Practice what you preach (zu Deutsch: setzte in die Tat um, was du predigst) ist nicht nur das Zitat des römischen Dichters Titus Maccius Plautus, sondern seit Neuestem auch das Motto des FC Agsburg, was den eigenen Nachwuchs betrifft.
Jahrelang predigte der Verein, vermehrt auf den eigenen Nachwuchs setzen zu wollen. Spätestens mit der Eröffnung der Paul-Renz-Akademie im August 2022 existierten die entsprechenden Gegebenheiten, um Talenten einen Weg in das Profigeschäft zu bahnen. Trotzdem entschieden sich Spieler wie Dzenan Pejcinovic, Lukas Petkov oder Aaron Zehnter lieber dafür den Verein zu verlassen, um Spielzeit bei anderen Vereinen in der Bundesliga, wie dem VfL Wolfsburg oder in der zweiten Liga zu erhalten. Zwar dienen diese Beispiele trotzdem als Erfolg der Augsburger Jugendarbeit, ihren Durchbruch feierten sie allerdings bei anderen Vereinen. Sowohl Präsident Markus Krapf (Amtsantritt 2022) als auch Sportdirektor Marinko Jurendic sowie Leiter Entwicklung Heinz Moser (beide seit September 2023 im Verein) hatten sich dieses Thema groß auf die Fahnen geschrieben, bremsten dabei aber auch. Es gehe zwar darum, diese Ziele direkt anzugehen, Erfolge erwarte man aber erst mittelfristig. Aktuell sieht es ganz danach aus, als seien erste Positivbeispiele sichtbar.
Neben Mert Kömür (19) haben aktuell auch Noahkai Banks (18) und Henri Koudossou (25) den Sprung zu den Profis geschafft. Und das nicht, wie es in der Vergangenheit häufiger der Fall war, nur im Training. Alle drei stehen mittlerweile regelmäßig in der Bundesliga auf dem Rasen. Während Kömür und Banks sich hauptsächlich mit Joker-Rollen zufriedengeben müssen, steht Koudossou regelmäßig in der Startelf. Dabei ist der 25-Jährige ein klassischer Spätentwickler. Erst im Alter von 20 wechselte er in die Fuggerstadt, kämpfte sich dann dort über die U23 und Leihstationen in Den Haag und Lustenau auf Bundesliga-Niveau. Eine beachtliche Entwicklung, die dem Außenverteidiger vor der Saison nur wenige zugetraut hatten. Mittlerweile hat sich sein Vertrag, aufgrund seiner Einsätze automatisch um ein Jahr verlängert, doch die Verantwortlichen werden Interesse haben, Koudossou noch länger an sich zu binden.
FC Augsburg: Jess Thorup integriert junge Talente ins Training
Deutlich klassischer verliefen hingegen die Wege von Mert Kömür und Noahkai Banks. Banks spielt seit der D-Jugend beim FCA, Kömür wechselte im Alter von 14 von 1860 München nach Augsburg. Beide durchliefen die Jugendmannschaften und empfahlen sich über ihre Leistungen für die erste Mannschaft. Während Banks als spielstarkes Innenverteidigertalent gilt, ist Kömür ein kreativer Offensiver, der technisch stark, jede Defensive vor Probleme stellen kann. Beide glauben an ihren Weg beim FC Augsburg, so sagte Kömür etwa im Dezember: „Man sieht, dass auf mich gesetzt wird, dass ich an die Bundesliga herangeführt werde. Damit bin ich sehr zufrieden.“ Selbiges gilt für Banks, der mit 18 noch etwas ungeschliffener wirkt, als Kömür und Koudossou.
Einen großen Anteil an der positiven Entwicklung tragen Jess Thorup und sein Trainerteam, das die aufstrebenden Talente erst ins Training und fortan immer mehr in das Spieltagsaufgebot integrierte. Der Däne setzt die Vereinsphilosophie um, seit Beginn 2025 noch konsequenter als zuvor. Banks und Koudossou kamen in allen ersten drei Bundesliga-Partien zum Einsatz, Kömür immerhin in zwei.
Es lohnt sich als zu konstatieren: Großen Worten sind Taten gefolgt, klar ist aber auch, das kann erst der Anfang gewesen sein. Im Ligavergleich liegt der FCA mit drei Eigengewächsen im Kader nach wie vor im hinteren Mittelfeld der Liga. Anführer ist erwartungsgemäß der SC Freiburg mit deren Acht. Ein Verein, an dem sich die Augsburger gerne orientieren, zu dem es aber nach wie vor Aufholbedarf gibt.
Mit Mahmut Kücüksahin steht das nächste Talent allerdings bereits in den Startlöchern.
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