Wie es für den einstigen FCA-Erfolgscoach stets bergab ging
Fast genau sieben Jahre ist es her, da war Markus Weinzierl auf dem Höhepunkt seiner Trainerkarriere angelangt. Am 25. Februar 2016 fand das für FCA-Fans bis heute legendäre Rückspiel gegen den FC Liverpool und ihren Trainer Jürgen Klopp statt. Am Ende fehlte dem FCA gegen den späteren Europa League-Finalisten nur ein Tor, um die Zwischenrunde zu überstehen und ins Achtelfinale einzuziehen. Es war nicht nur der Höhepunkt Weinzierls Trainerkarriere bis dato, sondern auch des gesamten FC Augsburg. Sowohl für Trainer als auch für den Verein folgten danach komplizierte Jahre.
Der mittlerweile 48-Jährige Fußballlehrer und gebürtige Straubinger erreichte mit dem FCA nie Dagewesenes und erlebte in der Fuggerstadt wohl die erfolgreichste Zeit seiner Karriere. Wie er den Verein zum fünften Platz in der Bundesliga und damit in die Europa League führte, ist noch heute unvergessen. Doch Markus Weinzierl sah sich bestimmt für höhere Aufgaben, zerwarf sich zum ersten Mal mit Stefan Reuter und trat ein Jahr nach dem Einzug in die Europa League seinen Job bei Schalke 04 an. Dort war er Christian Heidels absolute Wunschlösung auf der Trainerposition gewesen. Nach einer vor allem in der Bundesliga sportlich enttäuschenden Saison, die die Königsblauen auf Rang Zehn beendeten – in der Europa League erreichte man das Viertelfinale und schied knapp gegen den späteren Finalisten Ajax Amsterdam aus – korrigierte Heidel seinen „Fehler“. Weinzierl wurde das Opfer der Saison-Analyse und verweigerte ein letztes Treffen mit dem Sportdirektor, bei dem er über die Trennung informiert werden sollte. Das tat seiner Popularität zunächst jedoch keinen Abbruch, seinen guten Ruf als Trainer, der Mannschaften zu ungeahnten Höhen verhelfen kann, hatte er sich beim FCA hart erarbeitet.
Deshalb verpflichtete ihn der VFB Stuttgart im Oktober 2018, nachdem sich die Schwaben von Tayfun Korkut getrennt hatten. Weinzierl hatte die Zeit seit seiner Entlassung im Sommer 2017 offenbar gut genutzt, hospitierte unter anderem eine Woche lang beim vielleicht besten Trainer des 21. Jahrhunderts, Pep Guardiola, und sprach vom „wichtigsten Jahr in meinem Trainer- und Sportlerleben.“ Die Zeit in Stuttgart verlief dann aber alles andere als den Erwartungen entsprechend. Nach lediglich vier Siegen aus 23 Spielen (Punkteschnitt 0,7) markierte ein bezeichnendes 0:6 ausgerechnet beim FC Augsburg das unrühmliche Ende seiner Amtszeit. Wieder folgte eine Pause, bis schließlich im Frühjahr 2021 erneut der FCA anklopfte, den er nach Versöhnung mit Stefan Reuter zweimal in Folge zum Klassenerhalt führte. Da die Entwicklung anders als in seiner ersten Amtszeit weitestgehend ausblieb, stieß Weinzierl Reuter erneut vor den Kopf und verkündete seinen Rücktritt nach dem letzten Saisonspiel während eines TV-Interviews. Nicht nur beim FCA stand danach vieles auf dem Prüfstand, auch für Weinzierl selbst ergab sich im letzten Sommer keine weitere Chance auf einen Trainerposten in der ersten Liga, das Bild des cleveren Taktikers und Mannschaftsentwicklers hatte weitere Risse bekommen.
Beim 1. FC Nürnberg erhielt Weinzierl im Oktober 2022 eine neue Chance, sollte die Mannschaft stabilisieren und wieder in die obere Tabellenhälfte führen. Nach einer Amtszeit von gerade einmal 13 Spielen, die mit einer 0:5-Pleite gegen Heidenheim endete, zog auch Sportvorstand Dieter Hecking die Reißleine. Obwohl Weinzierl das DFB Pokal-Viertelfinale erreicht hatte, musste er gehen. Zugegeben der Vergleich ist unfair, aber während Jürgen Klopp noch immer beim FC Liverpool im Amt ist und dort sowohl die Liga als auch die Champions League gewinnen konnte, hat Weinzierls Trainerkarriere einen neuen Tiefpunkt erreicht. Der im Februar 2016 noch so hell scheinende Stern am Trainerhimmel hat vieles seiner Strahlkraft eingebüßt und droht zu verglühen. Johannes Kaiser
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