Der Augsburger Rennradprofi Georg Zimmermann zählt mit seiner vierten Teilnahme bei der Tour de France mittlerweile zu den etablierten Fahrern bei der Tour. Letztes Jahr schrammte er nur knapp an einem Etappensieg vorbei. Dieses Jahr verfolgt er neben der Tour jedoch ein weiteres großes Ziel: die Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Paris. Darüber und vieles mehr sprach er kurz vor Tourauftakt mit dem Augsburg Journal Reporter.

AJ Reporter: Sie stehen wieder inmitten einer anstrengenden Saison, wie ist Ihre Verfassung kurz vor dem Beginn der Tour?

Georg Zimmermann: Ich bin bislang gut unterwegs. Im Januar konnte ich einen weiteren echten Meilenstein für meine Karriere setzen, als ich mein erstes Podium bei einem World Tour Ein-Tages-Rennen eingefahren habe (beim Cadel Evans Great Ocean Road Race in Australien, Anm. d. Red.). Jetzt bin ich wieder richtig gut drauf und bereit für eine tolle Tour de France.

AJR: Also sind Sie im Vergleich zu vergangenem Jahr noch einmal besser in Form?

Zimmermann: Das würde ich nicht unbedingt bestätigen, aber ich bin in etwa genauso gut drauf wie letztes Jahr.

AJR: Das klingt vielversprechend. Bei der letzten Frankreich Rundfahrt hätte es beinahe mit einem Etappensieg geklappt, Sie wurden nach einem spannenden Finish bei der zehnten Etappe knapp Zweiter. Wie sehen Sie ihre Chancen für dieses Jahr?

Zimmermann: Mein Ziel ist es nach wie vor, einmal eine Etappe auf der Tour zu gewinnen. Ob das in diesem Jahr passiert oder erst in den kommenden, ist nicht so wichtig. Ich mache mir auf jeden Fall keinen Extra-Druck in diesem Jahr, nur weil es letztes Mal fast geklappt hätte.

AJR: Wie oft wurden Sie auf den spannenden Schlussspurt bei der letzten Tour angesprochen?

Zimmermann: (lacht) Ich weiß es nicht, sehr oft auf jeden Fall. Bestimmt im dreistelligen Bereich.

AJR: Was hat Ihre Familie dazu gesagt?

Zimmermann: Die haben sich gefreut, sie unterstützen mich immer. Das war natürlich ein großer Tag, in erster Linie waren sie stolz auf mich.

AJR: Dieses Jahr gibt es neben der Tour de France ein weiteres großes Ziel in ihrer Karriere. Die Reise zu den Olympischen Spielen. Wissen Sie schon, ob Sie vielleicht ausgewählt wurden?

Zimmermann: Nein, das ist noch nicht klar. Da hoffe ich natürlich sehr darauf. Da würde eine gute Tour de France sicher helfen.

Plateau des Glieres - France - cycling - cyclisme - radsport - wielrennen - Zimmermann Georg (GER / Team Intermarche - Wanty) pictured during stage 8 of the 76th edition of the Criterium du Dauphine 2024 cycling race with start in Th™nes and finish - arrivee on Plateau des Glieres (160.6km) on June 9, 2024  - Photo: Szymon Gruchalski/Cor Vos © 2024 © Photo News  ! only BELGIUM !
Plateau des Glieres – France – cycling – cyclisme – radsport – wielrennen – Zimmermann Georg (GER / Team Intermarche – Wanty) pictured during stage 8 of the 76th edition of the Criterium du Dauphine 2024 cycling race with start in Th™nes and finish – arrivee on Plateau des Glieres (160.6km) on June 9, 2024 – Photo: Szymon Gruchalski/Cor Vos © 2024 © Photo News

AJR: Wann entscheidet sich, welche zwei Radfahrer nach Paris dürfen?

Zimmermann: Das weiß ich tatsächlich gar nicht genau. Ich glaube gegen Mitte, Ende der Tour wird es bekannt gegeben.

AJR: Warum sollte der deutsche Verband auf Sie setzen?

