Start News Samuel Essende im Interview: Der Wolf auf Torejagd

Samuel Essende im Interview: Der Wolf auf Torejagd

Noch nicht jeder Schuss ein Treffer: Gegen St. Pauli ließ Samuel Essende (li.) eine Riesen Chance zum 1:0 ungenutzt – machte aber nichts, der FCA gewann gegen den Aufsteiger dennoch mit 3:1.Fotos: Krieger FC Augsburg vs. FC St. Pauli, 3. Spieltag; DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO.

Obwohl Neuzugang Samuel Essende für den FC Augsburg direkt im ersten Pokal- und Ligaspiel getroffen hat, ist er mit seinem persönlichen Saisonstart noch nicht wirklich zufrieden – gegen Mainz handelte er sich zudem noch eine Rote Karte ein und muss jetzt zwei Spiele pausieren. Warum das so ist und über vieles mehr spricht der Kongolese im Augsburg Journal Interview.

Augsburg Journal: Wie waren Ihre ersten Wochen in Augsburg, wie haben Sie sich eingelebt?

Samuel Essende: Ganz gut bislang, ich bin mit meiner Familie in ein Haus unweit vom Stadion gezogen. Die Teamkollegen sind auch super, deshalb bin ich sehr zufrieden.

AJ: Wie viel von der Sprache haben Sie schon gelernt?

Essende: Bislang nur ein paar Worte. Deutsch ist eine schwere Sprache. Ich kann jetzt die Basics, aber noch nicht viel mehr. Wenn ich einkaufen gehe, versuche ich nicht auf Englisch zu sprechen, sondern die Worte auf Deutsch zu sagen, aber das ist noch ziemlich kompliziert.

AJ: Warum haben Sie sich für einen Wechsel zum FC Augsburg entschieden?

Essende: Hauptsächlich wegen der Herausforderung und der Perspektive hier. Ich habe lange mit den Verantwortlichen gesprochen und hatte direkt ein gutes Gefühl. Wenn man eine gute Saison spielt, gibt es natürlich viel Interesse, aber der Trainer hat mir eine gute Perspektive aufgezeigt, dazu ist Augsburg eine schöne Stadt. Ich habe die Entscheidung mit meinem Herzen getroffen und es war die richtige.

Samuel Essende: „Ich hätte schon das eine oder andere Tor mehr schießen können.”

AJ: Auch sportlich haben Sie sich schon gut eingefunden, Tore im Pokal und der Liga erzielt, wie wichtig ist ein positiver Start für Sie persönlich?

Essende: Ich weiß gar nicht, ob es so ein guter Start war. Für mich wäre es ein guter Anfang, wenn wir alle Spiele gewonnen hätten und ich in jedem Spiel getroffen hätte. Ich werde an Toren und Assists gemessen und hätte auch schon das ein oder andere Tor mehr schießen können. Trotzdem versuche ich immer positiv zu sein und an meinen Schwachstellen zu arbeiten. Dann werde ich auch immer besser.

AJ: Unter Jess Thorup sind Sie im Sturm praktisch gesetzt, mal alleine, mal in einer Doppelspitze, welches System gefällt Ihnen besser?

Essende: Mir gefällt es, wenn ich auf dem Platz stehe. Für mich macht es keinen großen Unterschied, ob ich als alleinige Spitze spiele oder nicht, denn ich habe top Mitspieler. Ich bin kompatibel mit vielen Spielertypen, egal ob mit Phillip Tietz, Steve Mounié oder Ruben Vargas zum Beispiel. Jeder Spieler, der reinkommt, kann den Unterschied machen, wie man in den letzten Wochen gesehen hat, der Kader hat eine gute Qualität.

Super Sprungkraft: Samuel Essende fliegt über alle hinweg. Foto: Krieger

AJ: Wie empfinden Sie die Konkurrenz in der Bundesliga, im Vergleich zur portugiesischen?

Essende: Ich habe erst ein paar Spiele gespielt, aber ich habe direkt gemerkt, dass die Bundesliga eine harte Liga ist, definitiv eine der besten der Welt. Ich mag es aber nicht, Vergleiche zu ziehen. Jede Liga hat ihre Eigenheiten. In der Bundesliga spielen alle Teams nach vorne und wollen gewinnen. Keiner möchte nur verteidigen. In Portugal geht es mehr um Geschwindigkeit und Technik. Hier ist die Intensität höher, es geht sehr viel hin und her.

AJ: Für den FC Vizela haben Sie letzte Saison 15 Tore erzielt; haben Sie sich schon ein Ziel gesetzt, wie viele es diese Saison sein sollen?

Essende: Ja, ich habe mir ein Ziel gesetzt, möchte es jetzt aber noch nicht verraten. Fragen Sie mich nach der Saison noch einmal, dann werde ich sagen, ob ich mein Ziel erreicht habe oder nicht.

AJ: Also auf jeden Fall zweistellig?

Essende: Als Stürmer möchte man so viele Tore wie möglich machen.

AJ: Ihr Spitzname lautet Wolf, wie kam es dazu?

