Als „Zeitenwende in der Geschichte der Kunst“ bezeichnet das Städel Museum in Frankfurt am Main die Malerei der Renaissance. „Was in Italien seinen Anfang nahm, entwickelte sich im Norden Europas zu etwas völlig Neuem – mit den Malern Hans Holbein d. Ä. (um 1464–1524) und Hans Burgkmair (1473–1531) als Wegbereiter dieser einzigartigen Kunst. Ihr Zentrum war die freie Reichs- und Handelsstadt Augsburg, die sich in nur wenigen Jahrzehnten zur Hauptstadt einer deutschen und zugleich internationalen Renaissance entwickelte.“

Augsburg steht im Mittelpunkt der Ausstellung, die bis 18. Februar 2024 zu sehen ist. Aus der Fuggerstadt sind einige Highlights aus dem Maximilianmuseum nach Frankfurt gereist: Etwa zwei Fugger-Putti, die Hans Daucher um 1530 geschaffen hat. Die Engelsfiguren aus Kalkstein schmückten einst die Balustrade in der St. Anna Kapelle in Augsburg. Wie das Museum erklärt, hatten Jakob, Ulrich und Georg Fugger diese als ihre Grablege gestiftet. 1817/18 seien die Putten entfernt worden, aber im Besitz der Fugger geblieben. Nachdem zwei verkauft worden seien, sind sie seit 2019 im Maximilianmuseum wiedervereint – und nun in Frankfurt zu sehen.

Ebenfalls von Daucher ist das Relief „Die Muttergottes im Kreis der Engel“ (1520). Der Bildhauer Daucher war laut Kunstsammlungen Augsburg einer der Hauptvertreter der Augsburger Renaissance.

Holbein-Ausstellung: Neptun ist jetzt Frankfurter

Ein drittes Leihobjekt aus Augsburg ist die Neptun-Statue vom Neptunbrunnen. Dieser stand laut den Museen ab 1537 am Rathaus auf dem Fischmarkt und sei „die wohl früheste lebensgroße bronzene Aktfigur der Nachantike“.

Dr. Christof Trepesch, Direktor der Kunstsammlungen und Museen Augsburg, freut sich, dass die Augsburger Exponate prominent in den ersten Räumen der Frankfurter Ausstellung zu sehen sind. Die Stars aus Augsburg „zeigen auch, welche Evolution die Augsburger Kunstproduktion zu dieser Zeit hatte“, erklärt er – und wie wichtig Augsburg damals war: „Augsburg war für Europa ein wesentliches Zentrum für Malerei im 16. Jahrhundert“. Auch wegen der Reichstage, die die Politelite in der Fuggerstadt versammelte. Neben berühmten Augsburger Künstlern wie Holbein dem Älteren und Holbein dem Jüngeren – dessen Gemälde ‚Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen‘ und die ‚Solothurner Madonna‘ Teil der Ausstellung sind – waren in Augsburg auch so bekannte Namen wie Albrecht Dürer und Tizian zu Gast. Zu Gast in Frankfurt ist der Freundeskreis, der die Ausstellung besucht. Im Juli 2024 kommt Holbein der Ältere dann „heim“ – in einer Ausstellung im Augsburger Schaezlerpalais.

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