Zimmermann: Weil ich über die letzten Jahre bewiesen habe, dass ich konstant auf sehr hohem Niveau unterwegs bin und auch dreimal bei Weltmeisterschaften einen sehr guten Job gemacht habe fürs Nationalteam. Deshalb denke ich, bin ich bestens dafür geeignet.

„Manchmal macht es schon Spaß, andere Rennen zu fahren“

AJR: Wie verlief die Vorbereitung auf die diesjährige Tour? Mittlerweile haben Sie ja eine gewisse Routine entwickelt. Kann das teilweise auch eintönig werden, immer wieder die gleichen Rennen zu fahren?

Zimmermann: Manchmal macht es schon Spaß, andere Rennen zu fahren, etwas Neues zu sehen, aber unterm Strich ist so eine Routine auch schön. Ich bevorzuge es eigentlich immer zu wissen, was auf mich zukommt.

AJR: In diesem Jahr kommt auf der Tour beim Ziel auf Sie auf jeden Fall etwas Neues zu. Sie endet nicht, wie üblich in Paris, sondern in Nizza…

Zimmermann: Ja, das ist den Olympischen Spielen geschuldet. Deshalb kann ich das schon nachvollziehen. Olympia ist Trubel genug für die Pariser. Für mich wäre es der krönende Abschluss, dann beim Rennen der Olympischen Spiele in Paris einzufahren.

AJR: Wie ist Ihre Rolle im Team? Fahren Sie nach wie vor hauptsächlich als Helfer für Louis Meintjes und Biniam Girmay?

Zimmermann: Das klären wir von Tag zu Tag, auf jeden Fall werde ich auch mal auf meine Kosten kommen und die Erlaubnis bekommen, selbst durchzustarten.

Georg Zimmermann sieht Verbesserungspotenzial im Zeitfahren

AJR: In welchen Bereichen würden Sie sich gerne noch verbessern?

Zimmermann: Im Einzelzeitfahren bin ich noch nicht ganz so gut. Daran würde ich gern arbeiten. Das ist allerdings sehr zeitintensiv, das will ich nach der Tour dann in Ruhe angehen.

AJR: Was muss man dafür tun, um besser zu werden?

Zimmermann: Es gibt zwei Dinge, die man machen muss. Zum einen das Training auf diesem Fahrrad in der speziellen Position. Zum anderen muss man viele Bodenübungen machen. Um das zu perfektionieren, muss man sehr gelenkig, sehr gedehnt sein, braucht zudem eine ausgeprägte Becken- und Rückenmuskulatur.

AJR: Sie sind neben Ihrem eigenen Sport auch sehr an anderen Sportarten wie Fußball und Eishockey interessiert. Wie bewerten Sie die Leistung der Augsburger Erstligisten der letzten Saison?

Zimmermann: Der FCA hat bis auf die letzten fünf Spieltage eine der besten Saisons gespielt, an die ich mich erinnern kann, abseits der Europa League Saison und der, als man sich dafür qualifizieren konnte. Das war spielerisch mit das Beste, das man seit langer Zeit zu sehen bekam. Zwar lief es am Ende nicht mehr so gut, unterm Strich war es dennoch eine sehr gute Saison. Bei den Augsburger Panthern war es leider mal wieder, muss man sagen, nichts Besonderes.

AJR: Wie optimistisch sind Sie für die kommende Saison?

Zimmermann: Ich glaube, die Panther sind gerade dabei, ein richtig gutes Team zusammenzustellen, einen wichtigen Umbruch zu vollziehen. In der letzten Saison hat man ja anfangs bereits für die Zweite Liga geplant. Das hat man dieses Jahr vermieden und die Kaderplanung bis zum Klassenerhalt verzögert.

AJR: Ihr Freund und das andere große Radsporttalent aus Augsburg, Marco Brenner, hat sich dafür entschieden, einen mutigen Schritt zu gehen und in der zweiten Liga zu fahren bei einem jungen, ambitionierten Team. War das Ihrer Meinung nach die richtige Entscheidung?

Zimmermann: Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. In diesem Jahr ist er richtig gut unterwegs, ist wieder sportlich erfolgreich. Daher war es der genau richtige Schritt.

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