So hatte sich Georg Zimmermann das nicht vorgestellt. Bei der ersten Etappe der Tour de France verpasste er knapp das Bergtrikot, am Tag danach bremsten ihn mutwillig platzierte Reißzwecken auf der Straße aus. Dennoch lässt sich der Augsburger nicht unterkriegen und träumt weiter von einem Etappensieg.
„Leider habe ich meine Hausaufgaben nicht gut genug gemacht und wurde davon überrascht, dass das Zielband so früh kam“, erzählte Georg Zimmermann im Nachgang der ersten Etappe. Hätte er nur wenige Meter früher zum Sprint angesetzt, hätte sich der Augsburger das Bergtrikot am Ende der ersten Etappe sichern können, so verpasste er es um wenige Zentimeter.
Georg Zimmermann: Platten dank Reißzwecken auf der Straße
Noch bitterer lief es für den 25-Jährigen aber an Tag zwei der diesjährigen Tour de France. Kurz vor dem letzten Berganstieg bremste ihn ein platter Hinterreifen aus und machte die gute Ausgangsposition zunichte. Auf der Straße war eine große Ladung Reißzwecken verteilt worden. Zimmermann musste auf den Materialwagen warten und kam am Ende als 145. mit über 18 Minuten Rückstand ins Ziel. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch andere Top-Fahrer um Vorjahressieger Jonas Vingegaard, wie Zimmermann berichtete: „Da muss etwas auf der Straße gewesen sein, weil auf einen Schlag schätzungsweise 20 Mann Platten hatten.“
Sein Intermarché-Circus-Wanty Teamkollege Lilian Calmejane teilte nach der längsten Etappe in diesem Jahr ein Video auf Twitter von seinem Vorderrad, in dem gleich fünf Reißnägel steckten. „Danke für diese Art von menschlichem Schwachsinn“, schrieb der aufgebrachte Calmejane dazu: „Ich glaube, ich war nicht das einzige Opfer einer Reifenpanne im Finale. Man kann durch euren Schwachsinn stürzen und sich sehr schwer verletzen, ihr Idioten …“ 2012 stürzte der kroatische Radprofi Robert Kiserlovski nach einer Reißnagel-Attacke schwer und brach sich das Schlüsselbein.
Gino Mäder stürzte bei Tour de Suisse in den Tod
Welche dramatischen Folgen Stürze haben können, ist der Radsportwelt und Zimmermann persönlich vor wenigen Wochen noch einmal eindrücklich vor Auge geführt worden. Bei einer Bergabfahrt während der Tour de Suisse stürzte Gino Mäder einen Abhang hinunter und kam ums Leben. Der 26-Jährige war ein guter Bekannter von Georg Zimmermann. „Es hat mich sehr mitgenommen“, erzählte Zimmermann kurz vor Start der Tour de France dem AJ-REPORTER. „Ich war an seiner Unfallstelle im Trainingslager und habe seiner Familie eine Kerze aufgestellt.“ Die beiden sind aufgrund ihres ähnlichen Alters bereits in sämtlichen Nachwuchskategorien gegeneinander angetreten.
Trotz aller Widrigkeiten und Startschwierigkeiten bei der Tour bleibt Zimmermann aber weiter positiv und blickt lieber nach vorne. „Ich habe viel mitnehmen können aus den vergangenen Jahren, es war das erste Mal, dass die Vorbereitung perfekt gelaufen ist“, berichtete er am Tag vor der ersten Etappe. Bei der Generalprobe für das prestigeträchtigste Radsportevent der Welt, dem Criterium du Dauphine, gewann Zimmermann die sechste Etappe. Der größte Erfolg seiner Karriere und ein Signal an die Konkurrenz. Diese ist gewarnt und lässt ihn nicht mehr so einfach ziehen. In seinem Team ist Zimmermann trotzdem weiter allen voran als Helfer für die Top-Fahrer Louis Meintjes und Sprinter Biniam Girmay eingeplant. „Das anstrengende Los, das ich gezogen habe ist, dass ich gut im Flachen und in den Bergen bin, das heißt, ich muss versuchen beiden so gut wie möglich zu helfen.“
Aber auch sich selbst hat sich der aufstrebende Radprofi ambitionierte Ansprüche gestellt. „Das Ziel meiner Karriere ist es, mal eine Etappe bei der Tour zu gewinnen.“ Am besten schon in diesem Jahr.
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