stoffe inklusive schockierender Katastrophenszenarien in spannende Thriller zu verpacken. Es geht ihm stets um die Zerbrechlichkeit unserer Demokratie, von welcher extremen Seite auch immer. Sein aktuelles Buch „Höllenfeuer“, mit dem er gerade die Feuilletons der Nation aufmischt, handelt von einem islamistischen Terroranschlag in der Münchner U-Bahn mit 300 Toten. Grandl: „Es geht um Religion, genauer gesagt um das Aufeinanderprallen verschiedener Glaubensrichtungen; die Doppelmoral auf christlicher Seite und die Irrwege auf der islamistischen Seite.“ Während „Höllenfeuer“ in der öffentlichen Wahrnehmung von der Popularität seines Erschaffers profitiert, hatte der Debüt-Roman „Turmschatten“ jedoch erst einmal eine lange Durststrecke zurückzulegen. Grandl: „Ich habe viele Jahre vor der Veröffentlichung angefangen, an dem Buch zu schreiben. Da war ich noch in meiner Werbeagentur aktiv, hatte einfach nur dieses innere Bedürfnis. Dass das Buch irgendwann tatsächlich erfolgreich wird, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Letztlich hat es aber auch rund zehn Jahre gedauert. Am Schluss hat es jedoch tatsächlich mein Leben verändert!“

Der Fortsetzungsroman „Turmgold“ spielt übrigens teilweise in Augsburg, auch weil Grandl viel mit der Fuggerstadt verbindet: „Aus früheren Jahren kenne ich Augsburg gut. Beruflich hatte ich viel mit der Firma Segmüller zu tun, durfte damals am Relaunch der Marke mitarbeiten und hatte sogar mein eigenes Büro dort in Friedberg. Außerdem war ich als Jugendlicher oft für Partys in Augsburg. Während damals viele nach München geschielt haben, fand ich Augsburg viel cooler. Da gab’s Läden mit gemischter Musik – querbeet von Rock über Pop. Du hast für eine Mark eine Flasche Bier gekriegt. Ich fand das viel geselliger als München mit Parkcafé und P1 und seinen strengen Türstehern. Augsburg war viel offener und „openminded“. Das fand ich super. In meinem zweiten Roman „Turmgold“ spielt übrigens auch die Herz Jesu Kirche in Augsburg eine ganz wichtige Rolle. Ein gewisser Karl Rieger, der in „Turmschatten“ noch Neonazi war, ist jetzt – zehn Jahre später – ein „Vergolder“ geworden, der eben diese schönen Jugendstilkirche restauriert. Ich habe mir dann einfach vorgestellt, wie er da kopfüber an der Decke arbeitet; auch weil ich vorher recherchiert hatte, dass die Kirche vor einiger Zeit tatsächlich entsprechend restauriert worden ist. Da dachte ich mir: Mensch, das wäre doch dieser tolle Gegensatz. Dieser früher vollkommen überzeugte Neonazi, der jetzt Vergolder geworden ist und in dieser wunderschönen Kirche arbeitet. Das war für mich einfach stimmig.“
Gut möglich also, dass Augsburg dank seiner Herz Jesu Kirche in Pfersee, übrigens die größte Jugendstilkirche Süddeutschlands, auch „mitspielt“ – sollte es „Turmgold“ ebenfalls zur Verfilmung schaffen.
Ob und wann Peter Grandl demnächst in Augsburg liest, steht noch nicht fest. „Ich habe schon Kontakte zu einem Veranstalter in Augsburg, Vertrag haben wir aber noch keinen gemacht. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich dieses Jahr noch mehrmals nach Augsburg kommen werde. Ob zu einer Lesung von „Höllenfeuer“, ob für die „Wochen gegen Rassismus“ oder aber auch in eine Schule – das mache ich sehr gerne pro bono.“

Lauterbach als Mossad-Agent in der Verfilmung

Sollte eine Augsburger Schule Interesse haben, den leidenschaftlich investigativen Autoren persönlich zu begrüßen, würde der sich freuen. „Dafür habe ich die Bücher ja eigentlich geschrieben, um tatsächlich auch mal „den Schulhof“ zu erreichen, eine große Verbreitung gerade unter jungen Menschen zu finden.“ Seiner Meinung nach würde in der Schule zwar gelesen, aber halt immer noch „Goethes Faust und andere Klassiker – auch wenn ich die alle außerordentlich schätze“, so Grandl. Inzwischen werde er aber auch von Schülern auf Instagram angeschrieben mit den Worten: „Schau mal, was wir heute als Schulaufgabe geschrieben haben. Ich musste deinen blöden Roman lesen und sollte ihn interpretieren.“ Wenn der Autor selbst dann die Fragen zur Interpretation liest, würden sich die Schüler übers Ergebnis freuen. Grandl: „Oft könnte ich die Fragen zu meinem eigenen Werk auch nicht beantworten“.

Aktuell arbeitet der Autor natürlich bereits am nächsten Bestseller. Wie immer wird erst einmal sehr lange und gründlich recherchiert; auch wenn die jahrelange Vorbereitung bei „Turmschatten“ inzwischen Vergangenheit ist. Grandl: „Der Druck steigt natürlich, weil ich jetzt Abgabetermine habe. Bei „Turmschatten“ war’s halt noch nach dem Motto: Komm‘ ich heut nicht, komm‘ ich morgen!“ Inzwischen müsste ich eigentlich schon mitten in den ersten Seiten drin sein. Mir fehlt aber immer noch ein Kontakt zur Deutschen Flugsicherung. Ich habe schon den Kontakt zum Tower am Flughafen München und eine Einladung ins Cockpit eines großen Jets in Frankfurt, in den Simulator. Aber um die Story wirklich wasserdicht zu machen, brauche ich noch die Flugsicherung. Dann habe ich eigentlich alles recherchiert. Der Roman spielt zum Teil in Tokio, in New York, aber auch in Deutschland, dazu ein großer Teil in Dublin. Es wird eine große politische Geschichte. Bald fliege ich noch einmal nach Dublin – dann, mit der Flugsicherung, hätte ich alles und kann anfangen zu schreiben.“

Mit Spannung dürfen die Fans also den nächsten Grandl erwarten, indem der Autor ganz offenbar ordentlich abhebt. Aber wer ihm schon mal begegnet ist, weiß: Dieses Bedürfnis hat er trotz seines Erfolgs nur fiktional.

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