Wenn man bei Kiki und Johann David-Kraus zu Besuch ist, wird man auf ganz besondere Art willkommen geheißen. Nicht nur wegen der herzlichen Art des Ehepaars. Sondern vor allem wegen der sieben ausgewachsenen sibirischen Husky-Damen, die schwanzwedelnd an der Türe stehen. Richtig gehört. Die sieben Hündinnen sind aber natürlich nicht nur Haustiere, sondern gleichzeitig auch noch Teamkollegen für einen ganz besonderen Sport auf dem Hundeschlitten: Zughundesport. Gemeinsam mit Herrchen und Frauchen nehmen sie an Rennen teil und haben sich dabei bis in den deutschen Kader hochgearbeitet.

„Wir fahren entweder im Zweier- oder im Vierergespann“, erklärt Johann David-Kraus. In diesen Gruppen werden die Hunde dann vor den Wagen gespannt. „Die haben einen wahnsinnigen Bewegungsdrang“, fügt er noch hinzu. Allein das Einspannen erfordert da die Hilfe einer zweiten Person, um die aufgeregten Tiere koordinieren zu können. Wenn dann alle Hunde vor dem Wagen stehen, heißt es auch schon „Go!“ – los gehts. „Der Schnitt für ein gutes Rennen sind ungefähr 30 Kilometer pro Stunde“, sagt Kiki David-Kraus. Bei einer Trainingsrunde haben die beiden aber auch schon eine persönliche Rekordgeschwindigkeit von beeindruckenden 45 „Sachen“ gemessen. „Das ist ihr Wesen, die wollen laufen!“, so Johann David-Kraus.

Im Dezember startete seine Frau mit ihren beiden Hunden Fantom und Holly bei den Weltmeisterschaften Dryland in Mühlberg. Zwar konnte das Team dort verletzungsbedingt keinen Platz belegen – Kiki David Kraus hatte sich an der Schulter verletzt. Trotzdem ist das Paar sehr stolz auf das Erreichte. „Man ist immer nur so stark wie der stärkste Hund. Die Tiere haben alles gegeben und das ist das Wichtigste“, sagen sie. Aber wie kommt man zu so einem ungewöhnlichen ‚Hobby‘? „Früher war ich Profi-Ballerina“, erinnert sich Kiki David-Kraus zurück. „Ich war Ballettstudentin an der Münchner Heinz Bosl Stiftung, Solistin des Augsburger Staatstheater-Balletts bei Erich Payer und Phillip Taylor. Stipendiatin des Freistaates Bayern an der Pariser Oper und Augsburger Kunstförderpreisträgerin in der Sparte Ballett“. Eine beachtliche Karriere, die sie da hinter sich hat. „Als Balletttänzerin kommt aber natürlich der Punkt, an dem die Karriere zu Ende ist“. Für die fünffache Mutter kein Grund, den Hochleistungssport bleiben zu lassen. Es musste nur eben eine neue Sportart her. Der erste Hund zog ein und die Familie wurde zu „Mushern“ – so werden die Führer eines Hundeschlittengespanns genannt. „Die Kinder haben sich sowieso immer ein Haustier gewünscht“, so das Ehepaar. Heute, ungefähr acht Jahre später, ist das Rudel schon um einiges gewachsen. Fantom ist die Alphahündin, danach kommen Fenja, Holly, Daisy, Jinx, Mulan und Enima.

Dass es bei so vielen Teamkollegen nicht nur mit dem Fahren getan ist, ist da natürlich klar. „Das ist schon ein ganzer Lebensstil“, sagt Kiki David-Kraus. Die Hunde leben alle im Haus, zählen als richtige Familienmitglieder. „Ich bin berufsmäßiger Hunde-Türöffner“, scherzt sie. Wenn die Hunde in den Garten oder wieder ins Haus vor den warmen Ofen möchten, brauchen sie nur an der Tür zu kratzen und sie ist zur Stelle. Ihr Mann arbeitet tagsüber an der Universität in Ulm, abends und an den Wochenenden ist dann auch er „Vollzeit-Hundepapa“. Wenn ein Hund dann doch alt wird oder einfach nicht mehr laufen mag, geht er eben in den Ruhestand. „Die Tiere haben für einen alles getan, da ist es das Mindeste, dass sie auch ihren Lebensabend bei uns verbringen dürfen“, sagt Kiki David-Kraus.

45 km/h Höchst-Geschwindigkeit

Ein Leben für die Hunde also – und die ganze Familie zieht mit. Urlaub wird mit dem Camper in Dänemark gemacht, damit trainiert werden kann. Auch die teils schon erwachsenen Kinder teilen das Hobby und haben schon an Kinderrennen teilgenommen. Großartig Geld verdienen kann man in Deutschland als Musher jedoch nicht. „Das ist ein reines Verlustgeschäft, aber nur geldmäßig. Ansonsten ist es einfach ein wunderschönes Hobby, das ich nur empfehlen kann. Da reichen auch nur zwei Hunde, man muss ja nicht gleich sieben haben“, sagt Johann David-Kraus mit einem Augenzwinkern.

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