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Tod mit 13: Drogenhilfe warnt – hochdosierte Tabletten können für Konsumenten lebensgefährlich sein

Synthetische Drogen kommen in allen Farben und Formen. FŸr das MIK NRW, im Auftrag: Foto: Jochen Tack Fotografie Ursulastr. 9 45131 Essen Germany phone: +49 (0)176 2484 8423 info@jochentack.com www.jochentack.com

Drogentod mit 13 – die Nachricht hat viele Menschen erschüttert. Muss ein Kind mit 13 Jahren schon an Drogen sterben? Man braucht nicht bis Brandenburg schauen, wo sich die 15-jährige Freundin der Toten ebenfalls schwer vergiftet hat, oder nach Rathenow, wo eine 15-Jährige an Ecstasy starb.

In Nordendorf im Landkreis Augsburg kamen 2020 ein 15- und ein 16-jähriger Jugendlicher – ebenfalls nach dem Konsum synthetischer Drogen – ums Leben. Bei der Drogenhilfe Schwaben überrascht diese Situation nicht. Das Risiko synthetischer Drogen ist seit langem bekannt. Dass sich derzeit Todesfälle häuften, könne an einer sehr hohen Dosierung der meist bunten Tabletten liegen. Eine gewisse Erleichterung für die Drogenhilfe und für bessere Gesundheit der Konsumenten könnten derzeit diskutierte Drogen-Checks bieten.

Neue psychoaktive Substanzen

„Neue psychoaktive Substanzen“ nennt Katrin Wimmer von der Drogenhilfe das, worum es geht. Es geht um Substanzen, die nicht wie Hanf (Cannabis) oder Opium zunächst als Pflanze natürlich wachsen, bevor aus ihnen eine Droge gewonnen wird. Sondern es geht um Substanzen, die mehr oder weniger in einem Labor, einer Drogenküche, aus verschiedenen synthetischen Grundstoffen und Zutaten „zusammengebaut“ werden. So kann man „Kräutermischungen“ produzieren, „Badesalz“, „Crack“, anderes mehr. Während der Kunde einer Apotheke sich darauf verlassen könne, bei seiner Schlaftablette, seinem Schmerzmittel, seinem Hustensaft immer die gleiche Qualität zu bekommen, sei diese Stoffqualität bei synthetischen Drogen nicht gewährleistet. Darin liege ein ganz großes Problem für Konsumenten: Sie kaufen etwas, was einen bestimmten Namen trägt und was eine gewisse Wirkung zu verursachen verspricht. Aber was man tatsächlich ausgehändigt bekomme – „Fragezeichen“.

Auch bei der Drogenhilfe Schwaben seien Fälle beispielsweise von sehr hoch dosierten Substanzen in einer einzigen Tablette bekannt, eine Konzentration, die für manche Konsumenten lebensgefährlich sein könne. Einer der Punkte, weswegen sich Experten wie Katrin Wimmer dringend den sogenannten „Drogencheck“ wünschen. Dann nämlich könnten die Konsumenten eines Mittels vorab testen lassen, was in welcher Giftigkeit sie einzunehmen im Begriff seien. Dort, wo so etwas bereits praktiziert werde – etwa in den Niederlanden, Österreich, der Schweiz – laufe es so, dass in den Clubs oder auf einer Technoparty eine Art Teststation eingerichtet sei, wo der Konsument selbst von seiner gekauften Tablette etwas abschabt oder abreibt und testen lässt.

Drogencheck als Lösung?

Anschließend bekomme man anhand einer Art Ampel mit grüner, gelber oder roter Markierung mitgeteilt, wie die vorhandene Dosis eingeschätzt wird. Dann könne der Konsument immer noch entscheiden, ob er seine Tablette halbiert oder viertelt oder ob er sicherheitshalber komplett darauf verzichte. Mittels Modellversuch kann ein derartiger Test seit Juni auch in drei Stellen in Berlin vorgenommen werden. Dort dauere es dann etwa drei Tage, bis das Testergebnis vorliege. Auf der Website „drugchecking.berlin“ sind Fotos von Tabletten und Pulvern veröffentlicht, vor deren Einnahme gewarnt wird.

Die langjährige Erfahrung von Zuständigen in der Drogenhilfe ebenso wie bei der Polizei oder im Gesundheitswesen lehrt, dass man mit Appellen praktisch niemanden von der Absicht, eine Droge einzunehmen, abhalten könne. Jeder Konsument erwarte von der Substanz eine bestimmte, von ihm gewünschte Wirkung. Beispiel: Der Wirkstoff mit dem eher wenig eingängigen Namen „3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin“, kurz MDMA, der in Substanzen wie „Ecstasy“, „Molly“, „Emma“ – oder auch „Blue Punisher“ steckt. Diese Droge wirkt vor allem im Gehirn, wo sie dafür sorgt, dass der Körper stimmungsaufhellende Neurotransmitter wie Serotonin ausschüttet. Die Konsumentinnen und Konsumenten der Droge spüren in der Folge eine starke Euphorie und fühlen eine große Zuneigung anderen Menschen gegenüber. „Herzöffnerdroge“ nennt Diplom-Sozialpädagogin Wimmer diese Wirkweise.

Drogenhilfe: Kommunikation über Konsum schwierig

Keine Frage für die Drogen-Expertin, dass niemand, der eine derartige Substanz einnehme, die Absicht habe, seinem Leben damit ein Ende zu setzen. Dass diese Gefahr aber existiere, zeige das Beispiel der 13-jährigen Finja aus Brandenburg ebenso wie das zahlreicher anderer noch sehr junger Menschen.

Wimmer weist auf einen weiteren Aspekt der Problematik hin: Die Frage, mit wem man als Betroffener über seinen Drogenkonsum überhaupt sprechen könne – bis hin zu den Sorgen und Nöten von Angehörigen. Kann man als Schulkind mit seinem Lehrer, seiner Lehrerin, über Drogenkonsum sprechen – ohne eine Anzeige bei der Polizei befürchten zu müssen? Kann man mit den Eltern darüber sprechen, mit Ärztin oder dem Apotheker, kann man sich unbesorgt an eine Einrichtung wie die Drogenhilfe (sie unterliegt der Schweigepflicht) wenden?
Strenge Restriktion in Sachen Drogenkonsum – wie es in Bayern versucht werde – führe nicht zum Ziel, sind sich viele Fachleute einig. Ob man es wahrhaben wolle oder nicht – Drogenkonsum gehöre zu unserem Leben. Wie es in den Leitlinien der Drogenhilfe Schwaben zu Beginn heißt: „Wir verstehen einen drogengebundenen Lebensstil als individuellen, funktionalen Versuch der Lebensbewältigung. Wir begegnen Klientinnen mit Aufgeschlossenheit und Respekt. Wir nehmen Klientinnen vorurteilsfrei an und stellen keine Forderungen nach Abstinenz. Ziel ist es, deren psychosoziale Verelendung zu verhindern und Lebensqualität zu verbessern.“ si

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