Essende: Das hat schon angefangen, als ich noch ein Kind war. Damals wurde ich in der Gruppe als „kleiner Wolf“ bezeichnet. Als ich älter wurde, haben die Leute gesagt, es liegt an meinen Zähnen. Ich wurde einfach immer weiter so genannt, also habe ich den Spitznamen behalten.

AJ: Nun gibt es mit Marius Wolf einen zweiten Wolf im Team, sind Sie schon ein eingeschworenes Rudel?

Essende: Es ist unmöglich, sich mit jemandem anzulegen, dessen Name schon Wolf ist (lacht.) Es war witzig, als er gekommen ist, haben mir alle meine Freunde geschrieben: Wer ist der richtige Wolf von euch beiden? Da habe ich nur gesagt, sein richtiger Name ist ja schon Wolf, damit kann ich mich nicht vergleichen. In der Kabine sitzt er auch noch neben mir, das war ein lustiger Moment, als ich zum ersten Mal seinen Namen dort gesehen habe.

AJ: Wie hat Sie das Team bislang aufgenommen?

Essende: Ich hatte eine super Eingewöhnungszeit. Alle sind supernett zu mir und haben mich mit offenen Armen empfangen. Das habe ich, um ehrlich zu sein, von den ersten Gesprächen an hier so erwartet und so ist es auch gekommen.

Ibrahimovic als Vorbild

AJ: Wer war oder ist Ihr Vorbild?

Essende: Als ich jünger war, war es definitiv Zlatan Ibrahimovic. Ich war ein großer Fan von ihm und habe sehr viel über ihn gesprochen. Natürlich ist er auch nach wie vor aus Stürmersicht für mich ein Vorbild. Aber auch Cristiano Ronaldo fand ich immer klasse, auch wenn das nichts Besonderes ist, da er fast für jeden Fußballer ein Idol ist. Die Art und Weise, wie er sich fit hält und sein Mindset, davon kann sich jeder Spieler etwas abschauen.

AJ: Von welchem aktiven Spieler können Sie viel abschauen?

Essende: Erling Haaland ist wahrscheinlich die beste Nummer 9 der Welt aktuell. Er ist sehr stark, schießt viele Tore und ist auch sehr clever. Da kann man sich einiges abschauen. Am Ende des Tages bin ich aber immer noch Samuel Essende und will mit meinen Qualitäten punkten. Aber auch von Victor Osimhen oder Romelu Lukaku kann man viel lernen.

AJ: Sie tragen recht viel Schmuck und Ihre Zähne glitzern, was hat es damit auf sich?

Essende: Das hat keinen speziellen Hintergrund. Ich komme aus Paris. Man nennt die Stadt auch die Stadt des Lichts, vielleicht hat es etwas damit zu tun. Die Hauptsache ist aber, dass es mir gefällt und wenn die Leute es auch mögen – umso besser.

AJ: Welche Hobbies haben Sie außerhalb des Fußballs?

Essende: Ich bin am liebsten mit meiner ganzen Familie zusammen. Das gestaltet sich aktuell natürlich etwas schwieriger. Wenn man weit weg von zuhause spielt, ist das nicht so einfach, aber ich versuche sie oft hierher einzuladen und sie mitzunehmen. Davon abgesehen spiele ich gerne Videospiele. Ich bin fast ein bisschen süchtig nach Call of Duty. Fußballsimulationen sind nicht so meins, denn mein ganzes Leben besteht praktisch aus Fußball, dann muss es auf der Konsole nicht noch mehr Fußball sein. Als ich noch jünger war, habe ich auch etwas Kampfsport betrieben, dafür fehlt mir aber jetzt ein wenig die Zeit.

AJ: Was gefällt Ihnen an Augsburg am besten?

Essende: Augsburg ist eine sehr schöne Stadt. Bis ich 20 war, habe ich in Paris gelebt, aber seitdem habe ich in meiner Karriere schon einige Städte besser kennengelernt und ich finde es wirklich super hier. Andere Städte haben mir weitaus weniger gefallen. Leider hatte ich noch nicht die Zeit, alles zu sehen, denn ich bin auch jemand, der einfach gern daheim ist. Aber das, was ich bislang gesehen habe, gefällt mir sehr gut.

AJ: Wenn Sie sich in vier Eigenschaften beschreiben müssten, welche wären das?

Essende: Ich bin sehr passioniert, wenn ich etwas tue, dann mit ganzem Herzen. Außerdem lache ich gerne, kann aber auch schnell mal aufbrausend werden, wenn es um Fußball geht. Und ich liebe es, zu diskutieren.

Lesen Sie auch: Konkurrenzkampf im FCA-Sturm: Profitiert Phillip Tietz von der Essende-Sperre?

KEINE AUSGABE MEHR VERPASSEN

Erfahren Sie als Erster, wenn unser neues Magazin veröffentlicht wird – exklusiv vor allen Anderen!

Prüfe deinen Posteingang oder Spam-Ordner, um dein Abonnement zu bestätigen.

Die mobile Version verlassen